Joseph Haydn (1732-1809)
Streichquartett A-Dur op. 2/1 Hob: III:7
Allegro Menuett Adagio Menuett Finale: Allegro molto
In der Werkgruppe op. 1, 2 und 3 sind die unter dem Namen ‚Jugendquartette‘ bekannten ersten 18 Streichquartette Haydns gesammelt. Als Entstehungszeit werden die Jahre 1755-61 vermutet.
Haydn betrachtete sie zunächst nicht als besondere Gattung, sondern zählte sie zu den fünfsätzigen Cassationen oder Divertimenti für vier oder mehr Stimmen, die er in unterschiedlichster Besetzung und anfangs auch als Freiluftmusiken geschrieben hatte. Die Besetzung für die Streichquartett-Divertimenti war eher zufällig; Haydn erzählte im Alter, dass er sie auf Wunsch eines Freiherrn von Fürnberg, dessen Gast er war, geschrieben habe, der in seinem Schloß Weinzierl bei Wieselburg in Niederösterreich lebte und Stücke suchte, die sein Pfarrer (Geige), sein Verwalter (Bratsche), sein Gast Haydn und der Cellist Anton Albrechtsberger (der ältere Bruder des Komponisten Johann Georg Albrechtsberger) musizieren konnten.
Die Aufnahme der Quartette war geteilt: Wegen ihrer Natürlichkeit und Volkstümlichkeit wurden sie teils zunächst heftig angegriffen, dann aber wurden sie rasch beliebt. 1790 schreibt ein Zeitgenosse rückblickend: „Schon seine ersten Quatros, welche um das Jahr 1760 bekannt wurden, machten allgemeine Sensation. Man lachte und vergnügte sich auf der einen Seite an der außerordentlichen Naivität und Munterkeit, welche darinne herrschte, und in andern Gegenden schrie man über Herabwürdigung der Musik zu komischen Tändeleyen und über unerhörte Oktaven.“ Ein anderer Zeitgenosse berichtet von der Uraufführung des ersten Quartetts: „Der bis zur Ängstlichkeit bescheidene Mann war, obwohl alle Anwesenden von seiner Komposition entzückt waren, nicht davon zu überzeugen, dass seine Arbeit überhaupt wert sei, in der Musikwelt bekannt zu werden.“ Tatsächlich findet man in diesen Quartetten „im Prinzip fast schon alles, was Haydns späteren Quartettstil ausmacht: einprägsame Motive, Ökonomie des Materials, zielgerichteter Aufbau der Form, aber auch Freude an rhythmischen Kapriolen, virtuosen Spielfiguren und klanglichen Wirkungen.“ (Feder) Was noch fehlt, weil Haydn noch vom Divertimenti-Stil ausgeht, ist eine kontrapunktische Verarbeitung der Motive. Bis auf einige Ausnahmen bestehen diese Quartette aus „fünf meist kurzen Sätzen, die in der Regel symmetrisch um ihr Kernstück angeordnet sind: den kantablen langsamen Satz, die eigentliche Serenade. Diese wird umrahmt von zwei Menuetten, jedes mit Trio. Den äußeren Rahmen bilden zwei schnelle Sätze. Das Tongeschlecht jeden Werks ist Dur.“(s.o)
Das Allegro von op. 2/1 kann man schon als ‚klassischen‘ Sonatensatz bezeichnen. Ein Seitenthema fehlt zwar, aber der schöne Mittelteil dieses Satzes verweist deutlich auf die Aufgabe, die später, auch bei Haydn, der Mittelteil übernimmt, nämlich das bisher Gehörte abzuwandeln, ihm eine veränderte Gestalt zu geben und oft zum Zentrum des Satzes zu werden. Und auch der dritte Teil des Sonatensatzes, der den ersten wieder aufgreift, findet sich hier.
Das Erste Menuett klingt in den Rahmensätzen zunächst ein wenig behäbig:
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Die folgenden „unerhörten Oktaven“ der beiden Violinen aber haben ihren ganz eigenen Reiz. Und besonders reizvoll ist der Vogelruf des mittleren Menuett-Teils, des ‚Trios‘, das mit seinen Pizzicati schon ein ‚Ständchen‘ sein könnte.
Das eigentliche Ständchen, das Adagio im Serenadenstil, ist aufgebaut wie das Allegro. Lediglich im dritten Teil erfährt der Rückgriff auf den ersten zu Beginn wesentliche Veränderungen.
Das Zweite Menuett
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