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Joseph Haydn (1732-1809)
Streichquartett D-Dur op.64/5 Hob. III:63 (‘Lerchenquartett’)
Allegro moderato Adagio cantabile Menuett: Allegretto Finale: Vivace
Dieses rundum entzückende Werk „ist eines der meistgespielten Streichquartette überhaupt. Nach den ersten Takten des Allegro moderato, in denen die zweite Violine, Viola und Violoncello in mittlerer Lage in kurzen Tönen ein Thema zu spielen scheinen, schwingt sich die erste Violine in hoher Lage zu einer jubelnden Melodie auf,
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die zu dem Beinamen ,,Lerchenquartett" geführt hat. Gleichzeitig geht der an sich schon thematisch wirkende dreistimmige Satz weiter.“ (G. Feder) Ein Seitenthema fehlt. Statt dessen folgt ein vierstimmiger Satz, charakterisiert durch Synkopen und Chromatik, durch die sehr schöne Harmonien entstehen. Energische Achtel-Triolen, unterbrochen von chromatisch aufwärts steigenden Vierteln, und die Schlussfloskeln des Lerchen-Themas beenden den ersten Teil dieses Satzes. Der zweite Teil hat die Aufgabe, das bisher Gehörte abzuwandeln und neu zu kombinieren. Zunächst wird noch einmal das Lerchen-Thema vorgestellt, dann werden die Achtel-Triolen und die chromatisch aufwärts steigenden Viertel zu dramatischen Effekten gesteigert bis zum Unisono dieser Triolen-Figuren. Wenn dann das Lerchen-Thema erklingt, erwartet man, dies sei der Beginn des dritten Teils, der den ersten wieder aufgreift. Doch der zweite hat sein Ende noch nicht gefunden. Ein heftiges Spiel mit den Achtel-Triolen und dem chromatischen Aufwärts stoppt die Weiter-Entwicklung des scheinbar aufgegriffenen ersten Teils und endet beruhigend mit einer Fermate. Jetzt erst kann der dritte Teil sich ganz entfalten.
Das Adagio cantabile ist von großer Schönheit. Sein Aufbau ist durch Dreiteiligkeit bestimmt: Einem wunderbar ruhigen Dur-Teil (A), der einige anrührend-melancholische Takte in Moll umschließt (B) und dessen Schluss mit ungewöhnlichen Harmonien eingeleitet wird, folgt als zweites ein Mittelstück in Moll (C), das mit demselben Motiv wie der A-Teil beginnt. Der dritte Teil wiederholt den ersten, aber mit intensiven Verzierungen in der 1. Violine. Der Aufbau hat also folgendes Schema: ABA C A’B’A‘.
Das Menuett beginnt zunächst bäuerlich-derb durch Viertelnoten-Sprünge mit kurzen Halbton-Vorschlägen von unten:
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Die dann folgenden Achtelnoten-Tonleitern werden nun aber Material für eine sehr elegante kontrapunktische Feinstarbeit, die im besinnlich-melancholischen Moll-Mittelteil (‚Trio‘) in Verbindung mit einem chromatischen Tonleiter-Motiv (Erinnerung an den Ersten Satz) noch eine Steigerung erfährt.
Höhepunkt des Werks ist das großartige Finale. Es ist „ein unvergleichliches Perpetuum mobile in Sechzehntel-Noten, die vom Teil A nahtlos in den D-Moll-Teil B übergehen, wo mit ihnen ein Fugato-Thema in Achtel- und synkopischen Viertelnoten kontrapunktiert.“ (ebend.) Elegant und einfach kehrt der Fugato-Teil zur Wiederholung von Teil A zurück, der mit einer spritzigen Coda schließt. Macht man sich bewusst, dass dieses Finale nur gut zwei Minuten dauert, muss man an Goethes Vers denken: „In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister.“
Mai 2021
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Streichquartett op 51 Die sieben letzten Worte / Streichquartett op. 74/3 g-Moll
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