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Die 'Kleineren Werke' der Spätzeit Schumanns
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Robert Schumann:
(1810-1856)

Symphonische Etüden op. 13

Thème: Andante
Etude I: un poco più vivo
Variation I
Etude II: marcato il canto
Etude III: Vivace
Etude IV
Etude V (Vivacissimo)
Variation IV: con espressione
Etude VI: Agitato
Etude VII: Allegro molto
Variation II
Variation V
Etude VIII: (Andante)
Etude IX: Presto possibile
Etude X (Allegro)
Etude XI: (Andante) Con espressione
Etude XII: Allegro brillante

Schumann soll über seine letzten musikalischen Gedanken gesagt haben, es seien Engel (nach einer Notiz von Clara Schumann „die Geister Schuberts und Mendelssohns“) gewesen, die ihm in der Nacht des 17. Februar 1854, also zehn Tage vor seinem Selbstmordversuch, ein Thema zugetragen hätten. Es war ein besonderes Thema und Schumann schrieb darüber Variationen wie später auch Brahms.

Dass das Thema ihm zugetragen wurde, kann man auch vom Thema der 20 Jahre (1834) zuvor entstandenen ‚Symphonischen Etüden‘ sagen; aber dieses Thema kam nicht von einem Engel oder von Schubert und Mendelssohn, sondern von einem Offizier, dem pensionierten Hauptmann von Fricken, dem Pflegevater seiner heimlichen Verlobten Ernestine. Der hatte aber nur die Melodie geschickt, die Harmonisierung kam von Schumann, und so entstand ein ergreifendes Thema mit einem vollgriffigen Klaviersatz,



Symphonische Etüden Thema



der dem von Schumann beabsichtigten Orchestercharakter seiner 'Symphonischen Etüden' entspricht.

Schumann hatte zunächst dieses sein bravourösestes Werk ‚Etüden im Orchestercharakter …‘ genannt. In der Erstausgabe von 1837 hießen sie ‚Symphonische Etüden‘. In der zweiten Ausgabe erschienen nur zehn Stücke, und zwar nun unter dem Titel ‚Etudes en forme de Variations‘ (die dritte und neunte waren weggelassen worden).
Doch die Etüden, die Schumann dem Thema folgen lässt, sind nicht Variationen im traditionellen Sinn, nicht Abwandlungen eines Themas, sondern „eine Folge von Charakter- und Stimmungsbildern, bei denen sich Schumann aber an ein Thema gebunden fühlt.“
In einer dritten Ausgabe (1862) wurden die Etüden 3 und 9 wieder hinzugefügt und in der nächste Ausgabe (1873) ergänzte Brahms die zwölf Etüden durch fünf aus Schumanns Nachlass.
Vier dieser Stücke aus dem Nachlass hat die Pianistin Nina Tichman, in ihrem Programm als 'Variationen' bezeichnet, eingefügt.

Kontrapunktische Verarbeitung und deutliche Anklänge an den absteigenden Moll-Dreiklang, mit dem das Thema begann, sind Merkmale der ersten Etüde.
Obwohl der Dreiklang abwärts auch in der Variation I erscheint, wirkt die Themen-Melodie, begleitet von virtuos dahinrauschenden Zweiunddreißigstel, wie verfremdet.
Auch in der zweiten Etüde findet sich zu Beginn der absteigende Dreiklang, nun im Bass, ansonsten ist es ein eigenständiges Stück mit orchestralem Klang und wunderbaren melodischen und harmonischen Einfällen.
Die dritte wäre lediglich eine verteufelt schwere Fingerübung mit Staccato-Zweiunddreißigstel, wenn da nicht in der Mittelstimme eine schwelgerische, typisch Schumannsche Melodie wäre.
Während der Dreiklang des Themen-Beginns in der dritten Etüde in den vier Takten des Mittelteils angedeutet ist (nun aber aufwärts und in Dur), ist er in der marschähnlichen vierten sehr präsent, begleitet mit vollen Akkorden und als Kanon gesetzt.
Dem Marsch der vierten folgt ein scherzoähnliches luftiges Gebilde im 12/8-Takt als fünfte Etüde.
Die Variation IV ist melodisch, harmonisch und rhythmisch sehr kühn erdacht – vielleicht ein Grund, warum Schumann sie nicht in sein Etüdenwerk mit hineinnahm.
Die sechste Etüde ist wieder sehr nah an der Melodie des Themas, wendet aber dessen Charakter ins Gegenteil: ein ‚Agitato‘ ist ‚con gran bravura‘ zu spielen. Das Faszinierende an dieser Etüde wie an allen anderen: wie hier in knapp einer Minute ein vollkommenes Gebilde als ganz eigene Welt entsteht; das gilt auch für die dunklere, kriegerische siebte.
Nach einer ruhigen Einleitung, deren Thema am Ende wieder aufgegriffen wird, erscheint in der Variation II das Dreiklangsmotiv mit einer tremoloartigen Begleitung, und auch an den Beginn der zweiten Etüde wird erinnert. Welch ein Reichtum an Einfällen, wenn Schumann darauf verzichten konnte, ein solches Stück zu veröffentlichen!
Diese Bemerkung gilt auch für die Variation V. Dass Brahms sie in den Kreis der Etüden mit aufnahm, verwundert nicht: ihr Klavierstil kommt dem eigenen recht nahe.
In die Welt des Barock versetzt die achte Etüde, „ein kraftvolles polyphones Gewebe von klassischer Vollendung innerhalb des knappen Rahmens“ (Reclam); Elfenspuk erscheint und entschwindet in der neunten. ‚Sempre con energia‘ heißt die Spielanweisung für das zehnte Stück; mit Akkorden in der rechten Hand und chromatisch gefärbten Läufen in der Linken wirkt es wie eine wilde Jagd und ist doch nah an der Melodie des Themas. Die elfte Etüde ist ein poetischer Zwiegesang über einer ruhelosen Begleitung.
Drei Teile bestimmen das großartige Finale: Thema A ist ein frischer Aufschwung („ritterlich, stolz und selbstherrlich“; Dahms). Schumann hat es Marschners Oper „Der Templer und die Jüdin" entnommen; der Text dazu lautet: „Du stolzes England freue dich!" - eine Verbeugung vor Schumanns englischem Freund Bennet, dem die 'Symphonischen Etüden' gewidmet sind. Bei Thema B steht eine schöne, liedhafte Melodie im Kontrast zu einem durch Punktierung scharf akzentuierten Begleitrhythmus. Bei C ist es die Oberstimme, die derart akzentuiert wird. Im zweiten Teil von C begegnet man wieder dem Dreiklang des Variationenthemas und großen orchestral wirkenden Gesten. Mit wenig Veränderungen werden die drei Teile wiederholt und die Coda steigert noch einmal das Thema des stolzen englischen Ritters.

Januar 2021



Klaviermusik / op. 15 'Kinderszenen'

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