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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Streichquartett B-Dur KV 458 (‚Jagdquartett‘)
Allegro vivace assai Menuetto: Moderato Adagio Allegro assai
Zur Entstehungsgeschichte siehe KV 387
Es sei eine lange und mühevolle Arbeit gewesen (lunga e laboriosa fatica), schreibt Mozart über die sechs Quartette, die er seinem Vorbild Haydn gewidmet hatte - dies hat er über kein anderes Werk sonst gesagt. Haydns Quartetten Gleichwertiges, möglicherweise Besseres entgegenzusetzen, war eine mühevolle Arbeit. Bei dem vierten Quartett dieser Reihe ist leichteste Anmut das Ergebnis solch mühsamer Arbeit.
‚Jagdquartett‘ wird KV 458 genannt wegen des Hauptthemas im Ersten Satz, das einem Jagdhornsignal ähnelt. Es wird auf feine Weise bearbeitet, z. B. wenn es unter einer lang ausgehaltenen Trillerfigur der 1. Violine anklingt. Abgelöst wird dieser Hauptthema-Bereich durch ein simples Trillermotiv von vier Sechzehntel, das nacheinander durch die einzelnen Stimmen (durchbrochener Satz) geht und eine Art Seitenthema einleitet. Dieses Seitenthema spielt mit dem Trillermotiv, hat aber wenig Eigenständiges. Der zweite Teil des Satzes variiert nach der Tradition Motive des ersten Teils, aber Mozart beginnt mit etwas Neuem: mit einer freundlichen Pastoral-Melodie (Hirtenmusik) gleichsam als Gegensatz zum Jagdgeschehen. Dann aber bekommt das simple Trillermotiv eine schöne Rolle: In die Farben verschiedenster Harmonien tritt es spielerisch auf wie in einem Ballett. Im dritten Teil wird der erste, nur wenig verändert, wieder aufgegriffen. In der Coda zeigen sich Haupt- und Seitenthema in neuen vielfältigen Brechungen.
Das ‚Trio‘ als Mitte des Menuetts bildet mit seiner graziösen, leicht melancholischen Schönheit einen reizvollen Gegensatz zur ruhigeren Breite der identischen Ecksätze.
Von drei wunderbaren Melodien lebt das Adagio. Die erste
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kann als Einleitung verstanden werden, und der Zuhörer ahnt, dass die Musik, die ihr folgt, voller Schwermut ist. Der Anstieg der Achtel hin zum Beginn der zweiten Melodie
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widerspricht jeder Erwartung. Die Melodie, zu der er hinführt, ist faszinierend schön und wird zu einem feinen Gespinst ausgebreitet, an dem auch das Cello beteiligt ist. Die Schönheit der dritten Melodie, von der 1. Violine angestimmt, steigt vor allem aus den Harmonien, die ihr die übrigen Instrumente mit ihren durch Sechzehntel in Vierergruppen gebildeten Akkorden unterlegen:
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Eine kurze Coda mit noch bewegterer Begleitung beschließt den ersten Teil. Ein zweiter Teil wiederholt den ersten mit einigen Veränderungen, die die Intensität des Ausdruck noch verstärken.
Beim munteren Hauptthema des Vierten Satzes hatte Mozart in einer ersten Fassung sogleich kontrapunktisch gearbeitet, dann strich er diese fugierte Bearbeitung, um das Thema in seiner einfachsten Gestalt vorzustellen:
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- ein Beispiel für die ‚mühevolle‘ Arbeit, die dazu führte, dass das Quartett besonders leicht erscheint. Die kontrapunktische Verarbeitung des Themas geschieht, wenn der erste Teil des Satzes durch zwei Seitenthemen bereichert ist, in beeindruckender Weise im Mittelteil mit weiteren schönen Abwandlungen des Hauptthemas. Der dritte Teil wiederholt den ersten mit geringfügigen Veränderungen. Eine hübsche Coda beschließt dieses anmutige Quartett.
Juni 2020
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KV 428 Es-Dur / KV 465 C-Dur (Dissonanzen-Quartett)
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