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11.1 Gk 2 Unterrichtsstunden; Text leicht vereinfacht
20.12.2000

Cicero erläutert, dass man für den Mitmenschen verantwortlich ist ob eam ipsam causam, quod is homo sit.

I. Übersetze:
1 Nam illud absurdum est, quod quidam dicunt
2 se parenti aut fratri nihil detracturos esse sui commodi causa,
3 rationem civium reliquorum aliam esse.
4 Hi statuunt sibi nihil iuris esse, nullam societatem communis utilitatis causa
5 cum civibus esse - sententia, quae omnem societatem civitatis distrahit.
6 Qui autem dicunt rationem civium habendam esse, qui rationem externorum negant,
7 ii dirimunt communem humani generis societatem.
8 Qua sublata beneficentia, liberalitas, bonitas, iustitia funditus tollitur.
8 Quae qui tollunt, etiam adversus deos immortales impii iudicandi sunt.
10 Societatem enim ab iis inter homines constitutam evertunt.
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zu 1: absurdus: töricht, unsinnig; ‘se’ bezieht sich auf ‘quidam’ zurück;

zu 2: commodum: Vorteil, Nutzen; ‚causa‘: nachgestelltes Verhältniswort (‚Präposition‘) mit Genitiv: wegen, um ... willen; detrahere, o, traxi, tractum: entreißen, entwenden, wegnehmen;

zu 3: ratio mit Gen. hier: Angelegenheit, Sache mit, Rücksicht auf; alia est – sie ist anders, verhält sich anders; ‚aliam‘ ist Prädikatsnomen dieses zweiten von 'dicunt' abhängigen AcI;

zu 4: ‚statuere‘ hier: glauben; 'sibi': Dativus possessoris, gehört auch zu dem zweiten AcI, der mit ‚nullam‘ beginnt; ‚nihil iuris‘ hier: keine rechtliche Verpflichtung (ergänze: gegenüber den Mitbürgern); societas, atis : Bündnis, Gemeinschaft, Gemeinsamkeit‚ Verbindung; utilitas, atis f.: Nutzen, Vorteil;

zu 5: civis‘ hier: Mitbürger; distrahere, o, traxi, tractum: zerreißen, auflösen;

zu 6: rationem habere mit Genitiv: Rücksicht nehmen auf; externus: der Äußere, der Fremde, Ausländer;

zu 7: dirimere, o: trennen, aufheben, beseitigen, zerstören; communis, e hier: allumfassend;

zu 8: Qua: relativischer Satzanschluss, gemeint ist ‚societatem‘; beneficentia: Wohltun, Wohltätigkeit; liberalitas: Freigebigkeit, Freundlichkeit; bonitas: Güte; funditus: von Grund auf, völlig;

zu 9: mit ‘quae’ (Neutr. Pl.) sind die im vorigen Satz genannten Tugenden zusammengefasst; ‘adversus deos immortales’ ist auf ‘impii’ zu beziehen, adversus Präp. mit Akk.: gegen; impius: frevelhaft, verbrecherisch, der Frevler, der Verbrecher, hier: Praedicativum;

zu 10: ab iis: die Götter sind gemeint, gehört zu constitutam; evertere: umwerfen, umstürzen, vernichten, untergraben; Subjekt zu ‘evertunt’ ergibt sich aus dem vorherigen Satz;
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II. Interpretationsaufgaben zum Text und seinem philosophischen HintergrundLies zunächst alle Aufgaben durch, damit du Wiederholungen vermeidest!

1. Erkläre und belege aus dem vorliegenden Text, dass Ciceros Ethik kosmopolitische Züge trägt!

2. Erkläre und belege aus dem vorliegenden Text, dass Cicero mit seiner Ethik vor allem eine Grundlage
für das Gemeinwesen schaffen will!

3. Erläutere den Naturbegriff Ciceros und leite aus diesem Naturbegriff die Grundlagen für Ciceros Ethik ab!

4. In welchem Zusammenhang werden im Text die Götter genannt?

5. Wie wird von Cicero das Recht auf Menschenwürde begründet?

6. Nenne Zeit und Anlass der Entstehung von Ciceros ‘De officiis’!

Hilfsübersetzung
Denn jenes ist töricht, was einige Leute sagen, dass sie dem Vater oder dem Bruder nichts wegnehmen würden um ihres Vorteils willen, dass (aber) sich die Sache (Angelegenheit) mit (bei) den übrigen Bürgern anders verhalte.
Diese glauben (stellen fest), dass ihnen keine rechtliche Verpflichtung gegenüber ihren Mitbürgern sei (dass sie keine rechtliche ... Verpflichtung hätten), dass ihnen keine Gemeinschaft um des allgemeinen Nutzens willen (um des Gemeinwohls willen) mit den Mitbürgern sei (dass sie keine Gemeinschaft ... hätten), eine Meinung, die die gesamte (jede) Gemeinschaft des Staates zerstört.
Die aber sagen, dass Rücksicht genommen werden müsse auf die Mitbürger, die die Rücksicht auf die Ausländer (aber) leugnen, die zerstören die allumfassende Gemeinschaft des Menschengeschlechts.
Wenn diese aufgehoben ist, wird Wohltun, Freundlichkeit, Güte und Gerechtigkeit von Grund auf aufgehoben.Die dieses aufheben, müssen als verbrecherisch auch gegenüber den unsterblichen Göttern verurteilt werden. Sie verkehren nämlich die von diesen zwischen den Menschen gestiftete Gemeinschaft.

Lösung der Interpretationsaufgaben:
1. Cicero hält es für falsch, dass Solidarität mit dem Mitmenschen sich nur auf die Verwandten oder die engeren Mitbürger bezieht; er ist der Meinung, dass auch die ‚externi‘ miteinbezogen werden müssen in die Gemeinschaft des Menschengeschlechts.

2. die Formulierungen ‚nihil iuris esse‘ und ‚societatem distrahit‘ bzw. dirimunt‘ belegen, dass das Ziel für Cicero die Gemeinschaft ist, die von den Göttern eingerichtet wurde (Z. 10); mit dieser Gemeinschaft gehen auch die gemeinschaftsstiftenden Tugenden verloren (Z. 8).

3. ‚Naturgemäß leben‘ und ‚vernunftgemäß leben‘ ist für Cicero dasselbe. Und die menschliche Vernunft ist Teil (Ausfluss) der göttlichen Weltvernunft, so dass die sittlichen Grundlagen, die sich aus der menschlichen Natur bzw. Vernunft ergeben, als göttlich und damit als gut gerechtfertigt und für alle verpflichtend sind.

4. Die Götter (= die göttliche Weltvernunft) setzen die sittliche, gemeinschaftsstiftende Ordnung.

5. Jeder Mensch hat teil am göttlichen Logos; weil er Mensch ist.
6. 45/44 als Mahnung an seinen Sohn und die römische Gesellschaft; Cicero musste sich wegen Cäsars Alleinherrschaft aus dem politischen Geschehen zurückziehen

Weitere mögliche Interpretationsaufgaben
In welcher philosophischen Tradition steht Cicero mit solchen Überlegungen?

Nenne je einen griechischen und einen römischen Auto , auf den Cicero bei der Abfassung von ,De officiis' zurückgreift!

In welchem Zusammenhang werden im Text die Götter genannt und wie sind sie zu der philosophischen Begründung der Ethik, die du in Aufgabe III dargestellt hast, in Beziehung zu setzen?

Nenne die vier Grundtugenden in Ciceros Ethik und stelle mit Hilfe von Belegen aus dem Text dar, dass im vorliegenden Textausschnitt die die Gemeinschaft stiftenden Tugenden im Zentrum stehen.

Wie löst Cicero den scheinbaren Konflikt zwischen ‘honestum’ und ‘utile'?

Erläutere, warum Cicero ‘De officiis’ nicht wie seine übrigen philosophischen Werke in Dialogform geschrieben hat.



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