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Max Reger
(1873-1916)

Quintett für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello A-Dur op. 146

Moderato ed amabile
Vivace
Largo
Poco allegretto

Mit seinem Klarinetten-Quintett stellt sich Reger bewusst in die Nachfolge von Mozart und Brahms; möglicherweise hat er auf Brahms’ Klarinetten-Quintett ähnlich reagiert wie auf die beiden Klarinettensonaten seines großen Vorbilds Brahms: Als er sie gehört hatte, meinte er selbstironisch und selbstbewusst: „Schön, werde ich auch zwei solche Dinger schreiben.“
Jedenfalls schuf er mit diesem Quintett einen Höhepunkt seiner Kammermusik. Wie Mozarts und Brahms' Quintette ist das von Reger ein Spätwerk, seine letzte große Komposition, wenige Monate vor seinem Tod entstanden, ein Werk voller Wehmut und Traurigkeit. Tröstliches kommt aus der Schönheit dieses Quintetts, aus der ergreifenden Melodik der Themen und Motive, aus dem Reichtum des Harmonischen und Rhythmischen, aus der Feinsinnigkeit der Satzkunst und auch aus dem Reiz des Klangs, der durch die Verschmelzung von Klarinette und Streichquartett entsteht.

Der Zugang zu diesem letzten großen Werk Regers ist nicht immer leicht. Schwierig ist seine Musik, weil ihr Element die Polyphonie ist und weil der tonale Bezugsrahmen so sehr geweitet wird, dass man streckenweise die Atonalität Schönbergs ahnt.

Aber Reger lässt nicht nur das Neue ahnen, sondern fasst die Tradition zusammen, die Kompositionsmittel des Barock ebenso wie die Formen der klassisch-romantischen Musik. So ist der Erste Satz als klassischer Sonatensatz zu verstehen; doch sein erstes Thema ist nicht das männlich-forsche Hauptthema eines solchen Sonatensatzes, sondern herb, grüblerisch, verinnerlicht, eher eine Einleitung zu einem zweiten, nun energisch-gespannten Thema (più animato), das man eher als das Hauptthema bezeichnen möchte:



Klarinettenquintett op. 146 Satz 1 Thema 2




Das dritte Thema, ein besonders zu Herzen gehendes, über dem die Spielvorschrift ‘tranquillo’ (ruhig) steht, ist in seiner Zartheit und Weichheit ein charakteristisches Seitenthema:



Klarinetten-Quintett op. 146 Satz 1 Thema 3




Es wird vom Streichquartett vorgetragen, die Klarinette führt es fort, das Nachspiel führt zu einem großen Crescendo, dann beendet ein Diminuendo (abnehmend, schwächer werdend) träumerisch-verklingend den ersten Teil des Satzes.
Im zweiten Teil werden Motive des Tranquillo-Themas umgewandelt und neu zusammengesetzt. Mit Motiven des zweiten, energischen Themas steigert sich der Ablauf zu einem dramatischen Fortissimo. Am Ende entfaltet das Tranquillo-Thema noch einmal seine ganze Schönheit. Der dritte Teil des Satzes greift mit einigen Veränderungen den ersten wieder auf und mit der Zartheit des Tranquillo-Themas klingt der Satz in der Coda mit einem dreifachen Piano aus.

Der Scherzo-Satz in h-Moll ist im Aufbau ganz der Tradition verpflichtet: A B A. Im A-Teil wechseln feiner Humor und ergreifende Melancholie, Staccato-Achtel und Pizzicati als Begleitung eines ein wenig verfremdet klingenden Themas mit einem langsameren Teil voller klagender Seufzer in allen Instrumenten.
Die Melancholie wird noch gesteigert im Mittelteil (B), der ähnlich aufgebaut ist wie der A-Teil. Wieder gibt es den Wechsel zwischen einer Melodie, die nun nicht humorvoll, sondern wie wehmütiger Abschied klingt:



Klarinetten-Quintett Satz 2 Mittelteil Thema 1



und einem durch punktierte Halbe gebildeten Motiv, das voll von Traurigkeit ist:



Klarinetten-Quintett Satz 2 Mittelteil Thema 2



Das Tranquillo-Thema des Ersten Satzes ist so eindringlich, dass es auch im Largo eine zentrale Bedeutung erhält. Es erscheint mehrmals gleichsam als Fixpunkt und wird umgeben von einem dichten feingesponnenen Gewebe von zumeist chromatisch gefärbten Themen und Motiven, die mitsamt dem Tranquillo-Thema dem ‚Largo‘ seine Melancholie und seine schwärmerische Süßigkeit geben. So wird die Stimmung des Ersten Satzes wieder aufgenommen und zu großer Expressivität gesteigert.

Im Final-Satz zeigt sich Reger als „Meister der Variationstechnik“. Ein liedhaftes Thema,



Klarinetten-Quintett Satz 4 Beginn des Themas



dessen Mittelteil aus Achteln besteht, die in einfachen Stufen abwärtsgehen, erfährt acht Variationen. Die erste ist durch Sechzehntel-Triolen bestimmt, die zweite durch eine Zweiunddreißigstel Bewegung der das Thema umspielenden Figuren. Auffällig ist hier das chromatische Abwärts des Beginns. Auffällig in der dritten Variation (‚Vivace‘) sind die Abwärtsläufe der Klarinette. Der Rhythmus dieser Variation ist durch Punktierung und Synkopen recht komplex. Komplex im Rhythmischen und Harmonischen ist auch die vierte Variation; die variierte Themen-Melodie, von 1. Violine und Klarinette im Wechsel vorgetragen, erhält einen melancholischen Charakter. Neckisch wirken die Sechzehntel-Triolen und die dagegen gesetzten punktierten steigenden Sext-Sprünge in der fünften Variation (‚Vivace‘) - eine lustige Jagd. Den Gegensatz dazu bildet die wunderschöne sechste Variation: Durch langsame (‚Piu lento‘), oft chromatisch abwärts geführte Achtel wird das Thema zu einem eindringlichen Klagegesang. In der siebten Variation füllen durchgehend acht vorwärtsstürmende Sechzehntel (‚Vivace. quasi presto‘) den 4/8-Takt. Mittlerweile hält sich Reger nicht mehr an den Umfang des Themas. Das stürmische Vorwärtsdrängen der Sechzehntel kann sich offenbar nicht an eine solche Einschränkung binden, und auch das Thema ist kaum mehr erkennbar. Erst am Ende der letzten Variation (‚Sostenuto‘) wird es wieder deutlicher. Bemerkenswert sind hier die Vortragszeichen der letzten 11 Takte: neben dolce, dolce espressivo, dolcissimo und ppp heißt es poco poco ritardando, Piu lento, sempre ritardando, Piu Adagio. Es ist wie ein langsames, sanftes Sich-Lösen, wie ein leichtes, leises Abschiednehmen, ein ähnliches Ausklingen wie im Klarinetten-Quintett von Brahms.

Es sei erlaubt, eine Eichendorff-Strophe zu zitieren, die Reger großartig vertont hat:

O Trost der Welt, du stille Nacht!
Der Tag hat mich so müd gemacht,
Das weite Meer schon dunkelt,
Lass ausruhn mich von Lust und Not,
Bis dass das ewige Morgenrot
Den stillen Wald durchfunkelt.

Februar 2020



Präludium und Fuge für Violine d-Moll op. 117/6

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