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L. van Beethoven
(1770-1827)

Streichquartett B-Dur op. 130

Adagio ma non troppo / AllegroPresto / L'istesso tempo
Andante con moto ma non troppo
Alla danza tedesca: Allegro assai
Cavatina: Adagio molto espressivo
Finale: Allegro

zum Altersstil Beethovens siehe op. 132

Das Quartett op. 130 aus dem Jahr 1826 ist das letzte von drei Quartetten, die Beethoven dem russischen Fürsten Golitzin widmete. Gemeinsam ist diesen dreien (op. 127, op. 132, op. 130) nicht nur derselbe Widmungsträger, verbunden sind sie auch durch ein Kernmotiv, bestehend aus zwei Halbtonschritten. In der ‚Großen Fuge‘, die als letzter Satz für op. 130 gedacht war, sind es die Halbtonschritte g-gis, f-e. Ein weiteres Element, das diese drei Quartette verbindet, ist das Überschreiten der klassischen Viersätzigkeit, das auf ein charakteristisches Element von Beethovens Spätstil verweist: die Lockerung der formalen Prinzipien. In diesen Zusammenhang gehören auch die auffälligen Tempiwechsel des Ersten Satzes (15 Mal wechselt Adagio 3/4 und Allegro 4/4).

Das Kernmotiv erscheint schon im ersten Takt des Ersten Satzes.



Streichquartett op.130 Satz 1 Adagio-Motiv



Mit ihm beginnt eine – teilweise fugierte - Adagio-Einleitung, die dann auch gliedernder Bestandteil des gesamten Ersten Satzes wird. Nach der Einleitung folgen zwei Hauptthemen gleichzeitig: ein sechzehntel-bewegtes, das den gesamten Satz vorantreibt, und ein Signalthema, das Akzente setzt:



Streichquartett op.130 Satz 1 Allegro-Motiv



Sie nehmen innerhalb des ersten Teils dieses Satzes viel Raum ein, sowohl vor als auch nach dem dritten Thema, das zu den Hauptthemen einen elegischen Gegensatz bildet:



Streichquartett op. 130 Satz 1 Seitenthema



Der zweite Teil beginnt (wie auch später die Coda) mit dem – sehr schön veränderten - langsamen Kernmotiv, das in kürzester Folge mit dem Doppelthema sich abwechselt. Das Signalthema wird dann durch eine Begleitung, die mit ihren ständig sich wiederholenden abfallenden kleinen Intervallen sehr auffällig wirkt, einige Takte lang weiterentwickelt. Sehr bald aber beginnt mit dem Doppelthema als dritter Teil die Wiederaufnahme des ersten Satzteils, aber verändert, bereichert; so wird das dritte, das elegische Thema sehr erweitert dargestellt.

Das köstlich humorige (leider nur kurze) Presto ist wie ein Scherzo aufgebaut: ABA‘. Der A-Teil huscht atemlos in Moll vorbei, der B-Teil steht in Dur und ist kräftiger akzentuiert; „ein einziges eintaktiges Motiv aus Dreiklang und Vorschlagfigur wird ununterbrochen aneinandergereiht“. In der Überleitung vom B-Teil zur - veränderten - Wiederholung des A-Teils wird - fast wie ein Glissando klingend - dreimal die chromatische Tonleiter abwärts geführt.

Themen und Motive des ungewöhnlichen Andante erscheinen in einem höchst differenzierten Gewebe feiner Figurationen. Beethoven sagte dazu einem Freund: „Sie werden eine neue Art der Stimmführung bemerken.“
Der Beginn mit den Halbtonschritten des Kernmotivs lässt eine melancholische Stimmung erwarten; doch nach zwei Takten zeigt sich mit dem Thema in der Bratsche eine heitere Gelöstheit, entsprechend der Spielanweisung ‚poco scherzoso’. Die 1. Violine spielt zum Bratschen-Thema einen Kontrapunkt und übernimmt dann das Thema. So geht es weiter und es entsteht ein wunderbares Geflecht von vier gleichberechtigten Stimmen. Dass dieser Satz im Großen dreigeteilt ist, lässt sich kaum erkennen. Im ersten Teil erscheinen das Hauptthema und zwei kurze Seitenthemen, der zweite Teil variiert das zweite Seitenthema:



Streichquartett op. 130 Satz 2 Seitenthema



der dritte wiederholt in veränderter Form den ersten. Die Coda beginnt mit einem aufsteigenden Zweiunddreißigstel-Anlauf der 1. Violine und endet mit dem zweiten Seitenthema. Noch einmal sind hier alle erdenklichen kompositorischen Feinheiten versammelt.

Der Vierte Satz, Alla danza tedesca, ein deutscher Walzer, ist wieder nach dem Schema ABA’ + Coda aufgebaut, einfache Melodik und relativ schlichte Harmonik nähern den Satz dem Volkstümlichen an. Der erste A-Teil ist durch Achtel, der B-Teil durch Sechzehntel geprägt; in der Wiederholung des A-Teils sind die Achtel mit den Sechzehnteln ‚garniert’. Eine besondere Überraschung bietet die Coda, indem sie die einzelnen Instrumente sich gegenseitig das Thema zuspielen lässt.

Beethoven hat die Cavatina sehr geschätzt; sie sei sein „Lieblingsstück“, so soll er dem Freund Karl Holz gesagt haben. Sie ist in drei Teile gegliedert; der erste Teil wiederum in zwei, von denen ein Thema des zweiten Teils vor allem beeindruckt:



Streichquartett op. 130 Satz 5



Beeindruckend ist auch der Mittelteil: ‚beklemmt’ nennt Beethoven dessen durch Pausen und Synkopen zerrissene Melodie. Der dritte Teil wiederholt den ersten in verkürzter Form.

Nach der 'Cavatina' war eine höchste Steigerung der Spannung durch die ‚Große Fuge‘ vorgesehen. Aufgrund des Unwillens der ersten Zuhörer und des Rats seines Verlegers ersetzte Beethoven die ‚Große Fuge‘ durch das Finale: Allegro; statt höchster Spannung nun Entspannung in tänzerischer Heiterkeit, das letzte Stück Musik, das Beethoven vollendet hat.
Die Dreiteilung ist konventionell: Darstellung der Themen - Spiel mit den Themen und abgespaltenen Motiven - Wiederaufnahme des ersten Teils + Coda. Der erste Teil ist sehr ausgedehnt, das beschwingte Hauptthema ist allgegenwärtig, Sechzehntel-Spielwerk dehnt sich aus, Seitenthemen bleiben im Hintergrund. Im Mittelteil wird das Hauptthema auf köstliche Weise fugiert verarbeitet.

Juli 2019



Streichquartett op. 127 Es-Dur / Streichquartett op. 131 cis-Moll

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