Sergei Prokofiev (1891-1953)
Sonate für Flöte und Klavier D-Dur op. 94
Moderato Presto - poco meno mosso Andante Allegro con brio - poco meno mosso
Das technisch ungemein anspruchsvolle Werk zeugt musikalisch von leichter, gelöster Lebensfreude, gleichsam ein ‚lichter Moment‘ in einer schrecklichen Zeit, denn es entstand im Jahr 1943. Die Schrecken dieser Zeit hat Prokofiev u. a. in der Violinsonate op. 80 verarbeitet. In der Flötensonate geht es um Heiterkeit, Spaß und Humor.
Das Moderato ist in der Form eines klassischen Sonatensatzes geschrieben mit einem ersten Teil, der zwei Themen und ihr Umfeld aufzeigt: ein gelassen-freundliches Hauptthema
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und ein Seitenthema, das dem Rhythmus nach ein Marsch ist, aber ebenso freundlich, ja heiter und in der mit einem Kanon beginnenden Wiederholung sogar verspielt. Verspielt auch, dann ungestüm wirken die Sechzehntel-Figurationen zwischen den beiden Themen. Ein zweiter Teil spielt übermütig mit den bisher vorgestellten beiden Themen. Im dritten Teil des Satzes wird der erste mit einigen Veränderungen wieder aufgegriffen.
Geistreich, spritzig, witzig – so klingen die zwei Themen (A B A‘) der Eckteile des Zweiten Satzes. Thema A:
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Der erste Themenbereich endet mit Tonleitern, die - so ist zu lesen - mit den raschesten Sechzehnteln der gesamten Flötenliteratur gespielt werden müssen. Im Mittelteil (poco meno mosso – ein wenig weniger bewegt) wird eine klagende Melodie wie von einem spitzen Vogelruf unterbrochen. Der zweite Eckteil wiederholt den ersten, aber mit Veränderungen; so wird die Wiederholung von A, also A‘ fortgelassen.
Das Andante, eine schlichte Idylle, strahlt große Ruhe aus, auch dann noch, wenn lebendige Figuren mit Sechzehntel-Triolen hinzukommen, die – so die Erläuterung von Villa Musica - „dem Murmeln eines Baches vergleichbar“ sind.
In einem ersten Teil des Vierten Satzes werden die Themen vorgestellt: das ausgelassene Hauptthema und zwei Seitenthemen, die humorvoll einen schwerfälligen Tanz – marcato zu spielen –, dann im Klavier mit aufsteigenden Stufen von Terzen ‚Klavierübungen‘ eines Anfängers darstellen; sie werden kunstvoll verfeinert, wenn die Flöte sie aufgreift. Abgeschlossen wird dieser erste Teil mit einer Wiederholung des Hauptthemas. Der zweite Teil spielt mit dem bisher Vorgestellten, fügt auch Neues hinzu. Der rustikale Tanz klingt kurz an und auch die ‚Klavierübung‘ ist wieder dabei. Ein Klaviersolo beginnt derb, wird kultivierter und leitet über zu einem neuen melodiösen Thema der Flöte, das, zart beginnend sich bis zum Fortissimo entfaltet. Ein lustiges Tanzstückchen leitet über zum dritten Teil, der den ersten – verändert – wiederholt: Das Hauptthema wird kurz aufgegriffen, ebenso der rustikale Tanz. Die Parodie der ‚Klavierübung‘ beginnt jetzt in der verfeinerten Form und wechselt dann ins Grobe, und mit dem letzten Erscheinen des Hauptthemas beginnt die knappe übermütige Coda.
November 2020
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