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Felix Mendelssohn-Bartholdy
(1809 - 1847)

Quintett für 2 Violinen, 2 Bratschen und Violoncello A-Dur op.18

Allegro con moto
Intermezzo: Andante sostenuto
Scherzo: Allegro di molto
Allegro vivace

Kurz nach Mendelssohns Tod nannte sich ein Freundeskreis, der in Amerika zum Mendelssohn-Kult beitrug, ‘Mendelssohn-Quintette-Club’. Dieser Freundeskreis bestand offensichtlich aus Kennern, denn die beiden Quintette op. 18 und op. 87, vom 17-jährigen und – zwei Jahre vor seinem Tod – vom 36-jährigen Mendelssohn geschrieben, sind nicht sehr bekannt, aber großartige Musik, gleich überragend durch musikalische Einfälle wie durch deren Verarbeitung. Es ist in diesen Quintetten alles enthalten, was das Besondere Mendelssohns ausmacht: die Erfindung wunderschöner Melodien, die Rückwendung zum alten Stil in der Verehrung Bachs, die Anklänge an den klassischen Stil des von ihm bewunderten Beethoven, der zur Zeit von op. 18 (1826) an seinem letzten Streichquartett schrieb, die typisch Mendelssohnsche geniale Sommernachts-Spukmusik der Scherzi und in den langsamen Sätzen ein zutiefst ergreifender Ernst.

Eine weitgeschwungene 8-taktige Melodie bestimmt den Ersten Satz von op. 18:



Streichquintett op. 18 Satz 1 Hauptthema



Nach der Darstellung des Hauptthemas führt ein spukhaftes Zwischenstück in zunehmender Verdichtung und Steigerung bis hin zum Fortissimo zu einem recht markanten Seitenthema:



Streichquintett op. 18 Satz 1 Seitenthema



Der Schluss dieses ersten Teils ist erfüllt von luftig-duftiger Elfenmusik, die sich aus dem markanten Nebenthema entwickelt (Die Ouvertüre zum ‘Sommernachtstraum’, die Mendelssohn berühmt gemacht hat, entstand kurz nach diesem Quintett.). Es ist faszinierend, wie der zweite Teil des Satzes in großartiger kontrapunktischer Verarbeitung vor allem des Hauptthemas sich immer mehr steigert zu einem dramatischen Höhepunkt, bei dem aus der Fünfstimmigkeit durch Doppel- und Dreifachgriffe einige Takte hindurch sogar eine Achtstimmigkeit mit orchestraler Wirkung wird. Faszinierend auch, wie sich der junge Komponist dann wieder zurücknimmt und wie selbstverständlich - an den Abschluss des ersten Teils erinnernd - mit leiser Elfen-Musik überleitet zum dritten Teil, der üblicherweise den ersten Teil des Satzes wiederholen soll. Mendelssohn folgt auch dieser Konvention, wiederholt aber bis zum Seitenthema in gedrängter Kürze. Viel Zeit lässt er sich bei der Coda, die mit dem Hauptthema einsetzt - Doppelgriffe der Violinen verfremden es ein wenig -, um dann in lieblichen Tönen sanft zu enden.

Der Zweite Satz dieses Quintetts, das ‚Intermezzo‘, ist 1832, also sechs Jahre später entstanden als die drei übrigen Sätze und nimmt die Stelle eines ursprünglichen ‚Menuetts‘ ein. In dieser Form wurde das Quintett 1833 veröffentlicht. Das ‚Intermezzo‘ ist eine Elegie auf einen verstorbenen Freund, den Geiger Eduard Rietz; sie ist aber mehr als ein ‚Zwischenspiel‘, sie ist ergreifende Klage, trotz des Dur, in dem das schlichte Hauptthema zunächst steht:



Streichquintett op. 18 Satz 2 Hauptthema



Nach einem bedrückenden Überleitungsteil setzt das zweite, tröstlichere Thema ein, mit einem Dreiklang-Motiv beginnend,



Streichquintett op. 18 Satz 2 Seitenthema



von der Ersten Violine, dann vom Cello intoniert. Wieder ein solch bedrückender Übergangsteil, dann das Hauptthema in strahlendem Fortissimo. Im zweiten Teil des Satzes wird im Wesentlichen der Beginn dieses Themas in neuen Gestalten gezeigt. Der dritte Teil zeigt nach zwei Takten einer genialen Überleitung die beiden Themen des ersten Teils in verkürzter Form. Gespenstig wirkende Zweiunddreißigstel-Begleitnoten leiten den Schluss-Teil ein - dessen vielleicht rührendste Stelle: wenn über diesen Zweiunddreißigstel noch einmal das Hauptthema angedeutet wird.

Das Originellste bei Mendelssohn sind seine Scherzi, die oft an feenhaften Spuk erinnern, wie man ihn aus Shakespeares ‚Sommernachtstraum‘ kennt. Im hinreißenden Scherzo von op. 18 ist mit leichtester Hand Schwierigstes gemeistert: der elfengleiche Spuk kommt nicht als strenge Fuge, wohl aber in fugierter Gestalt daher; und man merkt dem Satz diese höchste Kunst der Verarbeitung nicht an. Faszinierend sind auch die Zwischenspiele, die das luftig Vorbeieilende ein wenig gliedern: Ein erstes besteht zunächst aus einem Spiel von abwärts fallenden gebrochenen Akkorden, ein zweites spielt mit dem Beginn des Fugenthemas, das in einer großartigen Steigerung gipfelt, bevor ein zweites Thema einsetzt. Ebenfalls mit dem Fugenthema-Beginn setzen in einem dritten Zwischenspiel Zweite Viola und Cello im Fortissimo einen nahezu brutalen Akzent. Ein letztes Zwischenspiel kombiniert die gebrochenen Akkorde mit dem Fugenthema-Beginn und endet in einigen fahlen Pianissimo-Akkorden. Mit ihnen beginnt die Coda, die leicht vorübereilt und leicht wie im Nichts verschwindet:
„Luft im Laub und Wind im Rohr
Und alles ist zerstoben.“
Nach Fanny Mendelssohn waren diese Verse aus Goethes Faust Programm für das ‚Scherzo‘ des kurz vor dem Quintett entstandenen Streicher-Oktetts (1825), und sie sind passend auch für das unvergleichliche Scherzo dieses Quintetts.

Auch der Vierte Satz glänzt durch Mendelssohns ungemein kunstvolle Art, mit dem Kontrapunkt umzugehen. Einem heiter-schwungvollen Hauptthema folgt ein etwas ruhigeres, wie von Innen heraus strahlendes Zweites Thema. Ein ausgedehntes Nachspiel mit Fortissimo-Höhepunkten führt zum zweiten Teil des Satzes, der mit dem Hauptthema die ‚Fugenakrobatik‘ des Scherzos fortsetzt, nun aber in einem etwas strengeren Stil. Vor allem in seiner zweiten Hälfte, wenn die abwärts laufenden Sechzentel mit zwei halben Noten, die einen Quartsprung abwärts bilden, eingeleitet werden, wirkt die Kontrapunktik groß und lebendig. Dieses Lebendig-Große bleibt auch im dritten Teil erhalten, der die beiden Themen wieder aufgreift. Das erste wirkt nun wie entfesselt, das zweite gewinnt eine außerordentliche Strahlkraft. Zum Abschluss erklingen noch einmal Hauptthema und Erinnerungen an den Kontrapunktteil, und dies immer wieder in neuer Gestalt.



Streichquintette / Streichquintett B-Dur op. 87

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