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5. Klassenarbeit 8d
04.05.01 (1 Unterrichtsstunde)

Schiller, Die Jungfrau von Orleans

I. Stelle dar, wie Schiller in den Auftritten II,7 und 8 Johannas Berufung sieht und welche Seite ihres Wesens sie wegen ihrer Berufung unterdrücken muss!

II. Stelle kurz dar, wieso Johanna ihren Vorstellungen untreu wird und wieso sie am Ende des Stücks doch sagen kann, dass sie ihrer Berufung treu geblieben sei.
Nicht ohne meine Fahne darf ich kommen,
Von meinem Meister ward sie mir vertraut,
Vor seinem Thron muss ich sie niederlegen,
Ich darf sie zeigen, denn ich trug sie treu.

Lösungsvorschlag

zu I. Stelle dar, wie Schiller in den Auftritten II,7 und 8 Johannas Berufung sieht und welche Seite ihres Wesens sie wegen ihrer Berufung unterdrücken muss!

Die Eigenschaften, mit denen Montgomery Johanna charakterisiert, sind die – zumindest für die Zeit Schillers – typischen Eigenschaften einer Frau: Sanftmut, Lieblichkeit, Milde, Zärtlichkeit.

Diese fraulichen und zugleich menschenfreundlichen Züge entsprechen aber keineswegs der Johanna als Befreierin Frankreichs. Als diese verleugnet sie ihre Weiblichkeit (Nenne mich nicht Weib.), als diese ist so mitleidlos und unbarmherzig ihren Feinden gegenüber, dass eher sogar das Krokodil, der Tiger und die Löwin als mitleidig und barmherzig bezeichnet werden könnten. Sie ist die Furchtbare, Verderbliche, Tödliche; sie ist von unerbittlicher Härte, kennt keine Liebe (Ich weiß / Nichts von der Liebe Bündnis). Ihre Selbstcharakterisierung gipfelt in dem Satz: und dieser Panzer deckt kein Herz. So charakterisiert sie sich selbst und so bestätigen es ihre Taten.

Diese Interpretation ihrer selbst als mitleidlose Kriegerin steht nicht nur im Gegensatz zu dem Bild, das Montgomery von Johanna hat, sondern auch im Gegensatz zu dem, das Johanna selbst von ihrer eigentlichen Natur hat und das sie so Montgomery erklärt:Ich bin nur eine Jungfrau, eine Schäferin
Geboren, nicht des Schwerts gewohnt ist diese Hand,
Die den unschuldig frommen Hirtenstab geführt.
Der friedliche Beruf der Hirtin, nicht der schreckliche des Kriegers entspricht ihrer Natur; zur Mutter Gottes betet sie:
In Mitleid schmilzt die Seele und die Hand erbebt, ...
Den blühenden Leib des Gegners zu verletzen,
Schon vor des Eisens blanker Schneide schaudert mir.

Wie aber konnte sie diese ihre Natur, diese Menschlichkeit in sich so nachdrücklich unterdrücken?
Johanna erklärt dies mit dem furchtbar bindenden Vertrag, der sie Gott gegenüber verpflichtet, dem sie sich nicht entziehen konnte: ... ich muss - mich treibt die Götterstimme, nicht / Eignes Gelüsten,... mir nicht / Zur Freude, ein Gespenst des Schreckens würgend gehn, / Den Tod verbreiten. Sie ist von Gott verpflichtet, Mit dem Schwert zu töten alles Lebende, das mir / Der Schlachten Gott verhängnisvoll entgegenschickt.
Von Gott, der sie beauftragt hat, bzw. in seinem Namen von der Erhabenen Jungfrau bekommt sie auch die Kraft zur Mitleidlosigkeit, die Kraft, ihre Natur zu unterdrücken: Du rüstest den unkriegerischen Arm mit Kraft, / Dies Herz mit Unerbittlichkeit bewaffnest du.
Und sie ist dann nur noch Gottes Werkzeug, nicht mehr sie selbst: Und nimmer irrend in der zitternden Hand regiert / Das Schwert sich selbst, als wär es ein lebendger Geist.

zu II. Stelle kurz dar, wieso Johanna ihren Vorstellungen untreu wird und wieso sie am Ende des Stücks doch sagen kann, dass sie ihrer Berufung treu geblieben sei.
Als Johanna einige Zeit später wieder mit einem Engländer kämpft – mit Lionel – und ihm, als sie ihn schon überwunden hat, ins Gesicht blickt, verliebt sie sich in ihn. Danach ist sie zerrissen zwischen ihrer Pflicht, ausschließlich dem Auftrag Gottes zu gehorchen, und ihrem Wunsch, ihrer Natur als Frau zu folgen und in der Liebe zu einem Mann ihr Glück zu finden. Sie gibt sogar Gott die Schuld, dass er sie ihrer Natur, die er ihr ja gegeben hat, entfremdet. Aber sie ist auch so sehr schuldbewusst, dass sie dem Vater nicht antwortet, als er sie auffordert, sich von Schuld frei zu sprechen - der Vater freilich meint eine ganz andere Schuld, nämlich dass Johanna mit dem Teufel im Bunde sei. Aufgrund der Anschuldigung des Vaters wird sie verbannt und in dieser Verbannung kommt sie dazu, ihre Berufung, die sie bisher als ein Muss empfand, in blindem Gehorsam freiwillig anzunehmen. Ihre Liebe zu Lionel und das daraus folgende Unglück empfindet sie nun als Prüfung, als Läuterung und als entscheidenden Schritt zur völligen Annahme ihrer Berufung. Sie hat ihre Natur völlig überwunden, sie ist nur noch die Gesandte Gottes, und so ist es konsequent, dass sie in einem letzten Kampf für Frankreich stirbt und zu dem, der sie gesandt hat, zurückkehrt.



II,7 und 8; IV,1 (Klassenarbeit für 10) / Berufung Johannas (Klassenarbeit für 10)

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