Mann Thomas
Molière
Klausuren, Klassenarbeiten
Zusammenfasssung und Anm. Buch I und II
Textauswahl für den Unterricht erläutert
Vortrag über Thomas Morus und seine 'Utopia'
Alkipiades
Hamilkar
Hannibal
Themistokles
Bilder
Opitz, Martin
Ortheil Hanns-Josef
Ars amatoria
Metamorphosen
Plinius
'Im Westen nicht Neues'
Rodrian
Sallust
Wallenstein
Die Jungfrau von Orleans
Der Verbrecher aus verlorener Ehre
Maria Stuart
Tell
'Der Vorleser'
Rede
'Das siebte Kreuz'
an Lucilius
Über das glückliche Leben
Dramen
Antigone
König Ödipus
Der Schimmelreiter
Lulu von Strauss und Torney
Süßkind
Tibull
Trakl
Aeneis
Eklogen
Martin Walser
Robert Walser
'Das Gold von Caxamalca'
'Frühlingserwachen'
Die Ermittlung
Gedichte
Diss. Anmerkungen
Diss. Kapitel 1 - 4
in Diss. zitierte Literatur
Vortrag

1. Klausur 13.2 LK 27.02.1986
Zeit: 6 Unterrichtsstunden
Text: Vergil, Aeneis X,1ff.

Die Trojaner sind an ihrem Bestimmungsort, Latium, angekommen, werden aber von den Völkern Latiums, vor allem von den Rutulern unter der Führung des Turnus angegriffen; das Lager der Trojaner wird umzingelt.

1 Panditur interea domus omnipotentis Olympi
2 conciliumque vocat divum pater atque hominum rex
3 sideream in sedem, terras unde arduus omnis
4 castraque Dardanidum aspectat populosque Latinos.
5 Considunt tectis bipatentibus, incipit ipse:
6 "Caelicolae magni, quianam sententia vobis
7 versa retro tantumque animis certatis iniquis?
8 Abnueram bello Italiam concurrere Teucris.
9 Quae contra vetitum discordia? Quis metus aut hos
10 aut hos arma sequi ferrumque lacessere suasit?
11 Adveniet iustum pugnae - ne arcessite - tempus;
12 cum fera Karthago Romanis arcibus olim
13 exitium magnum atque Alpis immittet apertas,
14 tum certare odiis, tum res rapuisse licebit.
15 Nunc sinite et placitum laeti componite foedus."
16 Iuppiter haec paucis; at non Venus aurea contra
17 pauca refert:
18 "O pater, o hominum rerumque aeterna potestas
19 (namque aliud quid sit, quod iam implorare queamus?),
20 cernis, ut insultent Rutuli. ...
21 ... Equidem credo, mea vulnera restant
22 et tua progenies mortalia demoror arma.
23 Si sine pace tua atque invito numine Troes
24 Italiam petiere, luant peccata neque illos
25 iuveris auxilio; sin tot responsa secuti,
26 quae superi manesque dabant, cur nunc tua quisquam
27 vertere iussa potest aut cur nova condere fata?"
28 Nil super imperio moveor; speravimus ista,
29 dum fortuna fuit; vincant, quos vincere mavis.
30 Si nulla est regio Teucris, quam det tua coniunx
31 dura, per eversae, genitor, fumantia Troiae
32 excidia obtestor: liceat dimittere ab armis
33 incolumem Ascanium, liceat superesse nepotem.

Erläuterungen

zu 1 pandere, o - ausbreiten, öffnen; omnipotens, entis - allmächtig; Olympus - 1. Olymp, 2. Himmel, 3. Juppiter

zu 2 divum = divorum

zu 3 sidereus - gestirnt, glänzend; arduus hier: stolz, aufgerichtet; omnis = omnes

zu 4 Dardanis, idis - Nachkomme des Dardanus = Trojaner; aspectare = adspectare; Latinos – latinisch

zu 5 tectum hier: Haus; bipatens - doppelt, weit geöffnet, beachte: Präposition fehlt und poetischer Plural

zu 6 caelicola, ae m. - Himmelsbewohner, Gott, Gottheit; quianam - wie? warum?

zu 7 ‚versa’ ergänze: est; retro - zurück, euch ist die Meinung rückwärts gekehrt, ihr habt die Meinung geändert; tantum - so sehr; ‚iniquus’ hier: feindselig

zu 8 abnuere, o, nui - abwinken, ablehnen; concurrere - zusammenstoßen, anrennen; Teucri, orum – Trojaner, beachte: in der Verssprache Dativ statt präpositionaler Ausdruck

zu 9 vetitum - Verbot; quis = qui
zu 10 ‚ferrum’ hier: Schwert; lacessere - herausfordern; suadere aliquem mit Inf. - jemanden dazu bringen, etwas zu tun, auch mit AcI denkbar in der Bedeutung ‚überreden‘

zu 13 exitium - Verderben; Alpes, ium f. - Alpen; immittere - hineinschicken, bringen; Alpis apertas – die offen zugänglichen Alpen, sie waren das Verderben für die Römer, so dass Vergil hier 'exitium' und 'Alpes' vom Satzbau her gleichwertig nebeneinandersetzt. Die Vorstellung, dass Karthago die Alpen bringt, ist ungewöhnlich, übersetze trotzdem wörtlich.

zu 14 ‚res rapere’ hier: die Waffen ergreifen

zu 15 sinere - sein lassen, ablassen, aufhören; laeti: Prädikativum; placitus - gefällig, angenehm, friedlich

zu 16 ‚paucis‘ ergänze: verbis; ‚non‘ gehört zu pauca; contra referre - entgegenhalten, ‚contra’ hier Adverb, nicht Präposition

zu 19 namque = nam; ‚sit‘ hier: Vollverb; quire, queo - können (wie ire konjugiert)

zu 20 ‚cernere’ hier: sehen; insultare - höhnen, verhöhnen

zu 21 restare hier: noch bevorstehen

zu 22 progenies, ei f. - Nachkommen, hier: Tochter, ist als Apposition zum Subjekt 'ich' aufzufassen; demorari - erwarten

zu 23 Troes - Trojaner

zu 24 petiere = petiverunt; luere, o - büßen, luant: Konjunktiv der Erlaubnis

zu 24/25 neque iuveris = et ne iuveris (Prohibitiv)

zu 25 responsum - Antwort, Orakelspruch; ‚secuti’ ergänze: sunt, achte auf die Endung bei secuti!

zu 26 superi - Götter; manes, ium m. - die Manen; quisquam = aliquis (Andeutung auf Juno)

zu 27 iussum - Befehl

zu 28 nil = nihil hier Adverb: in keiner Weise; moveri super mit Abl. – sich kümmern, sich bemühen um; ista (n. Pl.) soviel wie istud (=imperium)

zu 29 ‚dum’ hier: solange; zu ‚fuit‘ ergänze: secunda (günstig); ‚vincant‘ Konj. der Erlaubnis wie V 24 ergänze zu vincant: ii

zu 30 Teucri s. V 8, hier Dat. possessivus

zu 31 evertere, o, verti, versus - stürzen; genitor (hier Vokativ) - Vater; fumare - rauchen

zu 32 excidium - Trümmer, Ruine; obtestari - bitten, flehen; dimittere hier: entfernen

zu 33 incolumis, e - unverletzt (ist als Prädikativum aufzufassen); während in V 32 dem 'liceat' ein normaler Infinitiv folgt, folgt in V 33 AcI; superesse - übrigbleiben, überleben; nepos, otis – Enkel

Übersetzung
(Zum Stil der Übersetzung: Die Schüler sind gewohnt, in Zweifelsfällen eher näher am Text als zu frei zu übersetzen; so sollten die Schüler zur größtmöglichen Genauigkeit bei der Analyse lateinischer Texte erzogen werden.)

Inzwischen wird die Halle des allmächtigen Juppiters geöffnet (öffnet sich); und der Vater der Götter und König der Menschenruft die Versammlung in den Sternenwohnsitz, von dem aus er stolz alle Länder betrachtetund das Lager der Troer und die Latinischen Völker. Sie setzen sich nieder in der weit offen stehenden Halle; und es beginnt er selbst:

Große Himmelsbewohner/Götter, warum habt ihr eure Meinung geändert (Warum ist euch die Meinung zurückgewendet/Warum seid ihr zu eurer früheren Meinung zurückgekehrt) und streitet so sehr mit feindseligem Sinn?
Ich hatte verboten, dass Italien im Krieg mit den Teukrern zusammenstößt/gegen die Teukrer anrenne.
Welche Zwietracht gegen das Verbot, welche Furcht hat diese oder jene dazu gebracht, den Waffen zu folgen und den Krieg zu beginnen? (Welche Furcht hat geraten, dass die oder die den Waffen folgen und das Schwert herausfordern?)
Es wird die rechte Zeit für den Krieg kommen, ruft sie nicht herbei; wenn das wilde Karthago einst den römischen Burgen/Festungen das große Verderben und die offen zugänglichen Alpen bringen wird, dann wird es erlaubt sein, mit Hass zu kämpfen, dann die Waffen ergriffen zu haben.
Nun lasst ab und bewahrt heiter das festgesetzte Bündnis/schafft froh einen friedlichen Bund/stiftet heiter ein friedliches Bündnis“
Jupiter sagte dies mit wenigen Worten, aber nicht wenige Worte hielt die goldene Venus entgegen:

„O Vater, o ewige Macht der/über Menschen und Dinge (denn was könnte es anderes geben, was wir jetzt anflehen könnten?), du siehst, wie die Rutuler höhnen.
Ich meinerseits glaube: meine Wunden stehen noch bevor, und ich, deine Tochter, erwarte noch sterbliche Waffen/der Sterblichen.
Wenn ohne deine Zustimmung und gegen göttlichen Willen die Troer Italien aufgesucht haben, mögen sie ihr Vergehen büßen und du hilf jenen nicht mit deinem Beistand; wenn sie aber so vielen Orakelsprüchen gefolgt sind, die die Himmlischen und die Manen gaben, warum kann nun einer die Befehle umkehren oder ein neues Schicksal gründen?“
Ich kümmere mich in keiner Weise um Herrschaft; ich habe sie erhofft, solange das Glück günstig war. Es mögen die siegen, von denen du lieber willst, dass sie siegen. Wenn es für die Teukrer kein Land gibt, das deine harte Gattin (ihnen) geben könnte, bei den rauchenden Trümmern des zerstörten Trojas flehe ich: Es sei erlaubt, Ascanius unverletzt von den Waffen zu entfernen, es sei erlaubt, dass der Enkel überlebt.


Interpretationsaufgaben

Verhältnis Übersetzung - Interpretationsaufgaben: 2 : 1

I. a) Schreiben Sie die Verse 7 und 14 ab und skandieren Sie sie, indem Sie über die betonten Längen (Versfußbeginn; im Deutschen: Hebungen) Akzente setzen (Es muss deutlich werden, welche Silbe gemeint ist.)!

b) Schreiben Sie hinter jeden oder unter jeden Vers, wieviel Daktylen und wieviel Spondeen in den ersten fünf Versfüßen vorkommen!

c) Machen Sie durch einen senkrechten Strich deutlich, wo eine Zäsur vorliegt, und schreiben Sie über den Strich, um welche Zäsur es sich handelt: T, P, H

II. Analysieren und interpretieren Sie die Klangwirkung der Verse 9 und 10!

III. Zu Vers 23 bis 27: Stellen Sie die rhetorischen Elemente dieser Stelle dar!

IV. Wie stellt sich im Text die Beziehung zwischen fatum, Juppiter, Venus und Juno dar?

V. Welche Funktion im Hinblick auf das fatum hat Juno im Geschehensablauf und Endziel der 'Aeneis'?

VI. Zu Vers 11 bis 14: Worauf gründet sich die Sicherheit des 'adveniet' und wie ist das 'iustum' zu verstehen (Geschichtsverständnis Vergils)?

VII. In welchem Zusammenhang steht die Gestalt der Dido mit dem 'iustum tempus pugnae'?

VIII. Welche Funktion haben die 'responsa'? (Vers 25)

Skizzierung der Lösung

vgl. die entsprechenden Aufgaben des Grundkurses; bei IV. ist noch zu ergänzen, dass Venus zumindest das Überleben des Ascanius erwartet.



Klausur 6,679ff. Grundkurs / Klausur 10,6ff. Grundkurs

HaftungsausschlussImpressum