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'Donec gratus eram tibi °°°nec quisquam potior bracchia candidae cervici iuvenis dabat, °°°Persarum vigui rege beatior.' |
donec: bis, solange; potior: vorzüglicher, wichtiger; vigere, eo, ui: lebenskräftig, frisch sein, blühen |
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‚Als ich noch dir lieb war und nicht irgendeiner als Jüngling lieber die Arme um den weißen Nacken schlang, da lebte ich glücklicher als der Perserkönig.‘
Mörike HORAZ: Als mir Lydia günstig war, °°°Und kein trauterer Freund seinen verliebten Arm Um den glänzenden Nacken schlang, °°°Lebt ich glücklicher als Persiens Könige.
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Donec non alia magis °°°arsisti neque erat Lydia post Chloen, multi Lydia nominis, °°°Romana vigui clarior Ilia.' |
ardere mit Abl.: entbrannt sein für; multi nominis: Genitivus qualitatis von vielem Ruhm, hochberühmt |
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'Als du wegen einer anderen nicht mehr entbranntest und nicht Lydia hinter Chloe war, die vielgenannte Ladia, lebte ich berühmter als die römische Ilia.‘
Mörike lydia: Als du ganz für mich glühetest, °°°Keine Chloe den Rang Lydien abgewann, Da war Lydiens Name groß, °°°Nicht Roms Ilia war höher geehrt als ich.
R. Helm Damals, als du für keine noch °°°Mehr entflammt und noch nicht Lydia Chloe wich, Ringsum Lydias Name scholl, °°°Ja, da war ich berühmt wie nur die Ahnfrau Roms.
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'Me nunc Thressa Chloe regit, °°°dulcis docta modos et citharae sciens, pro qua non metuam mori, °°°si parcent animae fata superstiti.' |
superstes, stitis: überlebend |
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Jetzt regiert mich die thrakische Chloe, gelehrt in Bezug auf die süßen Weisen und kundig der Cithara, für die ich nicht zu sterben fürchte, wenn das Schicksal mein Herz als überlebend schont.
Mörike HORAZ: Jetzt beherrscht mich die thracische °°°Chloe, deren Gesang lieblich zur Laute klingt; Freudig litt' ich den Tod für sie, °°°Wenn die Parze nur ihr Leben verlängerte.
R. Helm Ach, ich stürbe so gern für sie, °°°Schont mein Liebchen das Los, lässt sie am Leben mir.
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'Me torret face mutua °°°Thurini Calais filius Ornyti, pro quo bis patiar mori, °°°si parcent puero fata superstiti.' |
torrere, eo: dörren, sengen, entzünden; fax, facis: Kienspan, Fackel, Licht, Flamme; mutuus: wechsel-, gegenseitig; Thurii, orum, m.: die an der Stellte der zerstörten Stadt Sybaris am tarentinischen Meerbusen von Ansiedlern aus Athen erbaute Stadt Thurii; Thurinus, a, um, thurinisch, aus Thurii; |
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Mich versengt mit wechselseitiger Flamme Calais, des Thurinischen Ornytus Sohn, für den ich zweimal zu sterben erdulde, wenn das Schicksal den Jungen als überlebend schont.
Mörike lydia: Mit gleichseitiger Liebesglut °°°Hat des Thuriers Sohn, Kalais, mich entflammt. Zweimal trüg ich den Tod für ihn, °°°Wenn die Göttin nur sein Leben dann fristete.
R. Helm Schont den Jungen das Los, lässt ihn am Leben mir.
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'Quid si prisca redit Venus °°°diductosque iugo cogit aeneo, si flava excutitur Chloe °°°reiectaeque patet ianua Lydiae?' |
priscus: alt, streng, vorig, vormalig; aenëus: ehern, bronzen, aus Erz, aus Bronze; ex-cutio, cussi, cussum, ere: heraus-, herab-, abschütteln, -stoßen, -schlagen, -werfen, abschütteln; re-icio, ieci, iectus: zurückwerfen, fortstoßen, zurückdrängen, fortdrängen, |
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Was, wenn die vorige Venus zurückkehrt und die Auseinandergerissenen unter das eherne Joch zwingt, wenn die blonde Chloe vertrieben wird und die Tür der verstoßenen Lydia offensteht?
Mörike HORAZ: Wie, wenn Amor zurückgekehrt?, °°°Und ins eherne Joch neu die Getrennten schmiegt? Wenn nun Chloe, die blonde, weicht, °°°Und mich Lydiens Tür wieder wie sonst empfängt?
R. Helm Doch: kehrt frühere Lieb‘ zurück °°°Zwingt ins eherne Joch, die sich dereinst entzweit …? Schüttl‘ ich ich Chloe, die blonde, ab, °°°Öffne Lydia neu, die ich verschmäht, das Tor …?
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'Quamquam sidere pulchrior °°°ille est, tu levior cortice et inprobo iracundior Hadria, °°°tecum vivere amem, tecum obeam lubens.' |
cortex, ticis, m. u. f.: Rinde, Schale, Borke, Hülle, Kork; ob-eo, ivi u. öfter ii, itum, ire: an od. zu od. in etwas gehen, -kommen, dahingehen = untergehen, untergehen, zugrunde gehen; libens: gern |
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Obgleich jener schön wie ein Stern ist, du leicht wie Kork und hitzig wie die unbändige Adria: mit dir möchte ich leben, mit dir gerne untergehen.
Mörike lydia: Zwar strahlt jener wie Hesperus, °°°Du bist schwankend wie Rohr, zorniger als die Flut Des aufbrausenden Adria: °°°Doch gern lebt ich für dich, stürbe, wie gern! mit dir.
R. Helm Schön ist jener wie Sternenglanz, °°°Du wiegst leichter als Kork; schlimm wie die Adria Tobt dein zornig Gemüt, und doch – °°°Gerne lebt‘ ich mit dir, stürb‘ ach! So gern mit dir!
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III,08 Aufforderung zur Muße / III,13 Preis auf eine Quelle
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