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J. S. Bach (1685-1750)
Fünfte Suite für Violoncello solo c-Moll BWV 1011
Prélude Allemande Courante Sarabande Gavotte I und II Gigue
siehe Einführung in die Cello-Suiten Die oberste der vier Saiten, die A-Saite, soll in der 5. Suite nach der Vorschrift Bachs um einen Ganzton herabgestimmt werden, so dass sich die Klangfarbe zum Dunkleren hin ändert. Dieser Klang entspricht der Tonart c-Moll, am intensivsten gleich zu Beginn: Das Prélude, das die Folge der fünf Tänze einleitet, beginnt selbst mit einer Einleitung von düsterem Gepräge. Sie erinnert mit ihrer Punktierung an die Ouvertüre zu Französischen Suiten. Dieser Einleitung folgt ein bewegterer Teil, dessen Beginn - auch hier eine Erinnerung an die Französische Suite - eine Art Fugato ist:
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Im weiteren Verlauf wechselt das Fugato-Thema immer wieder mit harmonisch farbigen Zwischenspielen, die in einer Orgelpunkt-Episode gegen Ende ihren Höhepunkt finden.
J. Mattheson, ein Zeitgenosse Bachs, charakterisiert die im Vierertakt stehende Allemande als „eine ehrliche teutsche Erfindung, das Bild eines zufriedenen oder vergnügten Gemüts, das sich an guter Ruhe und Ordnung ergötzt.“ Bachs Allemande in der 5. Suite ist das Gegenstück zu dieser Charakterisierung: Ernsthaft-Nachdenkliches und Schweres statt Zufriedenes oder Vergnügtes. Schon das Moll steht Letzterem entgegen, ebenso die Häufigkeit der Akkordgriffe und die ‚französische‘ Punktierung.
Akkordgriffe und die ‚französische‘ Punktierung bestimmen auch die Courante. Doch durch den Dreiertakt wirkt sie etwas bewegter als die ‚Allemande‘, vor allem im zweiten Teil klingt sie trotz des Moll lebhaft, ja sogar ein wenig beschwingt.
„Die Sarabande beschränkt sich auf radikale Einstimmigkeit und gewinnt unter völligem Verzicht auf den charakteristischen Tanzschritt höchste Expressivität allein aus ihrer ungemein persönlichen, von schmerzlichen Vorhalten geprägten melodischen Linie.“ (Reclam)
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Tänzerisch-beschwingt bilden Gavotte I und II den Kontrast zur Sarabande. Aufgebaut ist dieser im Vierertakt stehende Tanz wie ein Menuett bzw. Scherzo: Die Gavotte I bildet den Rahmen. Ihre schönen melodischen Phrasen sind von großer Ausgewogenheit; und ausgewogen ist auch das Verhältnis zwischen Einstimmigkeit und den die Klangfülle vermehrenden Akkordgriffen. Eindringlich ist auch der Kontrast zwischen den beiden Gavotten, zwischen der Ausgeglichenheit der ersten und der wie ein Hummelflug in Triolen dahineilenden Virtuosität der zweiten Gavotte.
Es bleibt beim Tänzerisch-Beschwingten. In der Barockzeit war die ‚französische‘ Gigue ein lebhafter Tanz, und Bach hat in seiner Stilisierung dieses Tanzes dessen Lebhaftigkeit bewahrt. Der Rhythmus des 3/8 Takts ist von spannungsgeladenem Schwung durch die Kürze des Takts, durch die ständigen Punktierungen der ersten Achtel-Note und durch drei meist am Ende eines kurzen Motivs erscheinenden Sechzehntel nach der punktierten Achtel:
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Überraschend wirkt der Einsatz dieser Sechzehntel, wenn sie durch Überbindungen verzögert auftreten.
April 2021
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Suite für Violoncello solo Nr. 3 C-Dur / Suite für Violoncello solo Nr. 6 D-Dur
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