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W. A. Mozart(1756-1791) Streichquartett d-Moll KV 421
Allegro moderato Andante Menuetto: Allegretto Allegretto, ma non troppo
über Anlass der Entstehung siehe zu KV 428
Geschrieben in der Tonart, in der auch der Untergang des Don Giovanni und das Requiem gestaltet sind, gehört dieses Werk zu den eindringlichsten Streichquartetten Mozarts. Entstanden ist dieses zweite der Joseph Haydn gewidmeten sechs Quartette - J. Dohm nennt sie „einer der steilsten Gipfel europäischer Kammermusik überhaupt“ - nach Berichten von Constanze während der Entbindung des ersten Sohns (1783); Mozart habe sogar ihre Schreie mitkomponiert, so deutet Constanze die innere Erregung des Quartetts, seine große Emotionalität und düstere Expressivität.
Ausdruck der Angst vor den Schlägen des Schicksals wechselt im ersten Teil des Allegro moderato mit dem Trost freundlicher Passagen. Das kurze Mittelstück des Satzes verschärft durch überraschende Modulationen und durch polyphone Verarbeitung von Motiven des Hauptthemas
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den erdrückenden Eindruck des Beginns zu schneidender Härte und unheimlichem Grauen. Was ein Genie durch sieben Takte Fugato bewirken kann! Genial sind auch die Veränderungen, die Mozart vornimmt, wenn er, der Tradition folgend, den ersten Teil wieder aufgreift.
Das Andante ist dreigeteilt: Ecksätze von melancholisch eingetrübter, zu Herzen gehender Lieblichkeit umrahmen einen in sich wieder dreigeteilten düsteren Mittelteil in Moll (also A B A + Coda). Zur Düsternis des Mittelteils tragen auch die moll-geprägten großen Intervallsprünge abwärts bei, in denen Hildesheimer die Schreie der Constanze vermutet. Am Ende des Mittelteils wiederholen sich diese Intervalle, nun in klarem C-Dur, als wenn aus Schmerzensschreien Jubelschreie würden.
Auch das Menuett ist dreiteilig: In den Außensätzen gibt es dunkle Härte und intensive Klage (d-Moll), im Mittelteil, dem Trio, verbreitet die Erste Geige über den Pizzicati der übrigen Streicher die Anmut eines heiteren Rokoko-Tanzes.
Das Thema des Vierten Satzes - wie schon das Andante im Siciliano-Rhythmus - wird viermal variiert. Das Wiegend-Tänzerische des Siciliano wirkt durch das Moll wie mit Wehmut verhangen:
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Das Wehmütige bleibt erhalten auch in der Ersten Variation; dazu trägt die Chromatik bei, mit der die Figuren von Violine I durchsetzt sind. Die zweite Variation wird geprägt durch starke synkopischeAkzente; die Spannung, die so entsteht, wird durch die sich anschließende wiegende Melodie immer wieder aufgelöst. In der dritten Variation antworten der Bratsche die in Oktaven geführten Violinen mit ihrer sanften Klage. Das Dur der vierten Variation bringt keine Erhellung der Stimmung. Auch hier bewirken die Oktav-Parallelen von 1. und 2. Violine einen besonderen, ein wenig verfremdenden Reiz. Bei der - beschleunigten - Wiederholung des Themas zum Ausklang wird das ‚Fanfaren’-Motiv (zwei Sechzehntel und ein Achtel) geringfügig, aber wirkungsvoll verändert: Aus den beiden Sechzehntel wird eine Sechzehntel-Triole, die teils mit dramatischer, teils mit lieblicher, dann mit schneidender Wirkung das Ende dieses Satzes vollständig beherrscht.
September 2014
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KV 405 Bach-Fugen / KV 428 Es-Dur
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