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Maurice Ravel:
(1875-1937)

Trio für Klavier, Violine und Violoncello

Modéré
Pantoum: Assez vif
Passacaille: Très large
Final: Animé

Fünf Mal bewarb sich der junge Ravel um den ‚Prix de Rome‘, doch immer scheiterte er. Dieser Preis war die höchste Auszeichnung für junge französische Komponisten; der Erste Preisträger erhielt ein vierjähriges Stipendium für den Besuch der „Académie des Beaux-Arts“ in Rom.
Ravel berichtet: „Als Fauré sich für mich einzusetzen versuchte, versicherte ihm Monsieur Dubois (Direktor des Konservatoriums), er mache sich über meine musikalische Begabung Illusionen.“
Und nicht nur Fauré, auch Camille Saint-Saëns setzte sich – vergebens – für Ravel ein: „Der Dritte Preisträger, ein gewisser Ravel, scheint mir das Zeug zu einer ernsthaften Karriere zu haben.“, so Saint-Saëns an einen Kollegen.
Ravel wird gemeinhin zu den ‚Impressionisten‘ gezählt, doch er hebt sich von dem 12 Jahre älteren Debussy ab durch schärfere thematische und rhythmische Konturen; seine neuartigen Rhythmen und Harmonien bettet er gern in traditionelle Formen und Strukturen ein und ist insofern ‚klassischer‘ als Debussy, wobei er häufig die strukturellen Grenzen durch unmerkliche Übergänge verwischt. Zu letzterem Verfahren äußert sich Ravel grundsätzlich: „Was nicht leicht von der Form abweicht, entbehrt des Anreizes für das Gefühl - daraus folgt, dass die Unregelmäßigkeit, das heißt das Unerwartete, Überraschende, Frappierende einen wesentlichen und charakteristischen Teil der Schönheit ausmacht“.

So auch beim Klaviertrio: Der Erste Satz hält sich im Aufbau ganz an die klassisch-romantische Tradition: In klarer Einfachheit ist er nach dem Schema des klassischen Sonatensatzes aufgebaut mit einem Haupt- und Seitenthema, die in einem ersten Teil vorgestellt werden, mit einem Mittelteil, der das Hauptthema variiert und einem dritten Teil, der auf den ersten zurückgreift. Es ist ein großartiger Beginn mit dem zögernden, nachdenklichen Hauptthema



Klaviertrio Satz 1 Hauptthema



vor allem durch die Wiederholung mit dem Unisono der beiden Streicher. Großartig auch, wie dieses Thema variiert, zum Fortissimo gesteigert und zum Piano zurückgeführt wird hin zum Seitenthema,



Klaviertrio Satz 1 Seitenthema



das mit großer Zartheit fugiert eingeführt wird. Der kurze Mittelteil, dessen Grenze zum ersten Teil verwischt ist, beginnt pianissimo mit dem Hauptthema im Bass des Klaviers. Violine und Cello kommen hinzu und in einer fulminanten Steigerung bilden die Akkorde des Klaviers den Abschluss des Mittelteils. Auch hier ist die Grenze verwischt, der dritte Teil beginnt gleich mit dem Seitenthema, zunächst im Cello, dann in hoher Lage der Violine, dann in kurzem Wechsel beider Streicher. Erst mit Beginn der Coda erklingt es wieder im Bass und im zartesten Pianissimo-Ausklang in der rechten Hand des Klaviers.

Der Titel des Zweiten Satzes, ‚Pantoum’ leitet sich ab von einer über Baudelaire und Hugo ins Französische gelangte malaiische Gedichtform mit vierzeiligen Strophen, in denen die zweite und vierte Zeile jeder Strophe in der nächsten Strophe als erste und dritte Zeile wiederholt werden. Musikgeschichtlich gesehen ist dieser Satz ein Scherzo im klassischen Sinne mit den ähnlich klingenden Ecksätzen und einer getrageneren Liedmelodie im Mittelteil. Die Analogie zu dem malaiischen Gedicht mag darin bestehen, dass in den Ecksätzen zwei kurze Themen auftreten, eines durch Staccato-Achtel geprägt,



Klaviertrio Satz 2 Thema 1



das andere durch Viertel und eine Triole,



Klaviertrio Satz 2 Thema 2



und dass sie sich ständig in ständig variierender Gestalt und in immer kürzerem Abstand abwechseln.

Wenn nach den üblichen Definitionen bei der Passacaglia eine vier- oder achttaktige feste Basslinie als eine sich ständig wiederholende Grundlage für Variationen dient und bei der Chaconne vier oder acht Takte nur das sich wiederholende musikalische Gerüst (Basslinie, Melodie, Harmonie-Schema) bilden, wenn also bei der Passacaglia das Thema sich nicht verändern darf, die Chaconne aber nicht so streng strukturiert ist, so handelt es sich beim ‚Dritten Satz‘ des Klaviertrios entgegen der Satzbezeichnung nicht um eine Passacaglia, sondern um eine Chaconne, die der Tendenz bei Ravel entspricht, sich an feste Strukturen zu halten, aber das Strukturelle auch zu verwischen.
Das achttaktige Chaconne-Thema (hier die ersten fünf Takte)



Klaviertrio Satz 3



entfaltet seinen besonderen Reiz ganz, wenn mit dem Einsatz der Violine die Harmonien hinzutreten. Die einzelnen Variationen werden harmonisch zunehmend dichter und nehmen auch an Lautstärke zu; gegen Ende nehmen Dichte und Lautstärke wieder ab. Die letzte Variation bleibt dem Pianissimo des Klaviers vorbehalten und so endet die Chaconne, wie sie begann.

Das Finale beginnt mit impressionistisch-leichtem Klang, der den Anfang des Hauptthemas ausmacht; es wird von der Violine aufgegriffen



Klaviertrio Satz 4 Hauptthema(unbenannt)



und steigert sich hin zum vollakkordischen Seitenthema, das wieder zum Pianissimo zurückfällt - die Wucht solcher Steigerungen ist charakteristisch für dieses Trio.
Derselbe Bogen - das Hauptthema mit Trillerketten des Cellos pianissimo im Bass des Klaviers, große Steigerung durch das abgewandelte Seitenthema und ein Zurück zum Pianissimo – findet sich auch im Mittelteil des Satzes. Der dritte Teil, der den ersten – verkürzt – aufgreift, beginnt mit dem Hauptthema in der Violine, steigert sich – wie zu Beginn und im Mittelteil – bis zum Seitenthema, dessen Fortissimo - durch Trillerketten beider Streicher noch verstärkt und von einigen Takten des Hauptthemas unterbrochen - den Satz mit nahezu orchestralen Klängen beendet.

November 2020



Violinsonate G-Dur / Streichquartett F-Dur

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