Franz Schubert (1797-1828)
Impromptus D 899 (op. 90)
c-Moll Es-Dur Ges-Dur As-Dur
‚Impromptu‘ (Lat. ‚in promptu esse‘ - gleich zur Hand sein) bedeutet so viel wie ‚plötzlicher Einfall‘, ‚Augenblickseingebung‘, eine für Schuberts Schaffensweise nicht unpassende Formulierung, wenn auch schwerlich Werke wie die Impromptus op. 90 (1827) ohne Arbeit, ohne Verarbeitung der ‚Augenblickseingebung‘ zustande gekommen wären.
Das wunderbare Thema des Impromptus c-Moll
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mag ein plötzlicher Einfall gewesen sein. Genial aber ist die Art, wie mit diesem einen Thema – zweimal nur werden die Variationen dieses Themas von einem kurzen Zwischenspiel unterbrochen - eine Fantasie großer innerer Dimensionen geschaffen wird. Immer wieder erscheint das Thema in anderem Licht, in einem hellen, einem düsteren, in einem freundlichen, dann wieder unheimlichen, manches Mal wie ein heroischer Trauermarsch klingend, manches Mal wie eine zarte Liebeserklärung.
Die drei weiteren Impromptus haben den Aufbau A B A + Coda (also dreiteilige Liedform). Der Mittelteil des Es-Dur-Impromptus mit seinem „trotzig stampfenden“, ‚ben marcato‘ zu spielenden Rhythmus steht im Kontrast zum schnellen, aber leichten Fluss der Achteltriolen in den Ecksätzen. Die Coda erinnert kurz an den Mittelteil.
Ausdruck entsagender Melancholie macht das Ges-Dur-Impromptu zu einem ergreifenden Ereignis. Der träumerische Gestus dieses Stücks verhindert eine stark kontrastierende Gegenüberstellung von Eckteilen und Mittelteil. Amateure spielen dieses Impromptu lieber in G-Dur; so war es mit Einverständnis Schuberts vom Verleger herausgegeben worden um der besseren Spielbarkeit willen.
Das Impromptu in As-Dur „ist mit seinen abwärts perlenden Arpeggien und dem lyrisch-expressiven Cis-Moll-Mittelteil eines der populärsten Stücke der gesamten Klavierliteratur geworden.“ (Reclams Klaviermusikführer).
Januar 2021
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