Franz-Schubert - Franz Liszt (1797-1828) (1811-1886)
Erlkönig
Liszt wollte sich für die Lieder Schuberts einsetzen, etwa 50 Lieder hat er für Klavier bearbeitet, manche nicht nur im Dienste Schuberts, sondern auch, um als Virtuose zu glänzen. Dazu gehört ohne Zweifel die Bearbeitung von Schuberts ‚Erlkönig‘. Der achtzehnjährige Schubert hat die Vertonung von Goethes Ballade sein op. 1 (1815) genannt, was nicht heißt, dass es nicht auch vor diesem Opus 1 schon Kompositionen Schuberts gab. Es ist ein Geniestreich des jungen Komponisten, an dem alles bewunderungswürdig ist: etwa die ununterbrochen weiterdrängenden Achtel-Triolen des Presto-agitato – so sieht Liszt das Tempo. Sie weisen hin auf das „geschwinde“ Reiten, auf die Angst des Vaters, das Entsetzen des Kindes, auf die Verfolgung durch den Erlkönig, dessen lockende Versprechen in verführerischen Dur-Tönen erklingen, auf das drohend Gespenstische, das mit aufwärtsrollenden Triolen im Bass daherkommt. Auch der Wechsel der vier Sprechenden – Erzähler, Kind, Vater, Erlkönig – hemmt nicht diesen fortreißenden Fluss. Liszt hat die Schubert-Ballade etwa 20 Jahre nach ihrer Entstehung hinreißend für Klavier solo umgeschrieben, dabei auf den Pianisten keine Rücksicht genommen.
Februar 2017
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