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Peter Iljitsch Tschaikowsky
(1840 - 1893)

Streichquartett Nr. 3 es-Moll op. 30

Andante sostenuto/Allegro moderato
Allegretto vivo e scherzando
Andante funebre e doloroso ma con moto
Finale: Allegro non troppo e risoluto

Tschaikowskys drittes Streichquartett entstand - wie das Ballett ‚Schwanensee‘ - im Jahre 1876. Anlass der Entstehung war der Tod eines Freundes, des Geigers Ferdinand Laub (1832-1875), der bei der Uraufführung der beiden ersten Quartette die 1. Violine gespielt hatte.

Schmerz, Trauer, Wehmut sind Ausdruck des ‚Andante‘, das den Ersten Satz einleitet und mehr ist als eine Einleitung. Schmerz und Trauer bestimmen die Eingangsakkorde. Dann erklingt eine wunderschöne Melodie der 1. Violine voller Wehmut über den Pizzicati der übrigen Instrumente. Das Cello nimmt diese Melodie auf und ein drittes Mal erklingt sie als dicht gefügter akkordischer Satz.
Das Hauptthema des ‚Allegro moderato‘ ist zweigeteilt: einem melodiösen Motiv, aus einem Sextsprung aufwärts und einer Terz abwärts bestehend, geht ein in Sekundschritten aufsteigender Anlauf voraus:



Streichquartett Nr. 3 Satz 1 Hauptthema



Das Thema wird zergliedert und neu kombiniert zusammengesetzt; ein Triolen-Motiv wird hinzugefügt. Ebenso wird mit dem lieblichen Seitenthema



Streichquartett Nr. 3 Satz 1 Seitenthema



verfahren. Bei einer Steigerung zum Fortissimo geht freilich dessen Lieblichkeit verloren. Nachdem Haupt- und Seitenthema jeweils in vielfältigen Verzweigungen vorgestellt sind, endet mit einem choralartigen Motiv der erste Teil des Satzes.
Im zweiten, mittleren Teil wird das Spiel mit dem zweiten Thema weitergeführt und durch Triolen, Chromatik und harmonische Veränderungen vorangetrieben zu einem dramatischen Höhepunkt.
Der dritte Teil greift auf den ersten zurück und verändert ihn nicht wesentlich, außer dass zwischen den beiden Themen ein neues Thema vom Cello eingeführt wird:




Streichquartett Nr. 3 Satz 1 eingeschobenes Thema



Abschluss ist wie beim ersten Teil das choralartige Motiv. Die folgende Coda ist ebenfalls vom zweiten Thema bestimmt. Aber sie bedeutet nicht wie üblich das Ende: Es wird noch die wunderschöne Melodie der 1. Geige aus dem Andante des Beginns angehängt, und nach all der Erregung des bisher Gehörten wirkt sie wie ein melancholischer Trost.

Im Allegretto vivo e scherzando beginnt der Rahmenteil spritzig durch die Sechzehntel in allen Instrumenten und durch den von einzelnen Achteln gebildeten durchbrochenen Satz (Melodie wandert durch die Stimmen der einzelnen Instrumente), verliert aber zunehmend seine Leichtigkeit. Der Mittelteil wirkt durch die ständigen Motiv-Wiederholungen der Viola und den vermehrten Einsatz der Chromatik sehr verhalten.

Der Dritte Satz greift die Stimmung des Eingangs-Andante auf; dessen Trauermusik aber wird nun gesteigert zu einem Trauermarsch mit einer abgrundtiefen Totenklage. Das Hauptelement dieser Trauermusik sind Akkorde, deren Klangfarbe (con sordino), Harmonien und Rhythmus



Streichquartett Nr. 3 Satz 3 Trauermarsch-Rhythmus



an das Vergilsche ‚lacrimae rerum‘, die ‘Tränen der Welt’ denken lassen. Zwischen diesen Akkorden erklingt zweimal, beginnend mit der Quinte abwärts, ein eindringliches Klagemotiv. Und die Wirkung der zu Herzen gehenden Akkorde wird noch intensiviert bei einer Wiederholung im Piano, bei der im durchbrochenen Satz ein Pizzicato von Cello, Bratsche und 1. Violine einen Kontrapunkt zu diesen Akkorden bildet. Den Abschluss dieses ersten Teils gestaltet eine sich wiederholende Abfolge von Akkorden, die fahler nicht klingen können; sie werden getrennt durch eine von nervöser Unruhe geprägte Wiederholung desselben Tons in der 2. Violine solo.
Den zweiten Teil des ‚Andante funebre e doloroso‘ bestimmt eine schmelzend-schöne Melodie, abwechselnd von 1. Violine und Cello vorgetragen; ‚piangendo (weinend, klagend) e molto espressivo‘ lautet die Vortragsbezeichnung. Die nervöse Unruhe bleibt durch die begleitenden Synkopen, durch Sechzehntelbewegungen, durch irritierende Harmonik und durch das Gegeneinander von zwei Achteln und Achteltriolen. Der plötzliche Einbruch der Trauermarsch-Akkorde in der Mitte dieses zweiten Teils lässt intensiv erfahren, dass durch die ‚schöne‘ Kantilene nicht Lieblichkeit zum Ausdruck kommt, sondern Schmerz: ‚con dolore‘ heißt es nach jenem Einbruch des Trauermarschs.
Ein dritter Teil wiederholt verkürzt und auch sonst verändert den ersten. Eine besonders eindrucksvolle Veränderung sind die klopfenden Orgelpunkt-Viertel des Cellos unter den Trauermarsch-Akkorden und als Abschluss des Satzes der Aufstieg der sechs fahlen Akkorde zu höchsten, zartesten Höhen, in denen ihnen die Fahlheit genommen ist.

Das prächtige Finale ist ‚resoluto‘ (entschlossen, energisch) zu spielen. Die Akzente und Synkopen geben dem Hauptthema:



Streichquartett Nr. 3 Satz 4 Haupt-, Rondothema



etwas Gewaltsames. Und auch das zweite Thema wirkt recht schroff:



Streichquartett Nr. 3 Satz 4 Seitenthema



Nachdem es variiert wiederholt ist - ein wenig an barocke Manier erinnernd -, beschließt das Hauptthema den ersten Teil des Satzes. Der zweite, mittlere Teil setzt sich im klassischen Sonatensatz mit den Themen des ersten Teils auseinander, wie dies in diesem Quartett schon mit dem zweiten Thema geschah. Tschaikowsky setzt anstelle einer solchen Auseinandersetzung ein drittes, nun munteres Thema:



Streichquartett Nr. 3 Satz 4 Thema C



Der dritte Teil greift den ersten wieder auf; die eindrucksvolle Auseinandersetzung mit dem zweiten Thema geschieht nun ausführlicher und interessanter noch als im ersten Teil. Nach einem Innehalten der ständigen Bewegung dieses ‚Vierten Satzes‘ setzt mit dem dritten Thema die Coda ein.

Oktober 2019



Streichquartett Nr. 2 F-Dur op. 22 / Rokoko-Variationen op. 33

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