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August Winding
(1835-1899)

Drei Fantasiestücke für Klarinette und Klavier op. 19

Allegro moderato - Poco agitato, ma non più Allegro
Allegretto - Andantino semplice
Vivace non troppo - Molto tranquillo



Geburts- und Todesjahr des Dänen August Henrik Winding sind nahezu deckungsgleich mit den Daten von Brahms. Winding erhielt seine erste musikalische Erziehung durch seinen Vater, einen Geistlichen, der auch dänische Volkslieder sammelte und arrangierte. Ab seinem zwölften Lebensjahr studierte Winding am Leipziger Konservatorium Komposition bei Carl Reinecke, einem Freund Schumanns, und bei Niels Gade. Klavier studierte er bei Anton Rée (1820-1886), einem Bekannten von Frédéric Chopin. Seine öffentliche Karriere begann er als Pianist und bevorzugte bei seinen europaweiten Auftritten Mozart und Beethoven. 1867 wurde er Lehrer am Königlichen Dänischen Konservatorium in Kopenhagen. Seine Karriere als Pianist musste er aufgeben, da er seinen Arm durch Überanstrengung verletzte. Als Komponist war er sehr geschätzt und hat romantische Musik mit anrührenden volksliedhaften Melodien in ganz eigenem, sehr differenziertem Stil geschaffen. Seine drei Fantasiestücke für Klarinette und Klavier op. 19 schrieb er im Jahr 1872; zuvor hatten schon Reinecke, Schumann und Gade solche ‚Fantasiestücke‘ für Klarinette verfasst.

Eine freundliche, weitgespannte, durch Akzentverschiebungen vorwärtsdrängende Melodie bestimmt die beiden Rahmenteile der Ersten Fantasie. Wenn auch die Liebenswürdigkeit des Melodiösen bestimmend ist, so ist doch das Stück sorgfältig, teilweise kontrapunktisch, durchkomponiert. Der zweite Rahmenteil weicht vom ersten gegen Ende ab, indem das Klavier mehr in den Vordergrund rückt. Im Mittelteil ist die Bewegung unruhiger (‚poco agitato‘). Der Ausdruck bleibt freundlich, hinzu kommt ein ritterlich-galanter Habitus.

Die Zweite Fantasie hat einen ähnlichen Aufbau: Es gibt also die Rahmenteile und einen von ihnen umschlossenen Mittelteil. Nach einer Introduktion stimmt die Klarinette in einem ‚Andantino semplice‘ ein anrührend-inniges dreiteiliges Lied an. Es klingt nach schlichtem (‚semplice‘) Volksliedton; hinter dieser Einfachheit aber verbirgt sich auch hier in harmonischer, rhythmischer und satztechnischer Hinsicht das Ergebnis eines sehr differenzierten Kompositionsstils. Der Beginn des Mittelteils ist ein schönes Beispiel für die ausgefeilte Satztechnik, wenn Klavierbass und Klarinette ihr kontrapunktisches Spiel treiben. Wie bei der Ersten Fantasie weicht die Ruhe des ersten Rahmenteils einer scherzohaften Lebendigkeit und kraftvollen Steigerung.

Bei der Dritten Fantasie ist der Aufbau umgekehrt: zwei lebhafte Eckteile umrahmen einen ‚molto tranquillo‘ (mit viel Ruhe) zu spielenden Mittelteil. Die Eckteile erhalten ihre Lebendigkeit durch aufwärts- und (bei der Wiederholung durch das Klavier) abwärtseilende Triolen und durch ein Motiv mit punktiertem Aufschwung. Der wunderschöne ausdrucksstarke Mittelteil, der ‚dolce‘ zu spielen ist, lebt von einer schlichten Melodie und der Farbigkeit ihrer Akkordbegleitung. Wie bei der Ersten Fantasie gibt es bei der Wiederholung des Eckteils in der zweiten Hälfte eine Abweichung, und zwar durch Anklänge an den Beginn des ‚Molto tranquillo‘ eine besonders schöne. Die Coda steigert sich zu einer nahezu ausgelassenen Munterkeit.
März 2021



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