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Vergil
Meliböus und Tityrus
Die erste der zehn zwischen 42 und 39 entstandenen Eklogen Vergils spricht von der Begegnung der beiden italischen Kleinbauern Meliboeus und Tityrus. Der Ziegenhirte Meliboeus wurde enteignet und vertrieben, da sein Land einem Veteranen übergeben wurde. Heimatlos irrt er umher und trifft auf den Kuhhirten Tityrus, den ein göttergleicher Jüngling in Rom vor dem Schicksal der Enteignung bewahrt hat. Der historische Hintergrund dieser Ekloge: Nach der Schlacht bei Philippi (42 v. Chr.) verteilte Oktavian, der spätere Kaiser Augustus, an seine Soldaten die versprochenen Ländereien. Die Landverteilung an die Veteranen, die Enteignungen voraussetzte, traf auch Vergils väterlichen Besitz. Durch Vermittlung von Freunden wurde Vergil in diesem Zusammenhang mit Oktavian bekannt, der ihn entschädigte.
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Meliboeus Tityre, tu patulae recubans sub tegmine fagi silvestrem tenui musam meditaris avena; nos patriae finis et dulcia linquimus arva. nos patriam fugimus: tu, Tityre, lentus in umbra formosam resonare doces Amaryllida silvas. |
Meliboeus Unter der Buche breitem Geäst, o Tityrus, ruhst du, übst dich mit zarter Flöte ein in das ländliche Lied. Wir verlassen die Heimat und ihre bezaubernden Flure, müssen die Heimat fliehn; und du lehrest, Tityrus, ruhig sitzend im Schatten, die Wälder den Widerhall ‚Schön Amaryllis‘. |
Tityrus O Meliboee, deus nobis haec otia fecit. ille meas errare boves, ut cernis, et ipsum ludere, quae vellem, calamo permisit agresti. |
Tityrus O Meliboeus, uns hat ein Gott diese Muße gegeben. Jener vergönnt mir, die Rinder umher - du siehst es – zu weiden. Und mir selber nach Wunsch auf ländlicher Flöte zu spielen |
Meliboeus non equidem invideo, miror magis: undique totis usque adeo turbatur agris. en ipse capellas
protinus aeger ago, hanc etiam vix, Tityre, duco. hic inter densas corylos modo namque gemellos, spem gregis, a, silice in nuda conixa reliquit.
fortunate senex! ergo tua rura manebunt … hic inter flumina nota et fontis sacros frigus captabis opacum. hinc alta sub rupe canet frondator ad auras, nec tamen interea raucae, tua cura, palumbes nec gemere aeria cessabit turtur ab ulmo.
at nos hinc … ibimus en umquam patrios longo post tempore finis pauperis et tuguri congestum caespite culmen post aliquot mea regna videns mirabor aristas?
impius haec tam culta novalia miles habebit, barbarus has segetes: en quo discordia civis produxit miseros; his nos consevimus agros! ite meae felix quondam pecus, ite capellae. non ego vos posthac viridi proiectus in antro dumosa pendere procul de rupe videbo; carmina nulla canam; non me pascente, capellae, florentem cytisum et salices carpetis amaras. |
Meliboeus Freilich neid‘ ich‘s dir nicht, ich staune vielmehr: denn Zerstörung herrscht auf dem Land überall. Auch ich selbst treib voll Kummer die Ziegen fort von hier. Dort diese, Tityrus, bring' ich kaum vorwärts: Zwillinge, Hoffnung der Herde, auf nacktem Steine geboren zwischen dichtem Gesträuch, musste zurück sie doch lassen. Glücklicher Alter! Dir bleiben ja doch deine Felder, und zwischen heiligen Quellen und Flüssen umfängt dich hier schattige Kühle. Hier am hohen Fels singt der Winzer sein Lied in die Lüfte. Weder werden die gurrenden Ringeltauben, an denen herzlich du hängst, und nicht die Turteltauben es lassen von der luftigen Ulme herab zu girren und seufzen. Wir aber ziehen fort. Werd jemals ich sehen das Wunder, sehen nach langer Zeit dereinst das Land meiner Väter und den mit Rasen gedeckten First der ärmlichen Hütte, einige Ähren - sehen dereinst, was all mir zu eigen. Diesen gepflegten Acker besitzt nun der ruchlose Krieger, diese Saat der Barbar. Wohin, ach, führte die Zwietracht Menschen voll Unglücks! Für jene Barbaren bestellten wir Äcker! Lauft, meine Tiere, die einst so munter, lauft, meine Ziegen! Nicht mehr werd ich ab jetzt, in umgrüneter Grotte verweilend, euch von weitem sehn, wie ihr klettert am dornbuschgen Felsen. Nimmer ertönet mein Lied. Und nicht, von mir gut umhütet, werdet ihr blühenden Klee und bittere Weiden hier rupfen. |
Tityrus hic tamen hanc mecum poteras requiescere noctem 80 fronde super viridi: sunt nobis mitia poma, castaneae molles et pressi copia lactis, et iam summa procul villarum culmina fumant maioresque cadunt altis de montibus umbrae. |
Tityrus Für diese Nacht kannst ausruhn du dich ja auf grünem Laube hier bei uns; wir haben weiche Kastanien, milde, schmackhafte Äpfel und auch gepresster Milch eine Menge. Und schon steigt in der Ferne Rauch aus den Dächern der Häuser, größer fallen die Schatten von den erhabenen Bergen. |
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web 4. Ekloge Auswahl kommentiert
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