Franz Schubert (1797-1828)
Sonate für Violine und Klavier in A-Dur op. 162
Allegro moderato Scherzo: Presto Andantino Allegro vivace
Vier Violinsonaten hat Schubert geschrieben, alle in seiner frühen Schaffenszeit: 1816 die drei unter op. 137 zusammengefassten und ein Jahr später die A-Dur-Sonate op. 162. „Die Bedeutung dieser liebenswerten, genialen Frühwerke ist kaum zu überschätzen“ heißt es bei A. Werner-Jensen über op. 137. Dasselbe gilt auch für die hier vorgestellte Sonate op.162.
Schlicht und innig beginnt der erste Teil des Ersten Satzes, bei dem in der Charakterisierung des Haupt- und des Seitenthemas das traditionelle Schema umgekehrt ist: Als erstes steht ein weiches, lyrisches Thema, das liebenswert ist auch durch die Besonderheit der Begleitung. Dem folgt als zweites ein energisches Thema, das ein wenig auf Schuberts Lied vom unglückseligen Atlas vorausweist; freilich fehlt dem Seitenthema dessen gewaltsame Dramatik. Die wird nach einem längeren Ausklang des ersten Teils im kurzen zweiten Teil des Satzes angedeutet in den Triolen, die im Hauptthema-Bereich eine Nebenrolle hatten und nun eine Steigerung ins Dramatische erfahren. Der dritte Teil beschränkt sich auf die Wiederholung des ersten Teils.
Mit gebrochenem Dreiklang aufwärts beginnt der frisch und munter vorwärtseilende Eckteil (A) des köstlichen Scherzos (Aufbau: ABA). Sehr hübsch, auch harmonisch interessant ist das mittlere Stück dieses A-Teils. Das von den Eckteilen eingefasste ‚Trio‘ (B) setzt der Munterkeit nach chromatischem Auftakt eine leicht wiegende, beruhigende Melodie mit Wiener Schmelz entgegen.
Von schlichter Schönheit ist die Melodie des ersten Teils (A) im Andantino. Wunderschön sind in diesem Eingangsteil auch das Mittelstück und, nachdem die innige Melodie wiederholt wurde, der Übergang zum Teil B, dessen Thema beschwingter ist, aber nur ein einziges Mal erklingt. Dafür aber kann eine Überleitung zum gekürzten dritten Teil (A‘), die aus Motiven des beschwingteren Themas gebildet ist und mit farbigen Modulationen endet, sich weit ausdehnen.
Im Unterschied zum Ersten Satz stimmen nun im Finale die Besonderheiten von Haupt- und Seitenthema mit den traditionellen Vorstellungen (dramatisch – lyrisch;) überein: ein kräftiger, ungestümer, teils sogar zerklüfteter Dreiklang- und Tonleiter-Aufschwung bestimmt das Hauptthema, heiter und freundlich erklingt die schöne Melodie des Seitenthemas,
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Der Mittelteil eines klassischen Sonatensatzes wandelt vorangegangene Themen und Motive ab, um sie in neuem Licht zu zeigen. Der Aufschwung des Hauptthemas erscheint hier zweimal in harmonisch veränderter Form. Dann spielt Schubert mit den Dreiklängen dieses Aufschwungs, indem er sie in Form einer Modulationskette durch verschiedene Tonarten führt. Der dritte Teil des Satzes greift den ersten Teil auf und schließt mit dem Aufschwung des Hauptthemas.
Januar 2021
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