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Dimitrij Schostakowitsch
(1906 - 1975)

Streichquartett Nr. 14 Fis-Dur op. 142

Allegretto
Adagio
Allegretto

Opus 142 entstand im März und April 1973 in Repino (in der Nähe von Petersburg), wo der 67-Jährige sich erholen wollte. Gewidmet ist es dem Cellisten des Beethoven-Quartetts, Sergei Schirinski. Schostakowitsch war mit den Mitgliedern dieses Streichquartetts, das die meisten seiner Kammermusikwerke uraufführte, eng befreundet. Der Zweite Geiger, Wassili Schirinski, war schon 1965, der Bratscher Wadim Borissowski (Widmungsträger des 13. Quartetts) 1972 gestorben. Schostakowitsch musste erfahren, wie seine Freunde von ihm gingen, und er symbolisiert den Tod der beiden Freunde, indem er im Adagio des 14. Quartetts die Instrumentierung in einem 38 Takte langen Teil auf die Instrumente der noch lebenden Gründungsmitglieder des Quartetts reduziert, auf ein Duo also zwischen dem Ersten Geiger Dmitri Zyganow (dem das 12. Quartett gewidmet ist) und dem Cellisten Sergei Schirinski.

Dass das Quartett dem Cellisten gewidmet ist, wird deutlich an der dominierenden Rolle, die dem Cello zugedacht ist. So schon beim Beginn des Ersten Satzes: Es ist das Cello, das das tänzerische Hauptthema vorstellt,



Streichquartett Nr. 14 Satz 1 Hauptthema



ein Thema, das diesen Satz in der Art eines klassischen Sonatensatzes im Wesentlichen beherrscht. Bei der Einführung zum Zweiten Thema erscheint ein abfallendes Achtel-Motiv



Streichquartett Nr. 14 Satz 1 Motiv aus Thema 2



das ebenfalls im weiteren Verlauf eine bedeutende Rolle spielt, zunächst bei der Vorstellung des Zweiten Themas (hier dessen Anfang in der Fassung des zweiten Satzteils):



Streichquartett Nr. 14 Satz 1 Seitenthema



Der zweite Teil eines solchen Satzes stellt Motive und Themen in neuem Licht dar. In diesem Satz sind es das Hauptthema, das auch hier wieder vom Cello eingeführt wird, das Achtel-Motiv, aber auch das Zweite Thema als Ganzes. Zu den Veränderungen gehört eine Straffung des Rhythmus‘ und ein ständiges Wechseln zwischen Hauptthema und Achtel-Motiv, das in einer großen Steigerung vorgeführt wird. Es folgen das Achtel-Motiv in einer tänzerischen Pianissimo-Fassung und das Zweite Thema. Die Bratsche beschließt diesen Teil mit einer Paraphrase des Achtel-Motivs. Der dritte Teil greift nach der Konvention den ersten wieder auf; auch hier beginnt wieder das Cello mit dem Hauptthema. Der weitere Verlauf wirkt wie eine Fantasie mit Motiven des bisher Gehörten.

Die eindringliche Trauermusik des Adagios ist der Form nach eine Chaconne. Chaconne bedeutet: Ein bestimmtes Gerüst, durch Basslinie, Melodie oder Harmonieschema festgelegt, wird ständig wiederholt und variiert. Sie ist nicht so streng strukturiert wie die vergleichbare Passacaglia. In diesem ‚Adagio‘ besteht das Gerüst aus - zumeist - 12 Takten und wiederholt sich 12 Mal. Die vierte bis sechste Wiederholung ist dem Duo von 1. Violine und Cello vorbehalten, in den Wiederholungen 7 - 9 hellt sich die dunkle Stimmung ein wenig auf durch Pizzicato und ein Sechzehntel-Motiv. Am Ende leitet ein Pizzicato der 1. Violine unmittelbar in den Dritten Satz über.

Bei der Satzbezeichnung ‚Allegretto’ erwartet man gemeinhin heitere, tänzerische Musik. Schostakowitsch durchkreuzt für den Dritten Satz dieses Quartetts eine solche Erwartung. Hier ist die Musik teils melancholisch, teils schneidend-dramatisch. Drei Achtel auf gleicher Tonhöhe, die auf wechselnden Tonhöhen wiederholt werden, sind zunächst bestimmend - im Mittelteil des 13. Quartetts stehen sie für das Bedrohliche des Todes. Eingeführt werden sie pizzicato von der 1. Violine, dann erklingen sie als Staccato-Akkorde in den übrigen Stimmen. Sie bilden die Einleitung, dann die Begleitung für eine melancholische Melodie, die bald abgelöst wird von zerklüfteten, schrillen Passagen.
Der weitere, weitaus größere Teil des Satzes gehört ausdrucksstarken Meditationen, zunehmend einer romantischen Tonsprache verpflichtet: Sie beginnen nach einer Überleitung mit einem Duo von 1. Violine und Cello, es folgt ein Solo der Bratsche; die 1. Violine kommt hinzu. Immer sind hier abfallende Intervalle (Terz, Quart, Quint) ein wesentliches Element. Schließlich sind alle Instrumente im Spiel: Die oberen Stimmen begleiten eine ruhige Cello-Melodie. Der Höhepunkt des romantischen Klangs ist erreicht, wenn schlichte melodiöse Motive zu gebrochenen Akkorden der 1. Violine, dann - pizzicato - des Cellos erklingen.
Ein ergreifendes ‚Adagio’ nimmt Motive aus dem 7. und 8. Durchgang der Chaconne auf, an die drei klopfenden Achtel des Beginns wird erinnert, die resignative Stimmung nimmt zu. ‘morendo’ (ersterbend) heißt die Spielanweisung für den letzten Takt. Es ist die Stimmung von Sterben und Tod, die Schostakowitschs Spätwerk beherrscht.

Krzysztof Meyer berichtet, wie Schostakowitsch ihm bei ihrer letzten Begegnung im April 1974 seine neuesten Werke vorspielte, unter anderem das 14. Streichquartett. Als Meyer ihm zu dem Quartett gratulierte, meinte der bescheidene Schostakowitsch, „dass Quartette leicht zu komponieren seien; eine wirklich schwierige Aufgabe sei dagegen das Schreiben eines Streichtrios“.

Dezember 2020



Streichquartett Nr. 13 b-Moll op. 138 / Préludes op. 34

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