Über den Tod der Frau des Macrinus
4. Klassenarbeit 10b Zeit: 45 Min. Text: Plinius ep. Anzahl der Wörter: 71
Übersetze: Plinius an Geminus
1 Tristissimus haec tibi scribo uxore Macrini nostri defuncta. 2 Grave vulnus Macrinus accepit; amisit uxorem singularis exempli. 3 Vixit cum hac triginta novem annis sine iurgio, sine offensa. 4 Quam reverentiam illa marito suo praestitit, cum ipsa summam mereretur! 5 Habet quidem Macrinus grande solacium, quod tantum bonum tam diu tenuit; 6 sed hinc magis exacerbatur, quod amisit. 7 Nam fruendo voluptatibus crescit carendi dolor. 8 Sed necessitas ipsa et dies longa et satietas doloris cicatricem inducet. Vale! --------------------------------------- zu 1: Tristissimus: Prädikativum; Macrinus: gemeinsamer Freund von Plinius und Geminus; defungi, or, defunctus sum - sterben;
zu 3: iurgium - Zank; offensa - Kränkung
zu 4: reverentia - Achtung; maritus - Gatte; praestare,o,stiti - gewähren, erweisen; cum mit Konj. hier: während (im Sinne eines Gegensatzes); zu ‘summam’ ist ‘reverentiam’ zu denken;
zu 5: quidem - freilich; solacium - Trost, Tröstung; tantus - so groß; bonum - das Gut, der Wert; tam - so;
zu 6: hinc - von daher; exacerbare,o - hart, schmerzlich treffen; als Objekt zu ‘amisit’ ist ‘bonum’ zu denken;
zu 8: ‘dies longa’ hier: längerer Abstand; satietas,atis - Sättigung; cicatricem inducere - eine Narbe herbeiführen, eine Wunde vernarben lassen; der grammatisch nicht korrekte Singular von ‘inducet’ kann auch im Deutschen nachgemacht werden. ---------------------------------------------
Hilfsübersetzung Höchst traurig (In tiefer Trauer) schreibe ich dir dies, nachdem die Frau unseres Makrinus gestorben ist. Eine schwere Wunde hat Makrinus empfangen; er hat eine Gattin von einzigartigem Vorbild verloren. Er hat mit dieser 39 Jahr ohne Zank, ohne Kränkung gelebt. Welche Achtung hat jene ihrem Gatten erwiesen, während sie selbst die höchste verdiente! Freilich hat Makrinus einen großen Trost, weil er einen solch hohen Wert so lange behalten hat. Aber von daher wird er noch schmerzlicher getroffen, weil er ihn verloren hat. Denn durch das Genießen der Freuden wächst der Schmerz des Entbehrens. Aber die Notwendigkeit selbst und der längere Abstand und die Sättigung des Schmerzes wird die Wunde vernarben lassen. Lebe wohl! -----------------------------------------------
Zusatzaufgaben 1. Um welche der -nd-Formen handelt es sich bei ‘fruendo’ und ‘carendi’ (Z.7)?
2. Auf welche zwei Materialien wurden bei den Griechen und Römern der Antike Briefe geschrieben?
3. Was versteht man unter ‘literarischen Briefen’?
4. Was ist das äußere Merkmal der sogenannten ‘poetischen’ Briefe (z. B. Ovid ‘Epistulae ex Ponto’) im Gegensatz zu Prosabriefen wie denen des Plinius?
5. Tacitus hätte Briefe des Plinius - z. B. die über den Vesuvausbruch - nicht als Quelle wörtlich zitieren dürfen, wie es nach heutigen wissenschaftlichen Maßstäben korrekt wäre; welches Anliegen des antiken Historikers kommt darin zum Ausdruck?
1. Gerundium 2. Wachs und Papyrus 3. Sie sind schon während des Schreibens für die Veröffentlichung bestimmt. 4. Sie stehen in Versen. 5. Es geht ihm um künstlerische Gestaltung des historischen Stoffs.
Vorbereitung Gen. qualitatis; Steigerung; Ablativus absolutus der Vorzeitigkeit, mit Deponens; adj. Interrogativpronomen (auch bei rhetorischen Fragen - Welches Leben habe ich gelebt!); Gerundium; Hic, haec, hoc; tu + Dekl.; noster, nostra, nostrum; qui, quae, quod; ille, illa, illud; suus, sua, suum; ipse, ipsa, ipsum; cum mit Abl.; sine mit Abl.; quidem - freilich; diu, sed, magis, nam; quod - weil; frui, fruor mit Abl. - genießen
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