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Franz Schubert
(1797-1828)

Fantasie für Violine und Klavier C-Dur D 934 (1827)

Andante molto – Allegretto – Thema mit Variationen (Andantino) – Andante molto – Allegro vivace/Coda (Presto)

Wer sich die gut 20 Minuten lange und ohne Unterbrechung gespielte Fantasie ein wenig strukturieren möchte, kann sie als dreisätzige Sonate verstehen: Das Eingangs-Andante mag dann als langsame Einleitung zum Ersten Satz, einem Allegretto, der Mittelsatz (Thema und Variationen) als Langsamer Satz und das Allegro als Schluss-Satz angesehen werden.

In der Einleitung zum ‚Ersten Satz‘ schwebt zunächst über einem Klavier-Tremolo eine weit gespannte Melodie, „als müsse die Musik selbst erst entstehen“ (Capriccio). Die Entrücktheit der Melodie findet ihren Widerpart in allmählich lebhafter werdenden Figuren des Klaviers. Diese Einleitung mündet in eine zum Allegretto hinführende Violin-, dann Klavier-Kadenz.

Das Allegretto (ABA) beginnt in einfacher Manier tänzerisch-schwunghaft:



Fantasie C-Dur Allegretto



Vom Volkstümlichen entfernt sich der A-Teil gegen Ende durch kompositorische Feinheiten (Imitationstechnik). Der zweite Teil (B) des Allegrettos klingt ein wenig gewaltsam und recht widerborstig. Höchst erstaunlich ist die lange Überleitung zurück zum A-Teil. Hier gibt es auffallende harmonische Veränderungen, dann ein Abwärts im Klavier in Oktaven mit gleichzeitigem chromatischen Aufwärts der Violine, dann ein Absinken in beiden Instrumenten hin zum Piano der A-Teil-Wiederholung. Nach der Wiederholung des B-Teils (Aufbau des ‚Allegrettos‘ also: A B A‘ B‘) ist die Überleitung – nun die zum Variationen-Satz - noch erstaunlicher: Ein gewaltiger Aufruhr findet statt; polyphone Kunst wird eingebracht, man fühlt sich an manche Takte des späten Beethoven erinnert. Und es nimmt nicht wunder, dass bei der Uraufführung am 20. Januar 1828 niemand aus der Reihe der Kritiker das Werk akzeptierte. Der Satz eines dieser Kritiker „Die Fantasie für Pianoforte und Violine des Herrn Franz Schubert dehnte sich etwas zu lang über die Zeit aus, die der Wiener den geistigen Genüssen widmen will.“ war nicht ironisch gemeint; der Kritiker hatte selbst den Saal vorzeitig verlassen. Das Publikum war überfordert.

Als Thema des Zweiten Satzes mit seinen vier Variationen nimmt Schubert eine 1822 entstandene eigene Vertonung des Rückert-Gedichts ‚O du Entriss’ne mir‘, deren erste Strophe lautet:

O du Entriss’ne mir und meinem Kusse
sei mir gegrüßt, sei mir geküsst!
Erreichbar nur meinem Sehnsuchtsgruße
sei mir gegrüßt, sei mir geküsst!

Diese Vertonung ist berühmt geworden vor allem wegen des Refrains ‚Sei mir gegrüßt, sei mir geküsst!“. Hier hat Schubert gleichsam mit dem sehnsuchtsvollen Aufschwung des ‚Sei mir gegrüßt‘ und dem eigentlich schon resignierenden Abfallen des ‚Sei mir geküsst‘ die musikalische Formel für das Romantische gefunden. Die Ahnung des Himmlisch-Schönen, die träumerische Überwindung von Zeit und Raum, Überwindung der Trennung durch die Liebe, die Sehnsucht nach dem Unerreichbaren und das Wissen um die Unerreichbarkeit, um die Wirklichkeit der „feindlich trennenden Ferne“ (Rückert) - dies macht das Wesen des Romantischen aus. In den ersten drei Variationen wird das Thema von virtuosem Spielwerk verdeckt, man kann sie nur noch entfernt erahnen - die Fantasie ist ja auch als Virtuosenstück gedacht, für den böhmischen Violin-Virtuosen Joseph Slawjk geschrieben. Erst die vierte Variation, die mit dem Klavier solo beginnt, ist wieder nahe am Original. Sie wird aber nicht zuende geführt, sondern von einer Violin-Kadenz abgeschlossen, die hinführt zu jenem entrückten Beginn der Fantasie. Dieses ‚Andante molto‘ verändert sich bald und steigert sich zu einer drängenden Überleitung in das ‚Allegro‘.

Das Allegro beginnt, ein wenig auftrumpfend, unbeschwert mit virtuosen Klängen. Doch schon ein Nachspiel, im Klavier mit Tonleitern in Terzen abwärts beginnend, dann im Dialog von Klavierbass und Violine das Anfangsmotiv des Allegro wiederholend, lässt ahnen, dass es nicht bei dem Auftrumpfen der Heiterkeit bleibt. Das unbeschwerte Thema wird wiederholt und auch das Nachspiel. Dann schlägt das virtuos Unbeschwerte ins Unheimliche um: Das auftrumpfende Thema wird von der Violine pianissimo im Tremolo gespielt, steigert sich dann zum Fortissimo. Und ein weiterer Umschlag: Das Sehnsuchtslied des Variationen-Themas wird intoniert, die abgebrochene vierte Variation weitergeführt, die musikalische Formel für das Romantische dabei besonders betont. Ein letzter Umschlag: die wilden Akkorde der Coda als heftiger Kontrast.

Januar 2021



Sonate für Violine und Klavier A-Dur op. 162

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