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Robert Schumann (1810-1856)
Quintett für Klavier, 2 Violinen, Viola und Violoncello Es-Dur op. 44
Allegro brillante In modo d'una Marcia. Un poco largamente - Agitato Scherzo molto vivace Allegro, ma non troppo
Die ersten kammermusikalischen Werke Schumanns sind die 1842 entstandenen drei Streichquartette op.41 - erstaunlich für einen Komponisten, für den das Klavier im Zentrum stand. Im gleichen für Schumann äußerst produktiven Jahr kommt er dann wieder zu dem für ihn charakteristischen Klavier zurück und fügt es dem Streichquartett hinzu; so entsteht nach einigen Ansätzen bei Boccherini, Louis Ferdinand von Preußen, Hummel und Schubert, der ja statt einer zweiten Violine den Kontrabass wählte, innerhalb von fünf Tagen im Herbst 1842 das erste Klavierquintett der Musikliteratur und ist sogleich ein Gipfel seiner Gattung, dem in der Folge bis hin zu Schostakowitsch noch eine Reihe weiterer großartiger Werke hinzugefügt wurden.
Den brillanten Auftakt bildet das markante, kraftvolle Hauptthema des Ersten Satzes,
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das nach 26 Takten in einer weicheren Umformung erscheint. Ein zweites, lyrisches Thema (dolce) wird vom Klavier intoniert
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und von Cello und Viola ausgeführt; das Thema wird dreimal wiederholt, jeweils einen Ton höher, wobei die Viola das Motiv des Cellos in der Umkehrung aufgreift:
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Nachdem dieser Vorgang wiederholt wurde, beschließt das kraftvolle Hauptthema den ersten Teil des Satzes. Nach einigen düsteren Übergangstakten führt der zweite Teil, der seine Thematik aus dem Material des Hauptthemas bezieht (die Viertel des 3. und 4. Takts werden dabei zu Achteln verkleinert), in einem zweimaligen spannungsgeladenen und sich steigernden Anlauf hin zur Wiederaufnahme des Hauptthemas im dritten Teil, der den ersten wiederholt.
Ein eindringliches Trauermarsch-Thema (Teil A) in c-Moll bestimmt den Zweiten Satz:
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Dieser Trauermarsch umrahmt ein ergreifend-inniges C-Dur-Thema mit langen Notenwerten in 1. Violine und Cello (Teil B). Nach der gleichen dramatischen Überleitung wie die zum Mittelteil des Ersten Satzes folgt eine Agitato-Episode in f-Moll. ‚Agitato‘ bedeutet unruhig, erregt; und in einem Musik-Lexikon von 1802 heißt es: „Der Tonsetzer sucht gemeiniglich diesen Charakter dadurch fühlbar zu machen, dass er sich … gewisser gleichartiger Figuren bedient.“ Hier sind es die Triolen im Klavier, die den Fortlauf bestimmen (C). Dieses ‚Agitato‘ ist auf Anregung Mendelssohns hinzugekommen. Nach diesem Mittelstück beginnt, variiert, wieder der Trauermarsch mit seinem C-Dur-Mittelstück; der Aufbau des Satzes ist also: ABA-C-ABA.
Lebendig, kraftvoll (marcato) erklingt, aus einem Tonleitermotiv gestaltet, das Scherzo (A); eingefügt sind, durch Die Wiederholung des Scherzo-Teils getrennt, zwei Trios, ein freundliches, leicht melancholisches, das mit abfallenden Quinten beginnt (B), und ein seltsam ruhelos drängendes, durch Pizzicati teilweise spukhaft wirkendes – ebenfalls auf Mendelssohns Anregung hin entstanden (C). Aufbau: A B A C A + Coda.
Eine weitere Steigerung erfährt das Quintett im Vierten Satz. In seinem Hauptthema
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entsprechen die Takte 3 und 4 dem dritten und vierten Takt des Hauptthemas im Ersten Satz. Als Seitenthema folgen aufwärtsstrebende Staccato-Achtelim Klavier, die von Vierteln der Viola fortgeführt werden:
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Mit der Wiederholung des Hauptthemas ist der erste Teil des Satzes beendet. Der zweite Teil beginnt mit einer Pianissimo-Episode, in der süßer Schmelz mit leisem Grollen wechselt. Dem folgt in veränderter Form der zweite Teil des Seitenthemas, der nun als Begleitung für ein neues, gesanglich sehr schönes Thema dient. Der dritte Teil wiederholt den ersten, ein fulminantes Crescendo scheint zum Abschluss zu führen. Da setzt Schumann neu ein: das Hauptthema wird zu einem spritzigen Fugato verarbeitet, Abschlusspassagen, grandioser noch als die zuvor, schließen sich an. Und immer noch ist kein Ende: Nach einem Fortissimo-Ritardando wird die kontrapunktische Arbeit noch gesteigert: das Hauptthema des Ersten Satzes - vergrößert, aber gut erkennbar - und das Hauptthema des Finales werden in einem höchst kunstvollen Fugato vereint, dessen Schluss sich auf einen Orgelpunkt von 15 Takten stützt. Mit einem verspielten Piano setzt die Coda ein und steigert sich zum einem gewaltigen Schluss.
Februar 2021
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Klavierquintett
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