Edward Elgar (1857-1934)
Serenade für Streicher e-Moll op. 20
Allegro piacevole Larghetto Allegretto
Edward Elgars Vater war Musikalienhändler und auch Organist an der katholischen Kirche in Worcester nahe Birmingham. 1885 wurde der Sohn Nachfolger seines Vaters als Organist. Zusätzlich gab er Violinunterricht. 1889 heiratete er seine Schülerin Caroline Alice Roberts, deren Glaube an das Talent ihres Mannes für Elgar eine große Hilfe war. Ein Jahr zuvor hatte er drei Stücke für Streichorchester geschaffen, die er 1892 zur Serenade op. 20 zusammenfasste. In jene Zeit fiel auch die Entstehung der Enigma Variationen und der ‚Sea Pictures‘, die ihn berühmt machten.
Die drei Stücke von 1888 trugen die Überschriften: Frühlingslied, Elegie und Finale. In der Fassung für Serenade haben sie traditionelle Satzbezeichnungen.
„Kleine Melodien“ nennt Elgar die drei Sätze der Serenade, eine bescheidene Untertreibung. Es sind freundliche, einschmeichelnde, sehnsuchtsvolle Melodien, eingebettet in schöne Klänge - als Lehrer für Violine wusste Elgar, wie er einen gefälligen Streichorchester-Klang erzeugen konnte.
Der Erste Satz der Serenade ist dreigeteilt: ein erster Teil ist bestimmt von einer in Sekundschritten aufsteigenden einschmeichelnden (piacevole) Melodie,
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die von einer rhythmisch ausgeprägten Figur der Violen eingeleitet ist. Damit sich die Melodie nicht zu sehr einschmeichelt, wird ihr ein akkordisch gesetztes hübsches, tänzerisches Pendant aus je zwei Achteln und einer Achtelpause beigefügt (Beispiel aus dem dritten Teil):
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Ein Motiv aus vier in Sekundschritten abwärtsfallenden Tönen
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bildet einige Takte lang den Übergang zum 2. Teil, der in der Stimmung des ersten verbleibt trotz des Septimsprungs aufwärts zu Beginn; das Einschmeichelnde wird sogar verstärkt, wenn die Solovioline mit einem Sextsprung einsetzt – es gibt keine Kontraste in dieser Musik. Der dritte Teil wiederholt in verkürzter Form den ersten.
Der von Elgar häufig gebrauchte Septimsprung, wechselnd mit der aufsteigenden Sext, findet sich auch in dem aufsteigenden Motiv
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zu Beginn des Larghettos. Dieses Motiv entwickelt er zu einem eindringlichen Thema, das er dreimal melodisch und harmonisch auf höchst kunstvolle Weise abwandelt. Konstante Entfaltung der Melodie ist hier wie auch sonst in op. 20 Elgars Kompositionsprinzip. Nach dem Höhepunkt der letzten Abwandlung kommt er in einer kurzen Coda auf das Eingangsmotiv zurück. Der Titel „Der Zauberstab der Jugend“ – so hatte Elgar eine Bearbeitung erster musikalischer Aufzeichnungen aus seiner Kindheit genannt – hätte auch gut über dieser Elegie stehen können.
Septim- und vor allem der Sextsprung aufwärts bestimmen nicht nur den ersten Teil des Dritten Satzes und dessen gedämpfte Freundlichkeit (12/8-Takt), sondern auch den kurzen Zweiten:
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Gegen Ende wechselt der Rhythmus in einen 6/8-Takt und es klingen Motive aus dem Mittelteil des Ersten Satzes an.
Juli 2020
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Kammermusik / Introduktion u. Allegro für Streichquartett u. Str
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