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Aufführungen des ‚Der Zigeunerbaron’ im Bergischen Löwen am 2. Januar 2005
Es war u. a. Jacques Offenbach, der Johann Strauß ermunterte, sich dem Operettenfach zuzuwenden. Und Strauß schrieb sechzehn Operetten, von denen ‚Die Fledermaus’ (1873) und ‚Der Zigeunerbaron (1885) die Gipfel sind – Meisterwerke von zeitlosem Charme.

Strauß hatte in der Zeit seines Operettenschaffens eine Synthese gefunden „zwischen der vitalen, leichtgefügten Tanzmusik seines Vaters und dem künstlerischen Anspruch, der sich von der Wiener Klassik herleitete“. Aber er hatte wenig Sinn gehabt für die Libretti, die er vertonte. So sind seine Operetten voll der herrlichsten musikalischen Einfälle, die er in perfekter kompositorischer Verarbeitung präsentiert, aber auch voller Klischees. Da gibt es im ‚Zigeunerbaron’ einen verborgenen Schatz, und die Verliebten, die ihn gefunden haben und reich geworden sind - die Schatzsuche ist musikalisch köstlich gestaltet -, singen in Straußscher Walzerseligkeit: „Doch mehr als Gold und Geld/Ist Lieb' mit Treu gesellt.“ Da gibt es den jugendlichen Helden, der als Kind wegen einer Verfehlung des Vaters aus Ungarn verbannt wurde, sich im Exil wacker herumschlug und, begnadigt, zu Hause von seinen Abenteuern erzählt in einer köstlichen Arie voller Temperament und Witz, wie man sie von Figaro her kennt, der sich als das Faktotum der schönen Welt preist: Ja, das Alles auf Ehr,/Das kann ich und noch mehr!
Da gibt es den schlitzohrigen und angeberischen Alten, der sich bereichert hat sowohl an den Gütern des Verbannten als auch am Krieg, in den er zunächst unfreiwillig zieht, ein Schweinezüchter, der nicht schreiben und lesen kann. Und es gibt das Märchen von der Fürstentochter, die als Zigeunerkind aufwächst und im passenden Moment auf ihre wahre Herkunft verwiesen wird. Unser Held, den die Zigeuner zu ihrem Baron ausgerufen hatten, wollte sie zur Frau nehmen, zog sich aber zurück, als er erfuhr, dass seine Geliebte die Tochter eines Fürsten ist - er sei ihrer nicht würdig. Erst als er wegen seiner Verdienste im Krieg in alle seine früheren Rechte eingesetzt und obendrein geadelt wird, ein echter Baron also nun, ist das Happy-End gesichert. Da gibt es die alte Zigeunerin, die als Wahrsagerin auftritt und alle Fäden in der Hand hat.
Es gibt aber auch das Anti-Klischee: Die Zigeuner haben das Fürstenkind nicht geraubt, sondern in Kriegswirren gerettet. Und die Zigeuner sind zwar lustig, aber sie verdienen ihren Lebensunterhalt nicht mit Stehlen, sondern mit harter Arbeit in der Schmiede – ein Anlass für den Komponisten, in seiner Musik das Klingen der Hämmer auf dem Amboss getreulich wiederzugeben. Und es gibt Progressives: Eine Kommission in Sachen Sexualmoral will empört wissen - wir befinden uns mitten im 19. Jahrhundert -, wer den jugendlichen Helden und jene Fürstentochter, die die Nacht miteinander verbracht hatten, denn getraut habe. Zum Entsetzen der Kommissionsmitglieder und zum Entzücken aller Operettenfreunde antworten die beiden: „Der Dompfaff, der hat uns getraut!“
Und immer wieder gibt es großartige Musik, die „sprüht und glüht“; ein Ohrwurm nach dem anderen. Und auch die Musik, die nicht zum Ohrwurm wurde, ist vom Feinsten. Johannes Brahms, der oft bei Strauß zu Gast war, meinte von ihm: „Er trieft von Musik.“ Und ab und zu lässt Strauß durchblicken, dass er auch im Bereich der klassischen Musik zu Hause ist. Dann klingt es schon mal nach Verdi (im Finale des Ersten Akts) oder auch nach Richard Wagner, für den der Walzerkönig in Wien sich immer eingesetzt hat.



Der Zigeunerbaron

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