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in Diss. zitierte Literatur
Vortrag

Ovid, Metamorphosen
Anzahl der Wörter: 143

1 Aurea prima sata est aetas, quae vindice nullo,2 sponte sua, sine lege fidem rectumque colebat.3 Poena metusque aberant, nec verba minantia fixo
4 aere legebantur, nec supplex turba timebat
5 iudicis ora sui, sed erant sine vindice tuti.
6 Nondum caesa suis, peregrinum ut viseret orbem,
7 montibus in liquidas pinus descenderat undas,
8 nullaque mortales praeter sua litora norant.
9 Nondum praecipites cingebant oppida fossae;
10 non tuba directi, non aeris cornua flexi,
11 non galeae, non ensis erant: sine militis usu
12 mollia securae peragebant otia gentes.
13 Ipsa quoque immunis rastroque intacta nec ullis
14 saucia vomeribus per se dabat omnia tellus;
15 contentique cibis nullo cogente creatis
16 arbuteos fetus montanaque fraga legebant.
....
....
17 Ver erat aeternum, placidique tepentibus auris
18 mulcebant zephyri natos sine semine flores.
19 Mox etiam fruges tellus inarata ferebat,
20 nec renovatus ager gravidis canebat aristis.
21 Flumina iam lactis, iam flumina nectaris ibant,
22 flavaque de viridi stillabant ilice mella.

zu 1: prima: Prädicativum; serere, o, sevi, satum hier: hervorbringen, das lat. Passiv kann auch mit 'entstehen' übersetzt werden; vindex, icis, m. -strafender Richter, 'vindice nullo': nominaler Ablativus absolutus;
zu 2: sponte sua - aus eigenem Willen, Antrieb, von selbst, freiwillig; 'rectum' ist hier substantiviert;
zu 3/4: minari - drohen (mit Strafen); (in) fixo aere - auf öffentlich angeschlagenen ehernen Gesetzestafeln; ligare - (verbinden) hier: schreiben; supplex, icis - bittend, flehend; turba - Schar, Menge;

zu 5: os, oris, n. - Mund, Gesicht, 'ora': poetischer Plural; 'erant tuti: Plural erklärt sich als constructio ad sensum;

zu 6/7: peregrinus - fremd; visere, o - aufsuchen, besuchen; orbis, is, m. hier: Land, Gebiet; ordne: nondum pinus caesa (de) suis montibus in liquidas undas descenderat, ut ...; caesa: Prädicativum; suis montibus: Abl. seperativus; liquidus - fließend; pinus, i, f. - Fichte (häufig als Bauholz für Schiffe verwandt);

zu 8: zu 'nullaque' ergänze: 'litora'; norant = noverant;

zu 9: praeceps, itis - kopfüber, abschüssig, steil;

zu 11: galea - Helm; ensis, is, m. - Schwert

zu 12: mollis, e hier: behaglich; securus - sorglos; peragere, o - verbringen, verleben; 'securae': Prädicativum; ‘otia’: poetischer Plural;

zu 13: immunis, e (zu tellus) - frei von Pflichten; raster, rastri, m. - Hacke; intactus - unberührt;

zu 14: saucius - verletzt; vomer, vomeris, m. - Pflugschar

zu 16: arbuteus - vom Erdbeerbaum; montanus: auf Bergen befindlich ; fragum – Erdbeere;

zu 17: tepere, eo – mild seinM

zu 18: mulcere. eo - streicheln, sanft bewegen;

zu 19: mox - bald; frux, frugis, f. - Frucht; inaratus - ungepflügt (Praedicativum)

zu 21: ... iam ... iam - bald ... bald; lac, lactis, n. - Milch; nectar, nectaris, n. - Nektar (der Göttertrank); 'ire' hier: strömen;

Hilfsübersetzung
Als erstes entstand die goldene Zeit (wurde das goldene Zeitalter hervorgebracht), die (während es keinen strafenden Richter gab) ohne strafenden Richter, aus eigenem Antrieb, ohne Gesetz Treu und Recht übte. Es gab keine Strafe und keine Furcht; und drohende Worte auf (öffentlich) angeschlagenen ehernen Gesetzestafeln wurden nicht gelesen (andere Lesart: ligabantur: aneinandergereiht, geschrieben), keine (demütig bittende) flehende Menge fürchtete den Mund ihres Richters, sondern sie war ohne strafenden Richter sicher. Noch war nicht die Pinie, gefällt von ihren Bergen, in die fließenden Wellen herabgestiegen, um fremdes Gebiet zu besuchen, und die Sterblichen hatten kein Gestade außer dem ihren kennengelernt. Noch umgürteten nicht steile Gräben die Städte. Es gab keine Trompete aus geradem, keine Hörner aus gebogenem Erz, keine Helme, kein Schwert, ohne Kriegsdienst (Verwendung des Soldaten)verbrachten die Völker sorglos behagliche Muße. Selbst auch gab die Erde ohne Zwang und unberührt von der Hacke und nicht verletzt durch irgendeine Pflugschar aus sich heraus alles; und zufrieden mit den Speisen, hervorgebracht, wobei keiner (sie) zwang, sammelten (die Menschen) am Erdbeerbaum wachsende Früchte und Erdbeeren von den Bergen.
Es herrschte ewiger Frühling, und sanft mit lauen Lüften fächelten die Frühlingswinde die ohne Samen entstandenen Blumen. Bald auch trug die Erde ungepflügt Früchte, und der nicht neu bestellte Acker schimmerte von vollen Ähren. Schon strömten Flüsse von Milch, schon Flüsse von Honig. Und gelber Honig tropfte von der grünen Steineiche.
Zusatzaufgaben
Verhältnis Übersetzung – Zusatzaufgaben 2 : 1

I. a) Schreiben Sie die Verse 1,2,3 und 6 ab und skandieren Sie sie, indem Sie über die betonten Längen (Versfußbeginn bzw. Taktanfang, im Dt.: Hebungen) Akzente setzen (Es muss deutlich werden, welche Silbe gemeint ist.)! Elisionen müssen durch Bögen gekennzeichnet werden ( È ).

I. b) Schreiben Sie hinter oder unter jeden Vers, wieviel Daktylen und wieviel Spondeen in den ersten fünf Versfüßen vorkommen!

I. c) Machen Sie durch einen senkrechten Strich deutlich, wo eine Zäsur vorliegt, und schreiben Sie über den Strich, um welche Zäsur es sich handelt: T, P, H !

II. a) Nennen Sie Auffälliges bei der Klangwirkung der Verse 15, 18, 21, 22!
V.15: Alliteration des ‚c‘, helle Vokale
V.18: fließend weich Konsonanten m, l, Alliteration ‚sine semine‘, das griechische Wort als Wohlklang
II. b) Interpretieren Sie die Klangwirkung der Verse 21 und 22!
Gleitende, Weiche Konsonanten ‚fl‘, j, b, w, d, ll, l, aber auch c, t, Häufung des i (und a)
Das Angenehme, Süße eines Land, wo Milch und Honig fließt
21: rhythmisch etwas gespannter, durch die Wortwiederholung das wellenartige Fließen malend,
22: sehr weich und fließend, entspricht dem weichen Tropfen des Honigs

III. Gliedern Sie den Text in sinnvolle Abschnitte (verschiedene Aspekte der Goldenen Zeit) und geben Sie diesen Abschnitten charakterisierende Überschriften (Stichworte oder kurze Sätze)!
V 1-5: Das Rechte tun (das rechte Tun) ohne richterlichen Zwang, ohne Hilfe von Gesetz und Strafe (anarchische Struktur der Gesellschaft)
V 6-8: keine Schifffahrt, keine Reise in fremde Länder, keine Ausbeutung fremder Länder
V 9-12: keine Kriege
V 12-Ende6: Die Erde gibt ihre Gaben von selbst

IV.
Erörtern Sie am Beispiel des vorliegenden Ovid-Textes und der 4. Ekloge Vergils, z. B. die Verse 8 und 9 der Ekloge, mögliche Theorien über den Ablauf der Geschichte!
Deszendenztheorie, Abstieg vom ‚Goldenen Zeitalter‘, das zuerst war – prima aetas - und ‚noch nicht‘ das Eiserne bis zur schlechten Gegenwart; Tempus der Darstellung der goldenen Zeit: Imperfekt
Vergil eher Aszendenztheorie; Goldene Zeit ist Endzeit, Ziel und Ende der Geschichte ist die Goldene Zeit, die am Anfang auch da war; insofern ein Kreis; aber nicht Kreislauftheorie im üblichen Sinne, dass dann der Ablauf wieder neu beginnt. Tempus der Darstellung: Futur,
Die Geschichte steigt von einem schlechten Zustand zu einem idealen auf; bei Vergil Zeit der Bürgerkriege, Zeit der ‚fraus zu den Saturnia regna, zur ‚ultima aetas, von der ferrea zur aurea gens

V. Weisen Sie Parallelen und Ähnlichkeiten zwischen dem vorliegenden Text und Vergils 4. Ekloge auf (Motivvergleich)!
aurea aetas, °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°gens aurea als Thema
ager gravis aristis canebat°°°°°°°°°°°°°°°°°°°campus arista flavescet
durae quercus sudabant roscida mella°°°°°°°de viridi ilice stillabant flava mella
pinus °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°temptare Thetim ratibus, pinus mutabit merces
tellus per se dabat omnia°°°°°°°°°°°°°°°°°°°omnis feret omnia tellus
rastro intacta°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°non rastro patietur humus, infundere sulcos
poena metusque aberant°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°perpetua solvent formidine terras
augere oppida fossae°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°muris, bella
Unterschied: Ovid: sine lege, Vergil: Knabe als Herrscher

VI. Wann sind die Bukolika Vergils entstanden? Erklären Sie deren Entstehung aus dem historischen Kontext!
39 v. Chr. Gesamtveröffentlichung
vorher Einzelveröffentlichungen ab 42
Zeit des Bürgerkriegs: Chaos, Verwirrung, Leid, Unrecht (z. B. Landverteilung)
Daraus entsteht die Klage und die Überwindung durch die Kunst

Weitere Interpretationsaufgaben als mögliche Alternativen:
Vergleichen Sie das Rechtsdenken der Römer, wie es Ihnen im Aufsatz von Klingner begegnet ist, mit den vergleichbaren Vorstellungen des vorliegenden Textes!
Entspricht der hier beschriebene Zustand eher dem, was die Römer unter ‚pax‘ verstehen, oder dem, was unter 'eirene' oder auch bei Isaias unter 'Salom' verstanden wird? Begründen Sie Ihre Entscheidung! Definieren Sie pax und Eirene!
Sieht Vergil - zumindesten in der ‚Aeneis‘ - die Goldene Zeit anders als Ovid (vgl. Euanders Erzählung von der Goldenen Zeit)?
Bei den Römern das Rechtsdenken sehr ausgeprägt, alles muss vertraglich gesichert sein, sogar in der Religion; ‚pax‘: Friede als Folge von geordneten Rechtsverhältnissen, vertraglicher Vereinbarung – Herrschatsordnung
Eirene: ein von Natur aus entstandener Zustand des Gedeihens, der Harmonie von allem mit allem (salom), alle gleich
bei Ovid keine Gesetze, kein Richter, ein friedlicher Zustand der Gerechtigkeit ohne Recht und Rechtsprechung und damit auch ohne Angst; Menschen von sich aus gut;
bei Vergil beginnt die Goldene Zeit erst, als Saturn Recht und Satzung gab.
Vergil hat aber auch einiges von eirene und salôm.

Wieso konnte Ovid obige Darstellung in die ‚Metamorphosen‘ aufnehmen (vom Wort her erklären)?
Mit welchen Vorstellungen politischer Art ist Ovids Darstellung der goldenen Zeit zu vergleichen?

Vergleichen Sie den vorliegenden Text Oxids mit dem Ihnen bekannten Auszug aus Vergils 4. Ekloge (Unterschied? Ähnlichkeiten der Motive/Bilder und ihrer Bedeutung?)!
Unterschied: bei Ovid Vergangenheit, bei Vergil Zukunft; 1
Gemeinsames: Bilder einer goldenen, paradiesischen Zeit, d.i.
1. Zeit des Friedens
°°°°keine Soldaten, keine Gräben um die Städte; Löwe neben der Herde
2. Zeit des Ausgleichs mit der Natur - Mensch im Einklang mit der Natur
°°°°Erde nicht bebaut, keine Hacke, kein Pflug, keine Seefahrt (bei Vergil Reste der Bosheit)
3. Zeit der freigebigen Natur
°°°°Blumen, Wein, Milch und Honig, alles von selbst
4. Zeit des von sich aus guten Menschen (Bilder nur bei Ovid), Mensch im Einklang mit seinem Mitmenschen

Erläutern Sie die Bedeutung des Verses 6!
a) Seefahrt ist widernatürlich .
b) Handel ist nicht nötig, weil Natur alles gibt.

Vergleich mit Seneca ep. 90

Mögliche Erweiterung des Textes: der Gegensatz
„Seitdem, als Saturn in den Tartarus geschickt war, die Erde unter Juppiter lebte, folgte das silberne Geschlecht… Juppiter (zog) kürzte (zusammen) die Zeiten des alten Frühlings, und durch Winter und Sommer, durch veränderlichen Herbst und kurzen Frühling teilte er das Jahr in vier Zeiträume ein. … Damals wurden zum ersten Mal die Getreidesamen in (durch) lange(n) Furchen bedeckt, und die Jungstiere seufzten, bedrängt durch das Joch.“



Orpheus und Eurydike

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