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Joseph Haydn
(1732-1809)

Streichquartett G-Dur op. 77/1 Hoboken III:81

Allegro moderato
Adagio
Menuetto: Presto
Finale: Presto

1799 schrieb Haydn das erste von sechs Quartetten, die er dem Fürsten Lobkowitz widmen wollte. Die Komposition der ‚Theresienmesse‘ und der ‚Jahreszeiten‘ unterbrach nach 77/2 die Arbeit an den Quartetten; nach zwei weiteren Messen hatte er nur noch die Kraft für ein halbes Quartett (1803; op. 103) und ließ in dessen Erstausgabe einen Vers aus J. W. L. Gleims Gedicht ‚Der Greis‘ abdrucken: „Hin ist all meine Kraft, alt und schwach bin ich.“ Haydn hatte dieses Lied 1796 vertont.

Es macht einen Unterschied, ob bei der Tempobezeichnung mehr das ‚Allegro‘ oder mehr das ‚moderato‘ beachtet wird; in jedem Fall hat das ungemein reizende Hauptthema des Ersten Satzes



Streichquartett op. 77/1 Satz 1 Hauptthema



den Charakter eines Marschs. Und man gewinnt den Eindruck, als wolle Haydn nicht von ihm lassen. Es gibt zwar Zwischenstücke und Überleitungen (in Achtel-Triolen), doch statt eines Seitenthemas erscheint wieder – im Cello – das Hauptthema. Und wenn das Seitenthema schließlich doch erklingt, ist es verhältnismäßig kurz. Dafür erscheint es ausführlicher im zweiten Teil des Satzes; das geistreiche Spiel mit Elementen des Hauptthemas nimmt aber auch hier den größeren Teil ein, und zwar auf eine so erfindungsreiche Weise, dass man nicht an ein Nachlassen der schöpferischen Phantasie, sondern eher an eine Steigerung denkt. Auch nicht beim dritten Teil, der den ersten wieder aufgreift, ist ein Nachlassen zu spüren. Er ist gegenüber dem ersten Teil überaus feinsinnig verändert. Für das Seitenthema ist nun kein Platz mehr.



Das Adagio ist ein Wunder an ausdrucksstarker Intensität. Schon die Erfindung des Themas - und es gibt in diesem Satz nur dieses eine -



Streichquartett op. 77 Satz 2



ist eine geniale Eingebung. Die Größe dieser Musik zeigt sich im wesentlichen an den unterschiedlichen, vor allem harmonisch faszinierenden Entwicklungen, die sich mit diesem Thema ergeben. Etwa an dem kurzen Dialog zwischen Cello, das das Thema übernimmt, und der Antwort der 1. Violine, während die Mittelstimmen akkordisch begleiten. Auf dieselbe Art wird auch eine schmerzliche Klage der chromatisch gefärbten Sechzehntel-Figuren in der 1. Violine begleitet. Noch einmal ist zwei Takte lang der Dialog zu hören und es geht weiter mit einer Entwicklung hin zu C-Dur, die mit einer Fermate auf dem Unisono c schließt. Mit einer Rückung nach Des-Dur setzt im Pianissimo die eindringlichste Behandlung des Themas ein. Dann greift die Bratsche das Thema auf und der erste Teil des Satzes wird wiederholt (‚Reprise‘), der aber, vor allem in den Figurationen, verändert ist; und mit dem Aufgreifen des Themas durch das Cello setzt die Coda ein.

Bei dem Dialog von Cello und 1. Violine mit der akkordischen Begleitung durch die Mittelstimmen mag Haydn von Mozart inspiriert sein, und bei der Art, wie aus dem Menuett ein Presto-Scherzo wird, von Beethoven - so kann ein Lehrer von seinen Schülern lernen. Die vitale Rasanz der Eckteile, das Ruppige des Forte im Mittelteil, das im starken Kontrast steht zum hübschen Piano der Kuckucksrufe - da wird man sehr an Beethoven erinnert. Von dem großen Geiger Joseph Joachim sagte man: Wenn er das ruppige Forte gespielt habe, war es, „wie wenn ein Tiger seine Beute ergreift“.

Ein Presto-Satz ist auch das ‚Finale‘. Ohne Aufenthalt, wie in einem schnellen Strom, fließen das einzige Thema des Satzes



Streichquartett op. 77/1 Satz 4 Thema



und seine Veränderungen dahin. Immerhin sind drei Teile zu erspüren: Der erste Teil, der meist wiederholt wird, endet mit einem Feuerwerk virtuoser Sechzehntel-Spiele, beim zweiten sind die Veränderungen das Entscheidende, der dritte greift auf den ersten zurück, nicht ohne mancherlei sinnreiche Variationen.

November 2017



Streichquartett op. 76/4 B-Dur / Streichquartett op. 76/5 D-Dur

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