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Robert Schumann (1810-1856)
Trio Nr. 2 für Klavier, Violine und Violoncello F-Dur op. 80
Sehr lebhaft Mit innigem Ausdruck In mäßiger Bewegung Nicht zu rasch
Die Klaviertrios op. 63 und op. 80 sind gleichsam Schwesterwerke, im selben Jahr 1847 entstanden, das eine in d-Moll, das zweite in F-Dur. Von letzterem meint der Komponist, es mache einen "freundlicheren und unmittelbareren Eindruck". Ein zeitgenössischer Kritiker schrieb über die Uraufführung von op. 80: „Zwar haben wir es mit keinem so gewaltigen Producte wie es der Autor in seinem ersten Trio (d-Moll) bietet, zu thun, aber mit einem desto lieblicheren, anmuthsvolleren, viele kostbare Kleinodien in sich bergenden Stück, welches das empfängliche Gemüth auf die wohlthuendste Art berühren muß“. (nach C.-C. Schuster)
Das Hauptthema (hier sein Beginn)
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klingt freilich zunächst etwas gedämpft. Doch schon der Beginn der Überleitung zum Seitenthema beeindruckt durch freundliche Munterkeit. Und es zeigt sich sorgfältige motivische Arbeit: sehr kurze Motive werden sequenzartig weitergeführt, auch die zusammengehörenden drei Achtel des Hauptthemas werden eingearbeitet. Das reizende Seitenthema wird, akkordisch geprägt, vom Klavier eingeführt. Dann setzt sich das Motiv-Spiel fort, ebbt ab und ein liebliches Dolce-Thema erscheint,
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das den zweiten Teil des Satzes beginnt und auch beendet. Es erinnert an Schumanns Eichendorff-Vertonung ‘Dein Bildnis wunderselig/Hab ich im Herzensgrund’. In diesem zweiten Teil wird das Drei-Achtel-Motiv des Hauptthemas in vielfältigen Formen abgewandelt. Daneben findet sich intensive kontrapunktische Gestaltung, die nicht gelehrt, sondern sehr erfrischend wirkt. Nach dem lieblichen Dolce-Thema beginnt der dritte Teil des Satzes, der den ersten wieder aufgreift. Die ausgedehnte Coda beginnt mit einschmeichelnden Intervall-Sprüngen abwärts und endet mit dem Dolce-Thema, das hier aber nicht mehr lieblich, sondern recht stürmisch klingt.
Wie das Dolce-Thema des Ersten Satzes fällt auch das ihm verwandte Thema des Zweiten Satzes in Stufen abwärts (A):
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und bestimmt den melancholischen Ton dieses Satzes. Einige Takte mit schönen dramatischen Akzenten markieren den Übergang zu einer neuen, dreigeteilten Episode, in der die Violine über Akkorden des Klaviers zarte Sechzehntel-Bewegungen spielt (B). Dieser Wechsel von melancholischer Melodie und zartem Spielwerk wird - verändert - wiederholt. Die Übergangsstücke werden ausführlicher. Noch einmal erklingt, bereichert, die melancholische Melodie, und eine innige Coda beschließt den Satz (Aufbau: A B A B A + Coda).
Der Dritte Satz beginnt mit dem Motiv der fallenden Quinte, deren bedrückende Gestimmtheit den Satz prägt. Aus diesem rhythmisch verwickelt-verwirrenden Beginn entwickelt sich, kanonartig gesetzt und in ruhig-wiegendem Rhythmus, eine kostbare Liedmelodie von duftiger Feinheit. Dem hier dargestellten A-Teil folgt der Mittelteil (B), dessen Gestimmtheit dieselbe bleibt wie bei A, dessen Gestaltung aber eine andere ist: statt des wiegenden Rhythmus‘ von A wird der Verlauf von Sechzehntelfigurationen bestimmt. Dann wird mit einigen Veränderungen der A-Teil wiederholt. Den Abschluss bildet eine durch eindringliche Harmonien und eine letzte Erinnerung an das Motiv der fallenden Quinte bewegende Coda.
Das Studium Bachs, das Schumann zunehmend intensiviert hat, wird spätestens in dem wunderbaren Finale mit seiner fast durchgehenden kontrapunktischen Arbeit deutlich. Zunächst stellt Schumann in aller Kürze das Material vor, mit dem er im Folgenden arbeitet: einen zarten Aufschwung im Klavier, eine Stakkato-Aufwärtsbewegung im Cello und ein Auf und Ab in der Violine,
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das das eigentliche Hauptmotiv vorbereitet:
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Die Spuren dieser vier Motive im folgenden polyphonen Geflecht nachzuvollziehen, ist ungemein reizvoll, und es wundert nicht, dass Clara Schumann dieses Werk „leidenschaftlich liebte und immer und immer wieder spielen mochte“.
Februar 2021
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Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 63
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