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Franz Schubert (1797-1828)
Fantasie für Klavier zu vier Händen f-Moll D 940 Der Komtesse Karoline von Esterhazy von Galantha gewidmet
Allegro molto moderato Largo Allegro vivace Finale: Tempo I
Wenn auch in großen Teilen dieses Werk eher rau und grimmig wirkt und so ein wenig eine Ahnung vermittelt von der Situation Schuberts in seinem Todesjahr 1828, in dem es entstand, beginnt die Fantasie doch mit einem lieblich-melancholischen höchst eindringlichen Thema, eine Melodie wie aus der ‚Winterreise‘, vielleicht inspiriert durch seine Schülerin Karoline und die ungarische Landschaft:
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Doch als die Melancholie sich aufhellen möchte, wird das Thema hart unterbrochen von einem stark akzentuierten Gegenthema:
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Klagend erklingt noch einmal das liebliche Thema – nur kurze Zeit, denn bald wird es wieder verdrängt vom Gegenthema. Und ein drittes Mal versucht es sich zu behaupten und scheint mit einer schlichten, zu Herzen gehenden Coda zu einem ruhigen Ende zu kommen.
Doch nun setzt ohne Pause - die Fantasie ist eine Einheit, deren einzelne Teile ineinander übergehen - mit harten Schlägen das gut zwei Minuten dauernde Largo ein, das so gar nicht den üblichen Vorstellungen eines klassisch-romantischen ‚Largos‘ entspricht. Man wird erinnert an den Stil einer barocken Ouvertüre und hat den Eindruck, als wolle Schubert sicheren Boden gewinnen, indem er zu Stilelementen einer sich ihrer selbst sicheren Welt flüchtet – das mag auch für die Fuge im Vierten Teil gelten. Unvermittelt erscheint in der Mitte des ‚Largos‘ wie verloren eine süße Melodie:
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Wenn bei der Wiederholung des ‚Ouvertüren-Teils‘ das Barock-Feierliche in ein zartes Pianissimo umgewandelt wird, ist Schubert für kurze Zeit wieder ganz bei seinen subjektiven Empfindungen.
Das Scherzo stellt in seinen Ecksätzen vielfach und vielfach auch verändert zwei Themen nebeneinander, beide voller Schwung, das eine aber eher grimmig, das andere freundlich. Im kurzen Mittelstück (‚Trio‘) geschieht Ähnliches in umgekehrter Reihenfolge: Ein liebliches Geläute bzw. Geklinge (‚con delicatezza‘ vorzutragen) wird von hartem Forte unterbrochen. Dann beginnt wieder das Gegeneinander von grimmig und freundlich und endet mit einer Überleitung zum Vierten Teil, in dem die beiden Themen des Ersten Teils wieder aufgegriffen werden. Höchst wohltuend erklingt das Eingangsthema, hat aber nur wenig Chancen, sich länger zu entfalten – das Gegenthema wird in einer ungefügen Fuge bis zum Ungebärdigen gesteigert; kurz wird an das Liebliche des Eingangs erinnert, aber es vergeht; und einige Schluss-Akkorde setzen ein schnelles Ende.
August 2014
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Grand Duo C-Dur D 812 / 'Drei Klavierstücke' D 946
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