J. S. Bach (1685-1750)
Sonate für Violine solo g-Moll BWV 1001 mit der von Robert Schumann hinzugefügten Klavierbegleitung
Adagio Fuga: Allegro Siciliano Presto
siehe auch Sonate Nr. 1
Die G-Moll-Sonate für Violine solo gehört zu den drei Sonaten und drei Partiten für Violine solo, die Bach in seiner Köthener Zeit geschrieben hat - ein Wunderwerk des Geistes und ein Wunderwerk des Herzens. Freilich „gibt es wenige Beispiele, die ... so hohe Anforderungen auch an das Konzentrationsvermögen ihrer Hörer stellen. Eher noch höher sind die Anforderungen an den Interpreten“ (Reclams Kammermusikführer). „Auf einem viersaitigen Instrument einen durchweg drei-, manchmal aber auch vierstimmigen, dazu noch polyphonen, d.h. jede Stimme selbständig fortführenden Satz zu spielen, bleibt artistische Grenzgängerei, für die nur Wenige berufen sind.“ (Klaus K. Füller). Das Zuhören hat Schumann durch seine überzeugende Begleitung erleichtert, nicht aber das Spielen, denn er hat die Violinstimme im Original beibehalten. „Mit reichem, ausdrucksstarkem Figurenwerk hebt das gelassen schwingende Adagio an, wobei die sich auf und ab rankenden Zweiunddreißigstel- und Vierundsechzigstel-Linien immer wieder durch Akkorde unterbrochen und gegliedert werden.“ (Kammermusikführer Reclam) Man kann den Ersten Satz der drei viersätzigen Sonaten BWV 1001, 1003, 1005 jeweils als Präludium der folgenden Fuge verstehen. Die in ihrer Mischung von strenger Polyphonie und harmonischer Farbigkeit grandiose dreistimmige Fuge von BWV 1001 basiert auf einem eintaktigen, „rhythmisch einprägsamen Thema“ (s. o.).
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Als eine Art Hirtenmusik verweist es auf das Weihnachtsfest ebenso wie der Choral ‚Wachet auf‘, den Bach als gedachten Cantus firmus dem Siciliano unterlegt hat (Bach hat den Melodiebögen und Akkorden der Solo-Sonaten Choräle zugeordnet, die gehört werden können, wenn auch nur mit dem inneren Ohr, außer wenn diese Choräle mitgesungen werden, was auf einigen Konzert-Aufnahmen zu hören ist.). In durchgehender Einstimmigkeit eilt das toccata-ähnliche Schluss-Presto in virtuosem Spiel meist mit Akkordbrechungen dahin; so beginnt der erste Teil mit Dreiklängen abwärts, der zweite Teil mit Dreiklängen aufwärts. Nach Ansicht von Helga Thoene (Cöthener Bachhefte) malt dieses Presto das Eilen der Hirten; als gedachten Cantus firmus hat Bach ‚Vom Himmel hoch‘ gewählt.
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