Richard Strauss (1864-1949)
Sonate für Violine und Klavier Es-Dur op. 18
Allegro ma non troppo Improvisation: Andante cantabile Finale: Andante/Allegro
Op. 18 aus dem Jahr 1887 ist hochvirtuos und doch lebendig durch große Empfindung und durch ein Fülle von unmittelbar zugänglichen musikalischen Einfällen, ein Werk der großen Gesten in den Ecksätzen und von berückender Anmut bei den Seitenthemen dieser Ecksätze und im langsamen Satz.
Nach dem Hauptthema, dessen rhythmische Auffälligkeit (Triolen nach einer Punktierung) am Ende des ersten Takts den Satz wesentlich bestimmt,
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zeigt dieser Erste Satz gleich zwei dieser beeindruckenden lyrischen Themen, ein erstes mit fallender Melodielinie, vom Klavier vorgestellt,
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von der Violine variiert wiederholt, mit dem Eingangsmotiv des Hauptthemas sich abwechselnd und fortgesponnen zu einer besonders schönen Variante, gefolgt von einem Sechzehntel-Wechselspiel zwischen Violine und Klavier. Das zweite lyrische Thema ist eine emphatisch steigende Melodielinie,
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an die sogleich das erste lyrische Thema mit der Abwärts-Tendenz sich anschließt,
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so dass sich ein großer melodischer Bogen ergibt. Der Mittelteil „wird fast ganz vom Hauptmotiv und dem 1. lyrischen Motiv beherrscht, die in immer neuen melodisch-harmonischen Variationen nach- und gegeneinander durchgespielt werden“. Der dritte Teil eines klassischen Sonatensatzes wiederholt traditionell den ersten. Das geschieht mit dem Aufbau auch hier; im Detail gibt es wesentliche Veränderungen. Die Coda versammelt die drei Themen auf engem Raum. Es werden nicht nur das 1. und 2. lyrische Thema, sondern dazu noch das Hauptthema „zu einer großen, ‚neuen’ Kantilene zusammengefügt“ (Reclam). Diese Kantilene wirkt ganz selbstverständlich wie eine in sich geschlossene spontane Erfindung; die Konstruktion aus drei Teilen ist ihr nicht anzumerken.
Das Andante cantabile ist dreigeteilt: ABA‘, wobei der umfassende Teil ebenso in sich dreigeteilt ist. Bei A ist der mittlere Teil etwas bewegter, sogar ein wenig dramatisch. Der Mittelteil B setzt sich durch einen düster-bedrohlichen Unterton von der ihn umgebenden, ein wenig melancholischen Lieblichkeit ab. A‘ klingt ein wenig verspielt und wirkt wie improvisiert. Tatsächlich war das Andante cantabile unter dem Titel ‚Improvisation aus Opus 18‘ als Einzelstück beliebt.
Das Finale ist ein großes Fest der Virtuosität, in die Form eines klassischen Sonatensatzes gebunden. Das Hauptthema - nach einer kurzen langsamen Einleitung - ist von mitreißendem Schwung:
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Und wie im Ersten Satz gibt es zwei ungemein einprägsame lyrische Seitenthemen, ein erstes,
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das im Mittelteil wieder aufgegriffen wird, und ein zweites, voller Schmelz, das sogleich vom Klavier aufgenommen wird und so den Höhepunkt des ‚Vierten Satzes‘ bildet. Der Mittelteil des Satzes variiert üblicherweise Themen und Motive des ersten Teils. Dies geschieht hier kurz mit dem Hauptthema, dann vor allem mit dem ersten Seitenthema, das einen schelmischen Charakter erhält. Dieser Teil endet mit einer gewaltigen Sechzehntel-Kaskade im Klavier. Der dritte Teil greift nach der Konvention den ersten wieder auf. Strauss beschränkt sich bei diesem Rückgriff auf das Hauptthema und variiert es auf eine Weise, dass es sich zu einem kleinen Scherzo verwandelt. Dann erscheint es wieder in seiner Originalgestalt - zunächst im Unisono-Fortissimo -, wird noch einmal variiert, bis es mit einem letzten, an die späteren Tondichtungen erinnernden Aufschwung den Satz großartig beendet.
Februar 2021
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Klavierquartett c-Moll op. 13
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