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2. Klausur 11.1 Deutsch am 13. Dez. 91
Zeit: zwei Unterrichtsstunden

Friedrich Hebbel, 'Maria Magdalena'

Stelle, sorgfältig mit Belegen aus Hebbels Drama arbeitend, dar, wie die Gestalt des Meister Anton aufzufassen ist!

Überprüfe dabei auch die folgenden Textstellen daraufhin, ob und inwiefern sie einer Interpretation dieser Dramenfigur dienlich sein können!
Du kannst einzelne Begriffe dieser Textstellen in deinen Text einarbeiten, ohne sie als Zitate zu kennzeichnen (sozusagen eine Erweiterung deines Wortschatzes).

"Sie (Hebbels 'Maria Magdalena') ist ... eine dichterische Kritik der engherzigen Moralität, und stellt mit meisterhafter Naturwahrheit den Gedanken dar, wie ein wackerer, aber starrköpfiger Ehrenmann sich in seinem moralischen Eifer überstürzt, sein Kind zu verzweifeltem Selbstmord treibt, und also aus lauter Moralität auf's Schwerste gegen die Moral und ächt menschliche Sittlichkeit sündigt." (H.Th. Hettner, 1852)

"Sie (die bürgerliche Moral) bedeutet nicht mehr Fortschritt, Befreiung, sondern Stillstand, Unterdrückung, ihre starre Herrschaft wird zu einem äußeren Zwange, der der höheren Sittlichkeit widerspricht und die Entwicklung freier Menschlichkeit in dumpfer Enge erstickt."(A. Eloesser, 1898)

"B. hat das Stück inszeniert als eine Geschichte von gestern mit einer Lehre von heute: über die Tödlichkeit eines pervertierten Christentums, eines Glaubens ohne Gnade, einer ins Unsittliche umgeschlagenen, weil absolut gesetzten Sitte, einer Moral ohne Liebe."(G. Hensel, 1968)

"Alle Moral, welche zu einem Dogma erstarrt ist, nimmt den Charakter eines Vorurtheils an, sie wird kritiklos ausgeübt und als fertiger Maßstab an die Handlungen Anderer angelegt. Wer dagegen sündigt, wird schonungslos verurtheilt."(H. Th. R"tscher, 1848)
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Ansatzpunkte einer Darstellung:
I. Wie steht Meister Anton zur Gesellschaft?
II. Wie behandelt Meister Anton seine Mitmenschen?

zu I.
Völlig angepasst, ohne Freiheit; hier ist seine Vorstellung von Ehre (= Ansehen bei den Leuten) zu erläutern und zu belegen, z.B. dass er so abhängig vom Urteil der anderen ist, dass er lieber tot sein will als von anderen verachtet leben.

zu II.
a) den Sohn - Nicht das Verurteilen des Stehlens ist negativ zu beurteilen, sondern dass er zu wenig Vertrauen zu seinen Kindern hat. Gründe für das Fehlen dieses Vertrauens:
1. Meister Anton ist so fixiert auf das Ansehen in der Gesellschaft, daß er aus Angst vor dem Verlust dieses Ansehens blind ist und überreagiert.
2. Das Ausbrechen Karls aus der Enge seiner Umwelt, seine Missachtung der Maßstäbe dieser Umwelt, an die sich der Vater starr hält, macht den Sohn dem Vater grundsätzlich verdächtig.

b) die Tochter - Hier ist das Vergehen des Meister Anton, die schonungslose, gnadenlose Verurteilung eines 'Fehltritts', darzulegen (Grund dieser Gnadenlosigkeit: wieder die Angst vor dem Verlust des Ansehens).

Meister Anton ist vorzuwerfen, daß er seinen Kindern nicht genügend Vertrauen entgegenbringt und dass er nicht in der Lage ist, ihnen die Freiheit zu geben, ihr Leben eigenständig, selbstverantwortlich zu leben; er kann ihnen diese Freiheit nicht geben, weil er sie selbst nicht besitzt. Weiterhin ist ihm vorzuwerfen, daß seine moralische Strenge so rigoros ist, dass (weil) Liebe, die zum Verzeihen führen könnte, aus dieser Moral ausgeschlossen bleibt - also eine Pervertierung des Christentums. Die Liebe zu seinen Mitmenschen hätte ihm die Freiheit geben können, zu höheren Maßstäben zu gelangen, nämlich zu den Maßstäben, an denen gemessen Achtung auch vor den Erniedrigten (z. B. Gerichtsdiener), Bereitschaft zum Verzeihen, Respekt vor anderen Lebensweisen, Toleranz wichtiger sind als das strenge Einhalten mehr oder weniger wichtiger Lebensregeln (Normen).

Anderer Ansatzpunkt der Untersuchung (unter Benutzung der Zitate): Der Widerspruch zwischen Gutherzigkeit (gegenüber seinem Meister) und Gnadenlosigkeit (gegenüber seinen Kindern); bei der Erklärung dieses Widerspruchs zeigt sich Meister Anton als ein in seinem Wesen guter, hilfsbereiter Mensch, der unter dem Druck der Gesellschaft, unter den er sich durch seine Anpassung setzt, immer weniger dazu kommt, sein gütiges Wesen zu entfalten. So kann er nicht zu einer höheren Sittlichkeit gelangen, weil er sich der engherzigen Moralität der Gesellschaft ganz unterwirft und auch alle seine Mitmenschen dieser starren Herrschaft vorurteilsbehafteter Moral unterwirft, z.B. den Gerichtsdiener, dem er, weil dieser nach den Vorurteilen der Gesellschaft ein minderwertiger Mensch ist, die Menschlichkeit verweigert, die er bei seinem Meister noch zeigen konnte.



Hebbel

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