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F. Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Sonate für Violoncello und Klavier D-Dur op. 58
Allegro assai vivace Allegretto scherzando Adagio Molto Allegro e vivace
Die D-Dur-Sonate entstand 1841/42. Der Verleger Friedrich Kistner wollte dieses Werk als ‚Grande Sonate‘ herausgeben (1843). Mendelssohn untersagte ihm dieses ‚Grande‘. Jedenfalls gehört diese Sonate wegen der Kraft und der Fülle seiner Ideen, wegen der Art, wie Mendelssohn diese Fülle durch geniale Übergänge zu einer harmonischen Einheit zusammenfügt und wie der Klang von Klavier und Cello dabei auf angenehmste Weise ausbalanciert ist, zu den Großen der Cello-Literatur
Der Erste Satz beginnt mit einem für Mendelssohn so typischen Aufschwung, wie wir ihn schon vom Oktett des 16-Jährigen her kennen. Ein zweites, nun abwärtsfallendes Thema führt hin zum eigentlichen Seitenthema,
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dessen aufwärtsstrebender Schwung dem des Hauptthemas nicht nachsteht. Nach der Vorstellung der Themen werden sie im Mittelteil des Satzes durch Abwandlungen, vor allem durch einen moll-gedämpften Ausdruck in neuem Licht gezeigt. Das Seitenthema freilich wird zunächst im unveränderten Glanz des ersten Teils aufgegriffen; dann macht sich eines seiner Motive selbständig und versinkt in Monotonie. Zu Beginn des dritten Teils, der nach der Konvention den ersten wieder aufgreift, werden in neuer Frische Haupt- und Seitenthema kurz hintereinander vorgestellt. Dann erfahren sie, als ob der Mittelteil nicht Veränderungen genug gezeigt hätte, noch einmal besonders interessante Abwandlungen.
Eine Köstlichkeit ist das Allegretto scherzando, auch wegen des Einsatzes des Pizzicatos, das zu neuer, schöner Klangwirkung führt. Dem heiter-wehmütigen Eingangsthema (A) folgt eine elegische Cello-Kantilene. Dass sich das grazile Eingangsthema auch kraftvoll entfalten kann (A‘), zeigt überraschend die veränderte Wiederholung des Eingangsthemas (Aufbau: A B A‘ B‘ + eine geistreiche Coda).
Choräle, wie wir sie aus Bachs Kantaten und Passionen kennen, müssen auf Mendelssohn einen hinreißenden Eindruck gemacht haben, und in seinen Oratorien greift er sie eigenständig und überzeugend auf. Ein solcher Choral - mit Arpeggien im Klavier vorgetragen - als Thema eines Sonatensatzes wie hier im Adagio ist sicher einmalig und sehr ergreifend. An den von Mendelssohn selbst geschaffenen Choral schließt sich ein langes Rezitativ des Cellos an. In einem dritten Teil werden Rezitativ und Choral vereint. Die Coda dieses eindringlichen ‚Adagios‘ ist eine kurze Hommage an Johann Sebastian Bach.
Einen Kontrast zum ‚Adagio‘ bildet das vitale und virtuose Finale. Es ist nicht leicht, im Fluss des musikalischen Geschehens eine Struktur zu finden: Ein stürmisches Vorspiel führt hin zum temperamentvollen Thema:
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Ihm werden statt eines zweiten Themas zwei Varianten hinzugefügt, ohne dass die Stimmung verändert würde. Es folgt ein kurzes Zwischenstück, in dem das Thema in verändertem Licht gezeigt wird, vor allem das Cello - wie im Vorspiel - virtuos glänzen kann. Dann wird das Thema im Original und mit weiteren Veränderungen wiederholt. Die rasante Coda begnügt sich nicht mit Abschluss-Floskeln, sondern bietet in neuer Spontaneität ein neues Spiel mit dem dafür so ergiebigen Thema.
Oktober 2020
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Sonate für Violoncello und Klavier B-Dur op. 45
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