J. S. Bach (1685-1750)
Dritte Suite für Violoncello solo C-Dur BWV 1009
Prélude Allemande Courante Sarabande Bourrée 1 und 2 Gigue
siehe Einführung in die Cello-Suiten Harmonisch von besonders großer Farbigkeit leitet das Prélude mit festlichem C-Dur die Tanzfolge ein. Nach einem Abstieg durch Tonleiter und Dreiklang „setzt ein sich steigerndes ständiges Sechzehntel-Fließen ein, das seinen Höhepunkt in weit ausholenden Arpeggien über einem 16-taktigen Orgelpunkt findet. Kadenzierende Akkorde führen zur Schlusswendung, die genau dem 1. Takt des Satzes entspricht.“ (Reclam) Festgeschriebene Arpeggiomuster und angenehme Sequenzierungen gliedern den Ablauf und sorgen für vergnügliches Hören.
Die im Vierertakt stehende Allemande ist „eine ehrliche teutsche Erfindung, das Bild eines zufriedenen oder vergnügten Gemüts, das sich an guter Ruhe und Ordnung ergötzt“; J. Mattheson (1681 - 1764), der dies schrieb, ein Zeitgenosse Bachs, meinte diese Charakterisierung nicht ironisch. Auch für die Allemande in dieser Suite mag solche Charakterisierung zutreffen, wenn man sie noch durch ‚Feinheit’ und ‚Vornehmheit’ ergänzt. Der durchgängige Wechsel von Sechzehntel und Zweiunddreißigstel vergnügt das Gemüt mit lebendiger Abwechslung, sorgt aber auch, eben weil er so regelmäßig ist, für ‚Gute Ruhe und Ordnung‘.
Im Ablauf von langsam-schnell folgt im Dreiertakt nun die bewegtere Courante (von frz. "courir" = laufen). Sie war ein im Frankreich des 16. – 18. Jahrhunderts beliebter Tanz in ungrader Taktart und in einem zunächst gemessenen Tempo. Am Hof Ludwigs XIV. gehörte sie als Schreittanz zum festen Tanzrepertoire. ‚Gemessen’ ist die klar gegliederte und mit farbiger Harmonik ausgestattete Courante in Bachs Cello-Suite keineswegs, sondern eher recht munter mit ihren abwärtslaufenden Tonleitern und lebhaften gebrochenen Dreiklängen.
Die Sarabande kam aus Mittelamerika nach Spanien; hier war sie zunächst als wilder und obszöner Tanz bei Peitschen- und Galeerenstrafe verboten (1583). Sie muss sich dann im Laufe des 17. Jahrhunderts gründlich geändert haben; sie entwickelte sich zu einem feierlichen, gemessenen Tanz im Dreiertakt. Der Musiktheoretiker Johann Georg Sulzer schreibt 1771 über die Sarabande als Kunstform: „Der Vortrag muss wie in einem ausgezierten Adagio geschehen; der Ausdruck muss Würde haben und alles Kleine, Niedliche muss dabei vermieden werden.“ Bach hatte dieser Forderung schon 50 Jahre zuvor entsprochen, denn nichts ist hier klein und niedlich, sondern alles bedeutungsvoll und voll von liebenswerter Majestät.
Die Bourée ist ein altfränzösischer Tanz, der im 17. Jahrhundert hoffähig wurde. Bei Bach zeigt sie leise Melancholie, leichte Eleganz und schöne Ausgewogenheit der melodischen Linie. Während die bisherigen Tänze und auch die abschließende Gigue zweigeteilt sind und jeder Teil wiederholt wird, ist der im Vierertakt stehende Tanz wie ein Menuett bzw. Scherzo aufgebaut: Die Bourée I bildet den Rahmen, der die in Moll stehende Bourée II umfasst. Bourée I ist mit ihren kürzeren Phrasen und der Häufigkeit von Intervallsprüngen volkstümlich verspielt; bei der Moll-Bourée sind die Phrasen länger und auf Intervallsprünge wird weitgehend verzichtet.
Die ‚Gigue‘ ist keltischer Herkunft und war ursprünglich ein schneller hüpfender Tanz. In ihrer Kunstform bei Bach zeugt von ihrem Ursprung der munter-forsche Elan, der sich durch die aufwärtssteigende Linie des Beginns
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