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I,35

Gebet an Fortuna



Alkäische Strophe



O diva, gratum quae regis Antium,
praesens vel imo tollere de gradu
°°mortale corpus vel superbos
°°°°vertere funeribus triumphos,
Antium, i, n.: uralte Stadt in Latium auf einer sich weit ins Meer erstreckenden felsigen Landspitze, Lieblingsaufenthalt reicher Römer, dah. mit herrlichen Palästen u. Tempeln (wie dem der beiden Fortunae mit einem Orakel, des Äskulap, des Herkules u.a.) geschmückt; praesens, entis, PAdi. (2. praes u. ens v. sum), gegenwärtig, sogleich-, schnell wirkend, wirksam, kräftig, entschlossen; imus: unterster, niedrigster; vertere: ins Gegenteil verkehren, dieses Gegenteil zuweilen im Abl. instr.; triumphus: Siegeszug, feierliche Einzug in Rom, Triumph;


O Göttliche, die du das liebliche Antium regierst, bereit, entweder von tiefster Stufe den Sterblichen zu erheben oder stolze Triumphzüge in Leichenbegängnisse umzukehren,



te pauper ambit sollicita prece
ruris colonus, te dominam aequoris
°°quicumque Bythyna lacessit
°°°°Carpathium pelagus carina.
ambire: umgehen, umwerben; colonus: Landwirt, Bauer (Ggstz. pastor, Viehzüchter), Pächter; lacesso, ivi u. ii, itum, ere (Intens. von lacio), jmd. lockend oder neckend zum Widerstande reizen, -herausfordern jmd. necken, ihm keine Ruhe lassen, hart zusetzen, ihn anfallen; Carpathius, a, um, karpathisch, Carpathus (-os), i, f. (Karpatos), eine Insel im Ägäischen Meere zwischen Kreta u. Rhodus; pelagus, i, n. (pelagos), I) das Meer; carina, ae: der Kiel, Schiffskiel, = Fahrzeug, Schiff;
Te Dacus asper, te profugi Scythae,
urbesque gentesque et Latium ferox
°°regumque matres barbarorum et
°°°°purpurei metuunt tyranni,
profugus: flüchtig, heimatlos;
iniurioso ne pede proruas
stantem columnam, neu populus frequens
°°ad arma cessantis, ad arma
°°°°concitet imperiumque frangat.
iniuriosus: ungerecht, widerrechtlich, frevelhaft, verletzend; proruo: hervorstürzen, einstürzen, niederreißen; stare: fest-, unerschüttert stehen; frequens, entis: von einer Menschenmenge, Versammlung usw. = zahlreich, in Menge oder in Masse anwesend od. versammelt, - sich einfindend, viel beisammen; cessare: zögern, säumen; concitare: jmd. anregen, antreiben, aufstacheln;


dich umwirbt mit besorgter Bitte der Pächter des Lands, dich als Herrin des Meeres jeder, der mit bithynischem Schiff das Meer der Karpathier herausfordert.
Dich fürchtet der wilde Dacer, dich die flüchtigen Skythen, Städte und Völker fürchten dich und das trotzige Latium und die Mutter der barbarischen Könige und die purpurgeschmückten Tyrannen,
dass du mit ungerechtem Fuß die fest stehende Säule stürzt, dass das Volk als Masse die Zögernden zu den Waffen treibt und die Herrschaft zerbricht.



Te semper anteit saeva Necessitas,
clavos trabalis et cuneos manu
°°gestans aena nec severus
°°°°uncus abest liquidumque plumbum;
anteire mit Akk.: vorher-, vorangehen; saevus: wütend, tobend, heftig, schrecklich, furchtbar, grausam, grimmig, herrisch, gestreng, clavus, i m.: Nagel; trabalis, e (trabs), I) zu den Balken gehörig, Balken-, clavus, Hor. carm. 1, 35, 18; cuneus, i m.: Keil; gesto, avi, atum, are (Intens. v. gero): tragen, mit od. bei sich führen, an sich tragen; uncus: Widerhaken, Klammer; plumbum: Blei;
te Spes et albo rara Fides colit
velata panno nec comitem abnegat,
°°utcumque mutata potentis
°°°°veste domos inimica linquis;
pannus: Lappen, Lumpen; velare: verhüllen, bedecken; abnegare: verweigern, sich weigern, comitem abnegat = se comitem abnegat; utcumque: wie nur immer, wann nur, sobald nur;
at volgus infidum et meretrix retro
periura cedit, diffugiunt cadis
°°cum faece siccatis amici,
°°°°ferre iugum pariter dolosi.
meretrix, tricis, f. (mereo): Buhldirne, das Freudenmädchen; per-iurus, a, um (per u. ius): eidbrüchig, meineidig, subst., der Meineidige, übtr. lügend, lügenhaft,; cadus, i: großer irdener Topf; faex, faecis f.: Weinhefe; sicco, avi, atum, are (siccus): trocknen, trocken machen, austrinken, ausleeren; pariter, Adv. (par): gleich, auf gleiche Weise, ebenso; dolosus: trügerisch, arglistig;


Dir geht immer die harte Notwendigkeit voran, die mit eherner Hand Balkennägel und Keile hält, und nicht fehlt der strenge Widerhaken und das flüssige Blei;
dich verehrt die Hoffnung und die seltene Treue, verhüllt in weißem Tuch (rituelles Verhüllen des Göttlichen) und verweigert sich (dir) nicht als Gefährtin, wann immer du, nachdem das Kleid gewechselt wurde, die mächtigen Häuser als Feindin verlässt (d. h. als ihr unglückliches, feindliches Geschick in düsterer Kleidung mit den Mächtigen gehst, die den Palast verlassen müssen);
aber der treulose Haufe und die meineidige Dirne weicht (dir) zurück; es fliehen die Freunde, nachdem die Becher mit der Hefe gelehrt worden sind, ebenso trügerisch, das Joch zu tragen.

Feindlich stürzt Fortuna als schicksalbringende Göttin die Säule und als solche begleitet sie nun den, der den Palast verlässt, als dunkles Geschick in dunklen Kleidern, die bisher als freundliches Geschick in hellen Kleidern erschien. Treue ist dem Geschick zugesellt, weil, wenn alle Menschen jemanden verlassen, das Schicksal (hier das üble) einen nicht verlässt, also Ironie. Selten ist die Treue bei Menschen, aber das Geschick besitzt sie.



Serves iturum Caesarem in ultimos
orbis Britannos et iuvenum recens
°°examen Eois timendum
°°°°partibus Oceanoque rubro.
examen: Schwarm; eous: östlich


Bewahre Caesr, der gegen die Britanner, die letzten des Erdkreises ziehen will, und die frische Schar von Jünglingen, die von den östlichen Ländern (Parther) und vom roten Meer (Araber) gefürchtet werden muss.



Heu heu, cicatricum et sceleris pudet
fratrumque. Quid nos dura refugimus
°°aetas, quid intactum nefasti
°°°°liquimus? Unde manum iuventus
cicatrix, icis f.: Narbe; pudet: impers., deutsch persönl., ich schäme mich einer Sache od. vor jmd., wobei im Latein. die Pers., die sich schämt, im Acc. steht, der Ggstnd. aber, dessen man sich schämt, od. die Pers. od. personif. Sache, vor der man sich schämt, im Genet.; aetas: ein Menschenalter (von 30, selten u. nur bei Dichtern von 100 Jahren), eine Generation, Zeitalter, die Zeit = die Menschen eines Zeitalters, das Geschlecht;
metu deorum continuit? Quibus
pepercit aris? O utinam nova
°°incude diffingas retusum in
°°°°Massagetas Arabasque ferrum!
continere: zurückhalten, unterdrücken, im Zaume halten, bezähmen, zügeln, mäßigen; unde: von wo her, woher, wovon (von wem), woraus; incus, cudis, f. (incudo), der Amboß; dif-fingo, finxi, fictum, ere : umbilden, ferrum incude, umschmieden, Hor. carm. 1, 35, 39; re-tundo, tudi, tusum (tunsum), ere: zurückstoßen, -treiben, etw. Scharfes abstoßen, d.i. abstumpfen, stumpf-, unbrauchbar machen; Massagetae: Skythenvolk am Kaspischen Meer


Ach, ich schäme mich der Narben, des Frevels und der Brüder. Was an Frevel haben wir, ein hartes Geschlecht, gemieden, was an Frevel unberührt zurückgelassen? Wovon hielt aus Scheu vor den Göttern die Jugend die Hände zurück? Welche Altäre schonte sie? O forme doch auf neuem Amboss das stumpf gewordene Schwert gegen die Massageten und Araber um! (Kiesslin/Heinze:“dem Gedanken ‚tilge das scelus des Bürgerkriegs aus durch einen glücklichen Krieg gegen den Landesfeind’ gibt der Dichter anschauliche Form: …sollen hier die Römer das schartige Schwert nicht schleifen, sondern umschmieden auf neuem Amboss, damit keine Spur der alten bösen Zeit bleibe.“)



I,34 Bekehrung zu Iuppiter als dem allmächtigen Tr / I,36 Ein Fest für Numida

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