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Robert Schumann (1810-1856)
Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 a-Moll, WoO 2
Ziemlich langsam – Lebhaft Scherzo Intermezzo Finale: Markiertes, ziemlich lebhaftes Tempo
Mitte des Jahres 1853 hatte der 20-jährige Brahms den zwei Jahre älteren Geiger Joseph Joachim kennengelernt, der schon eine europäische Berühmtheit war. Joachim führte Brahms bei Robert und Clara Schumann ein; Brahms freundete sich auch mit Albert Dietrich, einem Schüler Schumanns, an. Für den 27. Oktober erwartete man im Hause Schumann Joachim, der unter Schumanns Leitung ein Konzert in Düsseldorf geben sollte. Zehn Tage vor dem Eintreffen Joachims schlug Schumann Brahms und Dietrich vor, gemeinsam für Joachim eine Violinsonate zu komponieren. Dietrich übernahm den ersten Satz, Schumann den zweiten (ein Intermezzo) und das Finale und Brahms komponierte das Scherzo. Leitmotiv waren die Töne f, a, e nach Joachims Lebensmotto zu dieser Zeit: frei aber einsam. Einige Tage später komponierte Schumann zu den eigenen Sätzen, also zum zweiten und vierten noch einen ersten und dritten Satz hinzu, so dass eine FAE-Sonate ganz aus eigener Hand entstand, die 1956 zum ersten Mal gedruckt wurde, aber erst Anfang dieses Jahrhunderts seinen Platz auf den Konzertprogrammen fand.
Schon die großartige Einleitung (hier die Violinstimme des Beginns, in Schumanns Handschrift)
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lässt spüren, welcher Verlust es für die Musik wäre, wenn dieser Schatz nicht gehoben worden wäre. Ungewöhnlich die harten Akkordschläge und deren Harmonien, ungewöhnlich schön, wie sich diese Akkordschläge ins Liebliche verwandeln, ungewöhnlich die rhythmische Spannung zwischen Violine und Klavier. Aus der Einleitung entwickelt sich das Hauptthema in ‚lebhafterem Tempo‘; ein Seitenthema wird entgegengesetzt:
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Die vorgestellten Themen werden verändert, in ihre motivischen Bestandteile zerlegt und neu zusammensetzt. Dann wird der Beginn (ab ‚lebhafterem Tempo‘) wieder aufgegriffen. Ein letztes Mal erklingt der Gegensatz von liebenswertem Seitenthema und harten Akkordschlägen und beendet den wegen seiner Lebendigkeit und Kraft so eindrucksvollen Satz.
Für ein Scherzo charakteristisch ist die Dreiteiligkeit: Zwei gleiche Eckteile umrahmen einen Mittelteil, das sogenannte ‚Trio‘. Oft sind auch die Eckteile wieder dreigeteilt, so in Schumanns Sonate: vier Mal drei Klavierschäge, eingeführt von Arpeggien, umschließen ein freundliches Thema,
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das recht oft wiederholt wird. Das ‚Trio‘ ähnelt dem freundlichen Thema der Eckteile.
Auch das Intermezzo ist dreigeteilt: Ein seelenvoller, tief berührender Eingangsteil und seine - leicht veränderte - Wiederholung umrahmen eine Kombination aus dem seelenvollen und einem neuen, ein wenig lebhafteren Thema.
Der Finalsatz ist einfach ‚nur‘ schöne Musik, klar aufgebaut und wohl proportioniert, mit einem lebhaften Hauptthema und einer reichen Übergangsphase zum Seitenthema, das als solches schon durch die höhere Stimmlage der Violine erkennbar ist und mit leiser, beschwingter Heiterkeit besticht. Auch diesem Thema folgt – fein ziseliert - ein Übergang zum Mittelteil, der im Wesentlichen ein Motiv des Hauptthemas als Fugato abwandelt. Nachdem im dritten Teil der erste wieder aufgegriffen ist, wird der Abschluss des Satzes gefeiert wie ein rauschendes Fest - passend zum Empfang des hochgeschätzten Joseph Joachim.
August 2017
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Violinsonate op. 121 d-Moll
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