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Franz Schubert
(1797-1828)

‚Der Hirt auf dem Felsen‘ für eine Singstimme, Klarinette und Klavier op. posth. 129 D 965

Hirtendichtung, Hirtenmusik sind seit der Antike geschätzt. Und immer schon stand dieses Genre für Sehnsucht nach einem idyllischen, das heißt idealen Leben.

Als Höhepunkt der Hirtendichtung dürfen die Eklogen Vergils gelten. In dessen erster Ekloge werden Idylle und Realität miteinander konfrontiert; Meliboeus wurde von seinem Land vertrieben und begegnet seinem Nachbarn und Freund Tityrus, der seinen Hof behalten darf:

Unter der Buche breitem Geäst, o Tityrus, ruhst du,
Übst dich mit zarter Flöte ein in das ländliche Lied.
Wir verlassen die Heimat und ihre bezaubernden Flure,
Müssen die Heimat fliehn; und du lehrest, Tityrus, ruhig
Sitzend im Schatten, die Wälder den Widerhall ‚Schön Amaryllis‘.

Und Tityrus antwortet:
O Meliboeus, uns hat ein Gott diese Muße gegeben.
Jener vergönnt mir, die Rinder umher - du siehst es – zu weiden
Und mir selber nach Wunsch auf ländlicher Flöte zu spielen.

Tityrus wird auf einer Rohrflöte gespielt haben, einer Vorläuferin der Schalmei und der Oboe. Schubert, der sich mit seinem Lied ‚Der Hirt auf dem Felsen‘ in die Tradition der Hirtenmusik einfügte, wählte die Klarinette, deren Ton weicher, zarter ist als der der Schalmei.

Er hatte dieses Lied einen Monat vor seinem Tod am 19. November 1828 auf Bitten der Sängerin Anna Milder-Hauptmann geschrieben. Es war sein letztes, ein beglückend schönes Werk, und es ist nicht abwegig, das Kommen des Frühlings, das besungen wird, auch als Erlösung vom Leben zu sehen, das für ihn wie ein grausamer Winter geworden war:

Auf Erden mir die Hoffnung wich,
Ich hier so einsam bin.
Nun mach' ich mich fertig
Zum Wandern bereit.

Eine Parallele: Im Januar 1791 schrieb Mozart sein wahrscheinlich letztes Lied: ‚Sehnsucht nach dem Frühling‘ (‚Komm lieber Mai und mache‘; KV 596). Der durch die Hoffnung auf den Frühling bestimmte heitere Ton dieses zum Volks- und Kinderlied gewordenen Mozartlieds steht im Gegensatz zu Mozarts Bekenntnis, das Leben habe für ihn allen Reiz verloren.

‚Sehnsucht nach dem Frühling‘ ist ein ‚Klavierlied‘ und entspricht so den meisten Liedkompositionen der Klassik und Romantik. Dass - wie in Schuberts ‚Der Hirt auf dem Felsen‘- zu Singstimme und Klavier ein weiteres Instrument hinzukommt, das zudem nicht nur als Begleitung dient, sondern eine wesentliche Rolle spielt, ist eher selten geblieben.

Wie wesentlich diese Rolle ist, zeigt die Klarinetten-Einleitung, die die Melodie der Singstimme mehr vorwegnimmt als vorbereitet und die neben der Schönheit der melodischen und harmonischen Einfälle auch das alpenländische Kolorit zeigt: die Triolen-Dreiklänge, die Andeutung des Jodlers. Wenn dann die Singstimme hinzukommt, wird ein drittes Merkmal deutlich: der Widerhall, das Echo in den Bergen.

Insgesamt ist das Lied in drei große Abschnitte aufgeteilt, von denen der erste - Sehnsucht nach der Liebsten - der dreigliedrigen Liedform entspricht (ABA‘). Sein Mittelteil (‚Je weiter meine Stimme dringt‘) hebt sich schon durch die Punktierung deutlich von den Außenteilen ab.

Im zweiten Abschnitt (‚In tiefem Gram‘) werden aus den Achteltriolen der Begleitung gerade Achtel; die Bewegung, auch die der Melodiestimme, wird entsprechend verlangsamt - Musik einer Einsamkeit, die der scheinbar so gesellige Schubert oft bitter erfahren musste: „ ... ich fühle mich als den unglücklichsten, elendesten Menschen auf der Welt. Denk Dir einen Menschen, … dem das Glück der Liebe und Freundschaft nichts bieten als höchstens Schmerz … So freude- und freundelos verbringe ich meine Tage ...“, schrieb er vier Jahre zuvor. Die Sehnsucht nach der Liebsten wird gesteigert zur Sehnsucht nach Tod und Himmel.

Das Klavier ist im ganzen Werk auf akkordische Begleitung beschränkt. Aber es ist eine meisterhafte Beschränkung; denn die Akkorde und die dazu gehörende Bass-Linie machen einen gewichtigen Teil der Expressivität aus, am intensivsten im mittleren Teil des Zweiten Abschnitts (‚Ich hier so einsam bin‘). Dass das Ende dieses Abschnitts nach Dur erhellt wird - wunderbare Macht des Lieds -, ist ein kleiner Trost.

Trotzdem überrascht die ungetrübte Munterkeit des dritten Abschnitts (‚Der Frühling will kommen‘), der wie der erste dreigegliedert ist und mit einer virtuosen Stretta endet.

Januar 2021



Winterreise

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