Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Streichquartett d-Moll KV 173
Allegro ma molto moderato Andantino grazioso Menuetto Allegro
Im August und September 1773 komponierte Mozart, angeregt durch Haydns ‚Sonnenquartette’ (op. 20), in Wien eine zweite Gruppe von 6 Quartetten, die sogenannten ‚Wiener Quartette’ (Die erste Gruppe war einige Monate zuvor entstanden.). Das letzte dieser ‚Wiener Quartette‘ ist Mozarts erstes in Moll.
Drei Themen prägen dessen eindrucksvollen Ersten Satz: Voller Wehmut erklingt eine von der 5. Stufe der Tonleiter zum Grundton absteigende Linie,
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und die Harmonien dazu verstärken diese Betrübnis. Ein energischer Aufschwung der ersten Violine wird dieser bedrückenden Stimmung entgegengesetzt:
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Das dritte Thema ist durch Tonwiederholungen und Trillerfiguren geprägt – ein ungewöhnlicher, interessanter Eindruck, wenn diese Thematik sich über eine Reihe von Takten hinzieht, zum Beispiel auch in der ‚Coda‘. Mit einer kontrapunktischen Darstellung des absteigenden Themas wird in Kanonform der erste Teil des Satzes beendet. Der Mittelteil führt die Tonwiederholungen und Trillerfiguren durch verschiedene Harmonien hindurch. Den Abschluss des Mittelteils bildet wie den des ersten Teils das absteigende Thema in Kanonform. Der dritte Teil greift den ersten wieder auf, weitet dabei den Bereich des energischen Aufschwungs aufs schönste aus.
Dem Moll des Ersten Satzes und seinem ernsten Gewicht setzt der Zweite Satz ein freundliches Dur entgegen. Die Satzbezeichnung des Autographs (‚Andantino grazioso’) ist nicht von Mozarts Hand, sondern vermutlich von einem Kopisten; man könnte auch eine gegenteilige Bezeichnung einsetzen, etwa ‚gravitätisch‘. Das Rondo-Thema, dem Refrain in einem Lied vergleichbar,
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erschein fünf Mal. Zwischen den Refrains und seinen Wiederholungen gibt es vier Zwischenstücke (Strophen), die die Triolen des Rondo-Themas übernehmen und in vielfältiger Weise abwandeln. Sie wirken dort, wo sie unisono gesetzt sind, recht gewichtig. Das zweite von ihnen und auch die Coda könnten tatsächlich mit ‚grazioso‘ bezeichnet werden.
Getrübte Moll-Stimmung bestimmt das Menuett; selbst das freundliche Mittelstück in Dur hat seine dunkel gefärbten Takte.
Eine absteigende Linie bestimmt auch das Fugenthema des Vierten Satzes, chromatisch geht es vom Grundton abwärts bis zur 5. Stufe der Tonleiter:
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Mit dieser Tonfolge greift Mozart sehr eindringlich die Sprache der Klage auf, die ihm aus alter Tradition überliefert ist. In ihrer souveränen Satzkunst ist diese Fuge ein Meisterstück des jungendlichen Komponisten.
Juni 2020
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KV 156 G-Dur / KV 387 G-Dur
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