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Richard Strauss
(1864-1949)

Klavierquartett c-Moll op. 13
Allegro
Scherzo
Andante
Vivace

Am 3. Oktober 1884 hatte der Berliner Tonkünstlerverein einen Kompositionswettbewerb für ein Klavierquartett ausgeschrieben. Der zwanzigjährige Richard Strauss beteiligte sich und gewann den 1. Preis. Die Entscheidung war nicht einstimmig gefallen, der Brahmsianer Franz Wüllner hatte den Ausschlag gegeben. Das Jahr 1884 war das Jahr der Brahms-Verehrung des jungen Richard Strauss; diese Verehrung hat das Klavierquartett und möglicherweise auch das Urteil Wüllners beeinflusst. Sehr schnell wurde Strauss dann wieder zum ‚Brahmsverächter‘ und blieb es sein ganzes langes Leben.

Der Beginn des Ersten Satzes ist dem Beginn von Brahms’ Klavierquartett g-Moll nachempfunden: Im Unisono der Streicher (bei Brahms: des Klaviers) wird das ‚Motto’ vorgestellt:



Klavierquartett op. 13 Satz 1 Hauptthema



Nach fünf Takten beginnt - ff und appassionato - zu Beginn durch Triolen charakterisiert, das eigentliche Hauptthema:



Klavierquartett c-Moll Satz 1 Hauptthema



Dem schließt sich ein Thema an, das wieder an Brahms erinnert:



Klavierquartett op. 13 Satz 1 Hauptthema 3



Es beginnt ruhig, leitet dann in einem großen Crescendo über zu einem Seitenthema voller Schmelz (hier die Fassung des dritten Teils):



Klavierquartett c-Moll Satz 1 Seitenthema



Eine muntere Überleitung führt hin zur Schlussapotheose des ersten Satzteils, „wieder im Unisono bzw. in Oktaven der Streicher vorgetragen, diesmal mit rauschenden Kaskaden im Klavier, die den hymnischen Schwung noch steigern“ (Kammermusikführer Reclam):



Klavierquartett op. 13 Satz 1 Seitenthema



Der Mittelteil erinnert an Themen und Motive des ersten Teils. Er beginnt mit prächtigen Dreiklangkaskaden. Dann folgt eine eindrucksvoll schwärmerische neue Melodie,



Klavierquartett op. 13 Satz 1 Beginn der Durchführ



während der Klavierbass an das Eingangs-Motto erinnert. Dieses Motto wird für den weiteren Verlauf des zweiten Teils bestimmend, und sein Abschluss wird von jener schwärmerischen neuen Melodie gebildet.
Der dritte Teil eines klassischen Sonatensatzes wiederholt üblicherweise den ersten. So auch hier, doch mit einigen Veränderungen: das Hauptthema z. B., das im ersten Teil Fortissimo von Violine und Bratsche gespielt wurde, erscheint nun pianissimo im Klavier. Der Schlussteil (die Coda) ist ungewöhnlich lang. An seinem Beginn steht ein Spiel mit dem Motto-Motiv, dann wird an das Brahms-Motiv erinnert. Die schwärmerische Melodie erscheint ein letztes Mal. Den Abschluss bildet im Bass des Klaviers und verändert nach Dur das Motto-Motiv

Der Aufbau des köstlich spritzigen Scherzos ist der übliche: Scherzo – Trio – Scherzo; das Besondere: der Scherzo-Teil ist als klassischer Sonatensatz in drei Teile gegliedert: ein erster stellt ein humorvolles Sprungmotiv als Haupttema und einen Wechsel von aufsteigenden punktierten Halben und abfallenden Achteln als Seitenthema vor, der Mittelteil spielt mit diesem Material und der dritte wiederholt es. Ein zarter Ländler gibt dem ‚Trio‘ seine Süße, und an die Wiederholung des Scherzoteils schließt sich eine ausgedehnte Coda an, die mit dem Ländlerthema des Trios beginnt – nun aber im Scherzo-Tempo. Das Sprungmotiv wird noch einmal virtuos und witzig dargestellt, die punktierten Halben, von schönen Akkorden begleitet, bringen einen besinnlichen Ruhepunkt, bevor die Coda mit Fortissimo und Prestissimo endet.

Das Andante ist ganz Gefühl. Nach einer schwermütigen Einleitung des Klaviers, an deren Ende Bratsche und Cello einfallen, stellt die Violine ein erstes Thema vor; das Klavier intoniert ein durch Triolen unruhigeres Zwischenstück; es führt hin zu einem Thema voll von leidenschaftlichem Pathos. Trillerfiguren leiten über zu einer veränderten Wiederholung der Einleitung und der Themen. Am Ende des ‚Andante‘ weisen in Quinten und Quarten ‚grazioso‘ abwärtsfallende Sechzehntel in Violine und Klavier auf den ‚Rosenkavalier’ voraus.

Beim Finale ist es schwierig, ein eindeutiges Hauptthema zu finden. Erkennbar ist immer mal wieder das rhythmisch prägnante Anfangsmotiv:



Klavierquartett c-Moll Satz 4 Hauptthema



Doch man spricht besser von Charakterbild als von Thema. Die Seitenthemen sind eindeutiger auszumachen, es gibt deren drei: ein leicht verspieltes, ein zweites, das, vom Klavier solo eingeführt, ‚mit Laune’ zu interpretieren ist, aber durch die chromatische Aufwärtsbewegung doch nicht so leicht verspielt wirkt wie das erste - man wird an eine Art ‚Till Eulenspiegel‘ und seine unterschiedlichen Situationen erinnert. Das dritte Seitenthema wird von einer getragenen Melodie gebildet, erhält aber durch die Synkopen der Klavier-Begleitung eine beunruhigende Stimmung, wird auch hart unterbrochen durch den wilden Ausklang des ersten Teils dieses Satzes. Dessen Wiederholung ist verkürzt: es fehlen die ersten beiden Seitenthemen, das dritte aber gewinnt - der Bratsche vorbehalten - an Klarheit und beendet so die Wiederholung des ersten Teils. Der zweite Abschnitt beginnt sehr zart mit dem chromatischen Aufstieg des 2. Seitenthemas. Es folgt ein energisches Spiel mit den Sechzehntel-Figuren des Hauptthemas; und am Ende dieses Abschnitts wird noch einmal an das dritte Thema erinnert. Der letzte Teil eines klassischen Sonatensatzes wiederholt nach der Konvention den ersten. Dies geschieht auch hier, aber mit wichtigen Veränderungen; so wird nach dem zweiten Seitenthema eine längere Überleitung zum dritten Thema eingefügt, die mit einer ironisch-klagenden chromatischen Abwärtsbewegung von vier Tönen endet. Das dritte Thema entfaltet im Unisono der drei Streicher, unterstützt vom Bass des Klaviers, eine düstere Ausdruckskraft. Die kurze Coda greift noch einmal das Hauptthema auf und verstärkt mit seinen Veränderungen diese düstere Wirkung.

Februar 2021



Cellosonate F-Dur op. 6 / Violinsonate Es-Dur op. 18

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