Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Streichquartett G-Dur KV156
Presto Adagio Tempo di Menuetto
Auf der Fahrt nach Mailand oder in Mailand (3. italienische Reise Mozarts; 1772/73) entstand die Sechsergruppe der ‚Mailänder Streichquartette’ KV155-160. Der sechzehn/siebzehnjährige Mozart zeigt sich hier im Vollbesitz seiner musikalischen Mittel. Mit ihrer geschmeidigen Melodieführung, dem Heiter-Tänzerischen in den Ecksätzen, mit dem Persönlichen der oft dunkel gefärbten langsamen Sätze ist in diesen frühen Quartetten der ganze Mozart vorgezeichnet. Zum Quartett KV 156 meint der Mozart-Experte Alfred Einstein, es sei „in seiner Art vollkommen“.
In knappester Form zeigt sich im Ersten Satz die Form des klassischen Sonatensatzes, bestehend aus einem ersten Teil, der die Themen vorführt, einem zweiten, der sie abwandelt und einem dritten, der den ersten wieder aufgreift. Haupt- und Seitenthema des ersten Teils folgen unmittelbar aufeinander, beide sind heiter und anmutig. Der zweite Teil hält sich nicht an die Konvention, zeigt also keine Abwandlung, sondern Neues. Auffällig sind die beiden Sechzehntel-Sekundschritte auf der betonten Taktzeit, zunächst als Begleitung zu den gebrochenen Akkorden der übrigen Instrumente, dann auch als Teil einer Melodielinie. An die Konvention hält sich Mozart im dritten Teil, dass nämlich hier der erste wiederholt wird.
Der eindringliche Zweite Satz ist ebenfalls ein klassischer Sonatensatz, in dessen erstem Teil zwei innige Themen vorgestellt werden. Aufgabe des zweiten Teils ist hier nicht die Abwandlung dieser Themen, sondern deren Innigkeit expressive Dramatik und Klage entgegenzusetzen. Der dritte Teil greift den ersten wieder auf, aber mit erheblichen Abweichungen.
Der Dritte Satz im ‚Tempo di Menuetto’ besteht aus identischen energischen Ecksätzen und einem rokokohaft-verspielten Mittelteil in Moll.
Juni 2020
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