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Friedrich Smetana
(1824-1884)

Streichquartett e-moll ('Aus meinem Leben')

Allegro vivo appassionato
Allegro moderato alla Polka
Largo sostenuto
Vivace

Seit seinem 50. Lebensjahr, also seit 1874, litt Smetana unter Tinnitus mit der Folge, dass er nur noch eine Stunde am Tag komponieren konnte. Die Gewissheit, dass er ertauben würde, hatte er dann seit 1876, dem Jahr, in dem die Erschütterung über sein Schicksal ihn dazu brachte, sein Nachdenken über sein Leben in Musik umzusetzen. „Was ich beabsichtigte, war den Verlauf meines Lebens in Tönen zu schildern“, schreibt Smetana. So entstand das E-Moll-Quartett.

Hochdramatisch mit dem Quint- und dem Sextsprung abwärts beginnt die Bratsche eine Art Rezitativ als Hauptthema:



Streichquartett e-Moll Satz 1 Hauptthem



Zweimal wird es wiederholt, das zweite Mal von den beiden Violinen. Das Seitenthema ist von schlichter Schönheit



Streichquartett e-Moll Satz



und wird mit einem langen Nachspiel versehen. Der zweite Teil des Satzes ist ein großartiges Spiel mit Motiven des Hauptthemas. Der dritte Teil eines solchen klassischen Sonatensatzes greift traditionell den ersten wieder auf. Smetana verzichtet bei diesem Rückgriff auf das Hauptthema. Mit dessen Beginn, dem Quintsprung abwärts, klingt der Satz im Pianissimo aus.
Smetana deutet diesen Satz als Ausdruck seiner „Neigung zur Kunst in meiner Jugend, romantische Stimmung, unaussprechliche Sehnsucht. Gleichzeitig melden sich schon in diesem Beginn die Warnung vor dem künftigen Unglück und der langanhaltende Ton, das viergestrichene E, aus dem Finale; es ist dies jenes verhängnisvolle Pfeifen in den höchsten Tönen, das 1874 in meinen Ohren entstand und mir die beginnende Taubheit anzeigte.“

Über den Zweiten Satz schreibt Smetana: Er „führt mich in der Erinnerung zurück in das lustige Leben meiner Jugendzeit, wo ich als Komponist meine Umwelt mit Tanzstücken überschüttete, selbst als leidenschaftlicher Tänzer bekannt war usw.“ Er hat dann sicherlich die Polka getanzt, ein schneller Tanz im 2/4-Takt. Sie war in Smetanas Jugendzeit in Böhmen aufgekommen. Von hinreißendem Temperament ist der erste Teil dieses Satzes, in dessen Mitte ein Trompetensignal (quasi tromba) erklingt:



Streichquartett e-Moll Satz 2 Trompetensignal



Der zweite Teil klingt mit seinem „aparten Klangreiz“ (Reclam) verhaltener, ein wenig wehmütig. Der dritte Teil greift auf den ersten zurück, verändert, verkürzt ihn. Noch einmal ist der ‚aparte Klangreiz‘ des Mittelteils zu hören und mit rasanten Coda-Takten endet dieser Satz „voll tänzerischer Lebenslust“ (Reclam).

„Der dritte Satz erinnert mich an das Glück der ersten Liebe zu einem jungen Mädchen, das später meine treue Gattin wurde.“ - so Smetana.
Einem mit der fallenden Quint beginnenden Cello-Solo folgt eine wunderschöne Melodie, die mit fast orchestralem Klang wiederholt und ins Leidenschaftliche gesteigert wird. Feine Figurationen der 1. Violine führen zurück zum ‚piano dolce‘ der expressiven Melodie, die nun von bewegteren Figuren (Sechzehntel-Triolen) begleitet wird. Eine zweite Steigerung führt zu harten, dissonanten Klängen. Und eine neue Melodie, fast noch berührender als die erste, wird angestimmt,



Streichquartett e-Moll Satz 3 Thema 2



vom Pizzicato des Cellos begleitet. Auch hier wieder eine Steigerung zum Dissonanten, in das auch die erste Melodie mit unerwarteter Härte einbezogen wird. Dann aber werden mit freundlich bewegter Begleitung in großer Ruhe die beiden Melodien aufgenommen, vom Violoncello, von der ersten Violine, von der Bratsche,
bis der Satz in akkordisch gesetzten Tönen aufs Innigste ausschwingt.

Smetanas Deutung des Vierten Satzes: „Erkenntnis der elementaren Kraft der Nationalmusik, Freude über den Erfolg des eingeschlagenen Weges bis zum Augenblick der jähen Unterbrechung durch die ominöse Katastrophe: Beginn der Taubheit.“ Zunächst aber „froher, tänzerischer Jubel“ (s.o.); drei Themen werden mehrmals aneinandergereiht: ein erstes ist ein „wie von Kraft und Lust geschütteltes Triolenmotiv“ (s.o.):



Streichquartett e-Moll Satz 4 Thema 1



Ein zweites Thema stürmt in Sechzehntelbewegung vorwärts und beim dritten, einer reizvollen Tanzweise (‚scherzoso‘), fühlt man sich auf einen dörflichen Tanzboden versetzt. Diese drei Themen wechseln immer wieder und immer ein wenig verändert einander ab, bis in einem ekstatischen Höhepunkt die Musik abbricht. Nach zwei Takten Pause setzt über einem Tremolo düsterer Harmonien das langanhaltende viergestrichene E der 1. Violine ein, von dem Smetana schon bei der Deutung des Ersten Satzes geschrieben hatte. Der Quintenfall, mit dem das Quartett begann und hier wieder aufgegriffen wird, kann nun als „Warnung vor dem künftigen Unglück“ verstanden werden und das zweite Thema, das ebenfalls zitiert wird, als ein Funken Hoffnung. Smetana deutet den Schluss des Vierten Satzes so: „Ausblick in eine freudlose Zukunft, ein kleiner Schimmer der Hoffnung auf Besserung, schließlich doch nur ein schmerzliches Gefühl.“ Der verlöschende Ausklang hätte auch mit der Spielanweisung ‚morendo‘ (ersterbend) überschrieben werden können.

Januar 2020



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