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Bei einer Reihe von Verben (z. B. esse, relinquere, venire, ducere) können im Lateinischen zwei unterschiedliche Dative stehen (der doppelte Dativ; nicht zu verwechseln mit einer Aufzählung von Dativobjekten).

Beispiel 1: Caesar duas legiones castris (1.Dativ) praesidio (2.Dativ) reliquit. - Cäsar ließ zwei Legionen zurück ...

Frage nach dem ersten Dativ: wem? für wen?
Antwort: dem Lager, für das Lager, also zum Vorteil des Lagers.

Dieser Dativ heißt Dativ des Vorteils (Dativus commodi) (bzw. wenn etwas jemandem zum Schaden geschieht: Dativus incommodi).

Frage nach dem zweiten Dativ: Welche Wirkung hat das Zurücklassen der Legionen?
Antwort: Das Lager ist geschützt; die Handlung Cäsars (das Zurücklassen der Legionen) dient dem Lager zum Schutz.

Die Wirkung, die durch die Handlung des Subjekts (Cäsar) verursacht ist, steht bei einer Reihe von Verben im Lateinischen im Dativ.
Wir nennen ihn den Dativ der Wirkung.
Wenn, wie im vorliegenden Beispiel, eine Person Subjekt des Satzes ist, dann ist diese Wirkung von ihr beabsichtigt: Cäsar will, dass das Lager geschützt ist.
Dieser Dativ drückt also auch die Absicht des Handelnden aus.
Wir nennen ihn darum auch Dativ des Zwecks (Dativus finalis).

Übersetzung: Cäsar ließ dem Lager zwei Legionen zum Schutz zurück.
Da es im Deutschen diese Konstruktion des doppelten Dativs nicht gibt, muss der zweite Dativ durch eine präpositionale Fügung übersetzt werden: zum Schutz.
Oft wird auch der erste Dativ durch eine präpositionale Fügung übersetzt: für das Lager.

Beispiel II: Falsa spes tibi (1.Dativ) perniciei (2. Dativ) erit. - Die falsche Hoffnung wird dir zum Verderben sein.

1. Dativ: Wem ist die falsche Hoffnung zum Verderben? Wem schadet die falsche Hoffnung?
Antwort: dir; hier liegt also der Dativus incommodi vor.

2. Dativ: Welche Wirkung hat die falsche Hoffnung? Antwort: Sie schadet. Die Wirkung steht im Dativ: ‚perniciei’.

Da in diesem Beispiel nicht eine Person für jemanden etwas tut, also niemand da ist, der mit seinem Tun etwas beabsichtigt, kann man hier nicht mehr vom Dativ des Zwecks sprechen, sondern nur noch vom 'Dativ der Wirkung'.

Steht 'esse' mit dem doppelten Dativ, so übersetzt man es zunächst mit ‚dienen zu’, ‚gereichen zu’ (Die falsche Hoffnung dient dir, gereicht dir zum Schaden); da aber diese Wendungen nicht weniger steif wirken als die Übersetzung mit der Präposition ‚zu’ (ist dir zum Schaden), wird man frei übersetzen müssen, etwa: ... ist von ..., ist dir nützlich/schädlich, nutzt/schadet dir u. a..Aqua hominibus magno usui est.- Das Wasser ist/dient/gereicht den Menschen zu großem Nutzen (ist von großem Nutzen).
Hoc mihi magnae curae est. - Dies ist/gereicht mir zur großen Sorge; korrektes Deutsch: Das macht mir große Sorge.

Der doppelte Dativ bei ‚venire’ und ‚ducere’: Ei auxilio venit. - Er kam ihm zur Hilfe. Sibi laudi ducunt – Sie rechnen es sich zum Ruhm an.



Genitivus subjectivus und Genitivus objectivus / Genitiv und Dativ bei esse

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