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Vortrag

Klassenarbeit 10 - 1998
2 Unterrichtsstunden

Notwendigkeit und Freiheit in Schillers ‘Maria Stuart’

I. Untersuche im Hinblick auf diese Polarität

1. den Monolog Elisabeths (IV,10),
Erläutere dabei die Gründe, die Elisabeth dazu führen, das Todesurteil zu unterschreiben!
Gehe auch auf die Frage ein, ob Marias Tod Elisabeth wirklich Freiheit gebracht hat!

Entwurf einer Lösung:
In diesem Monolog entlarvt Elisabeth die wahren Motive ihres Handelns.
Solange Maria lebt, kann Elisabeth wegen des Fleckens ihrer fürstlichen Geburt ihres Throns nicht sicher sein und ist gezwungen, ihre Herrschaft durch gerechtes Handeln und durch die Gunst des Volkes, das von ihr im Grunde verachtet wird, zu sichern.
Beides, die Notwendigkeit, mit hohen Tugenden ... die Blöße ihres Rechts (zu) bedecken, und die Sklaverei des Volksdiensts ist sie leid;
Oh, der ist noch nicht König, der der Welt
Gefallen muß! Nur der ist’s, der bei seinem Tun
Nach keines Menschen Beifall braucht zu fragen
sie glaubt, durch den Tod Marias die Freiheit von beidem zu gewinnen; sie sei nur so lange ein Bastard, wie Maria lebe.

Die Verse 3201-3211 sprechen von dieser allgewaltige Notwendigkeit, die sie zwang, gerecht zu sein, keine Tyrannin zu sein, wie es die spanische Maria war, Willkür zu hassen. Dass sie aus Notwendigkeit so gehandelt hat, bindet sie auch jetzt, wo eine Gewalttat unvermeidlich ist.
Elisabeth ist gerecht also aus Notwendigkeit, nicht aus Freiheit.
Diese Notwendigkeit, sich die Volksgunst zu erhalten, wird ihr besonders bewußt, wenn sie sich die Macht ihrer Feinde (Papst, Frankreich, Spanien) vor Augen führt.
In den Versen 3228-3238 entscheidet sie, dass Maria, die Ursache für jedes Unglück, das mich niederschlägt, sterben soll, damit sie, Elisabeth, frei von Furcht ist, damit sie Frieden hat.
Die Erinnerung an den Hohn Marias bei der Begegnung bestärkt Elisabeth in ihrem Entschluss, Maria zu vernichten und diese Demütigung durch Maria nimmt ihr die Chance einer freien Entscheidung.
Doch nach dem Tod Marias sieht sie sich sogleich gezwungen, die Welt davon zu überzeugen, daß sie unschuldig ist an diesem Tod. Die Freiheit hat sie also nicht gewonnen; statt dessen ist sie von den ihr Nahestehenden verlassen und völlig vereinsamt.

2. die Verfehlungen und die Läuterung Maria Stuarts!

Entwurf einer Lösung:
Zu den Verfehlungen Marias gehören die Jugendsünden, die von ihrer Amme als der Wahnsinn blinde(r) Liebesglut entschuldigt werden; zu den Verfehlungen gehören aber auch ihr Hass auf Elisabeth und der in diesem Hass begründete Triumph und das Gefühl, sich gerächt zu haben, als sie ihre Gegenerin gedemütigt hat.
Nach Jahren der Erniedrigung, der Leiden,
Ein Augenblick der Rache, des Triumphs!
Dieser leidenschaftliche Triumph kommt aus ihrem tiefsten Innern, weil sie als eine Königin die Erniedrigung ihrer Würde durch Elisabeth nicht ertragen kann, und gerade darum ist sie unfrei.

So ist es ein Zeichen der neu gewonnene Freiheit, dass sie kurz vor ihrem Tod Elisabeth sogar verzeihen und ihr eine glückliche Regierung wünschen kann.
Ein Zeichen ihrer neuen Freiheit ist auch, dass sie den Tod freudig auf sich nimmt:
Wohltätig, heilend nahet mir der Tod,
Durch ihre Liebe und ihren Hass war sie notwendig in das Leben verstrickt; jetzt ist sie fähig, weil es die Situation fordert, frei sich über das Leben zu erheben. Hier vollzieht sich die Erlösung aus den Verstrickungen des Lebens durch eine neu gewonnene Selbständigkeit des Geistes, durch die Freiheit, in die Loslösung vom Leben einzuwilligen, die Freiheit, sich über das Leben zu erheben.

II. Fasse das Erarbeitete kurz zusammen, indem du die letzten Auftritte Marias mit denen Elisabeths vergleichst.
Berücksichtige zu den Fragestellungen auch folgende Verse:



Elisabeth

II, 3, 1292-1294;
Kein Friede ist mit ihr und ihrem Stamm!
Du mußt den Streich erleiden oder führen.
Ihr Leben ist dein Tod! Ihr Tod dein Leben!

II, 3, 1330-1333;
Sag nicht, du müssest der Notwendigkeit
Gehorchen und dem Dringen deines Volks.
Sobald du willst, in jedem Augenblick
Kannst du erproben, daß dein Wille frei ist.

II, 4, 1552f.
... Raube dir nicht selbst
Die Freiheit, das Notwendige zu tun
I, 4 323-332;
Da Ihr die Tat geschehn ließt, wart Ihr nicht
Ihr selbst, gehörtet Euch nicht selbst. Ergriffen
Hatt’ Euch der Wahnsinn blinder Liebesglut,
Euch unterjocht dem furchtbaren Verführer,
Dem unglücksel’gen Bothwell – Über Euch
Mit übermüt’gem Männerwillen herrschte
Der Schreckliche, der Euch durch Zaubertränke,
Durch Höllenkünste das Gemüt verwirrend,
Erhitzte –
MARIA. Seine Künste waren keine andre
Als seine Männerkraft und meine Schwachheit

III, 3, 2182-2187;
Nichts lebt in mir in diesem Augenblick
Als meiner Leiden brennendes Gefühl.
In blut’gen Haß gewendet wider sie
Ist mir das Herz, es fliehen alle guten
Gedanken, und die Schlangenhaare schüttelnd
Umstehen mich die finstern Höllengeister.

III, 5, 2454-2457;
MARIA (noch ganz außer sich).
Sie geht in Wut! Sie trägt den Tod im Herzen!
O wie mir wohl ist, Hanna! Endlich, endlich
Nach Jahren der Erniedrigung, der Leiden,
Ein Augenblick der Rache, des Triumphs!

V, 6, 3480-3484;
... Freuen solltet
Ihr euch mit mir, daß meiner Leiden Ziel
Nun endlich naht, daß meine Bande fallen,
Mein Kerker aufgeht und die frohe Seele sich
Auf Engelsflügeln schwingt zur ew’gen Freiheit

V, 8, 3781-3786
MARIA. Der Königin von England
Bringt meinen schwesterlichen Gruß – Sagt ihr,
Daß ich ihr meinen Tod von ganzem Herzen
Vergebe, meine Heftigkeit von gestern
Ihr reuevoll abbitte – Gott erhalte sieUnd schenk ihr eine glückliche Regierung!


Entwurf einer Lösung:
Während Elisabeth durch den Tod Marias nicht innerlich frei, wohl aber einsam geworden ist und durch die Feigheit bzw. Staatsklugheit - wenn man es so nennen will -, mit der sie die Verantwortung für den Tod Marias auf andere abschiebt, in besonders negativem Licht erscheint, strahlt Maria am Ende des Trauerspiels in hellem Glanz, weil sie die Kraft hat, sich über das Leben zu erheben, sich von den Verstrickungen des Lebens zu lösen, indem sie den Tod akzeptiert und durch ihre Entscheidung für den Tod wirkliche Freiheit gewinnt. So ist für sie - und auch für den Zuschauer - ihr Tod ein Triumph (3497) und nicht eine Tragödie. Im Tod gewinnt sie ihren würd’gen Stolz (3494) und die Krone (3493).



Klassenarbeit Auftr.11 bis 15 des letzten Aufzugs

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