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L. v. Beethoven
(1770-1827)

Streichquartett f-moll op. 95

Allegro con brio
Allegretto ma non troppo
Allegro assai vivace ma serioso
Larghetto espressivo - Allegro agitato

zu Beethoven op. 95 (1810)
Musikwissenschaftler vermuten einen Zusammenhang zwischen der Ablehnung eines Heiratsantrags, den Beethoven Therese Malfatti gemacht hatte, und diesem Werk. Auch die unmittelbare Erfahrung des Krieges im Jahr 1809 werden zu der düsteren Stimmung des 1810 entstandenen Quartetts beigetragen haben. Im April 1810 schreibt Beethoven gleichsam an sich selbst: „Für Dich armer Beethoven gibt es kein Glück von außen, Du musst Dir alles in Dir selbst erschaffen.“
D
as unwirsch-gewaltsame Unisono des Hauptthemas entspricht dieser verzweifelten Stimmung. Es bestimmt - vor allem durch die Sechzehntel - wesentliche Teile des Ersten Satzes:



Streichquartett op. 95 Satz 1 Hauptthema



Es fehlen aber auch nicht die weichen, innigen Töne. Schon beim Hauptthema umschließen das harte Unisono und seine Wiederholung eine beruhigende Geste:



Beruhigende Töne auch beim eigentlichen Seitenthema, das von der Bratsche intoniert wird und durch fließende Triolen charakterisiert ist:



Streichquartett op. 95 Satz 1 Seitenthema



Die flehende Klage bei einem dritten, kurzen Motiv wird unmittelbar neben die Härte der Sechzehntel gesetzt:



Streichquartett op. 95 Satz 1 Thema 3



In dem kurzen Mittelteil des Satzes steigert sich das Unwirsche zu schneidender Härte. Der dritte Teil greift auf den ersten zurück, gibt dabei aber dem Seitenthema eine anrührende Erweiterung. Die Coda kehrt zu der schneidenden Härte zurück und beendet diesen kürzesten Satz Beethovens mit einem Pianissimo, so als ob der Feuersturm der Verzweiflung kraftlos erloschen sei.

Trotz des D-Dur ergreift im Zweiten Satz den Hörer eine melancholische Stimmung, hervorgerufen schon in den ersten Takten von der niedersteigenden Tonleiter, die das Cello solo vorträgt:



Streichquartett op. 95 Satz 2 Hauptthema 1. Teil



Die Fortsetzung dieses Hauptthemas, eine Kantilene der 1. Violine, klingt ein wenig tröstlicher.



Streichquartett op. 95 Satz 2 Hauptthema Fortsetzu



Das zweite Thema ist chromatisch gefärbt



Streichquartett op. 95 Satz 2 Seitenthema



und wird zu einer eindringlichen Fuge verarbeitet.
Der zweite Teil des Satzes beginnt mit einer Erinnerung an das Cello-Thema, von den anderen Instrumenten nun akkordisch begleitet, „eine Stelle von bezaubernder Wirkung“ (Reclam). Dem folgt eine frei gestaltete Fortsetzung jener Fuge. Der dritte Teil wiederholt das Hauptthema und deutet das Fugenthema nur kurz an. Die ausgedehnte Coda greift Motive aus den beiden Themen noch einmal auf; sie endet mit einem pp-Akkord als Überleitung (s. folgendes Notenbeispiel), dem unvermittelt der Dritte Satz folgt, eine Art Scherzo, aber 'serioso' (mit Ernst) zu spielen, wie Beethoven noch einmal ausdrücklich angibt, nachdem er das ganze Werk als ‚Quartetto serioso’ bezeichnet hatte. Der „Ernst“, den Beethoven für die Interpretation fordert, zeigt sich im eigentlichen Scherzo-Teil (A) als rhythmisch und melodisch aggressiv artikulierte Phrasen,



Streichquartett op. 95 Satz 3



im Trio-Teil (B) als tröstliche Ruhe: der Heftigkeit des A-Teils wird eine choralartige Melodie entgegengesetzt, die von der ersten Geige umspielt wird. Aufbau des Satzes: A B A B A.

Der Vierte Satz beginnt mit einem 7-taktigen schwermütigen ‚Larghetto espressivo’. Das Hauptthema des anschließenden ‚Allegretto agitato’ klingt freundlicher, an Vogelgesang erinnernd. Nach einer variierten Wiederholung dieses Themas folgt einige Takte lang ein Zwischenstück voller dramatischer Wucht. Ein neues Motiv mit „nervösen Akzenten“ (Reclam) wird eingeführt, so kurz, dass man zögert, es als Seitenthema zu bezeichnen:



Streichquartett op. 95 Satz 4 Seitenthema



Im zweiten Teil des Satzes werden das freundliche Vogelmotiv-Thema und einzelne seiner Bestandteile in variierter, teilweise auch in einer bedrückenden Form vorgeführt. Dieser Teil schließt mit jener dramatischen Szene aus dem ersten Teil. Der dritte Teil beginnt mit dem knappen Seitenthema, nun vom Cello intoniert. Wenn das Hauptthema jetzt angedeutet wird, wirkt es in besonderem Maße freundlich, entwickelt sich dann aber ins Bedrohliche. Eine Überraschung ist die Schlusspassage (Coda). Mit neuem Tempo (Allegro) und in neuer Tonart (Dur) erklingt eine bis dahin in diesem ‚Quartetto serioso‘ nicht gekannte ausgelassene Fröhlichkeit, so als wolle Beethoven sagen: Es ist doch alles nicht ganz so schlimm.

Juni 2017



Streichquartett op. 74 Es-Dur / Streichquartett op. 127 Es-Dur

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