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Eine angenehme Mischung von Shakespeare und Cole Porter
Cole Porters Musical ‚Kiss me, Kate’in Bergisch Gladbach

Unstrittig, dass Shakespeares Sprache komplexer ist als die banale Alltagssprache der Schauspieltruppe, die in Cole Porters berühmtem Musical ‚Kiss me, Kate’ Shakespeares ‚Der Widerspenstigen Zähmung’ aufführt. Durch diesen dramaturgischen Trick – ein Theaterstück im Theaterstück –, den auch Shakespeare besonders schätzte, sind in Porters Musical die Sprachstile unmittelbar nebeneinander montiert. Der Gegensatz zwischen der Banalität der Sprache in jener Schauspieler-Welt und der noch in der Übersetzung Baudissins wunderschön-poetischen Sprache Shakespeares wird direkt erfahrbar - ein besonderer Reiz von ‚Kiss me, Kate.

Und so kommt es zu diesem Nebeneinander in Porters Musical: Eine Theatertruppe mit Fred Graham als Hauptdarsteller und Regisseur führt Shakespeares ‚Der Widerspenstigen Zähmung’ als Musikstück auf. Und sie führt es nicht nur auf, sondern verquickt ihre eigenen Probleme mit denen des Shakespeare-Stücks: Der zickige Hollywood-Star Lilli Vanessi spielt als Gast die Hauptrolle. Lilli ist Freds Exfrau und nun liiert mit dem reichen Harrison Howell, eine boshafte Karikatur eines amerikanischen Politikers. Aus ihrer Freude über einen Blumenstrauß Freds, den sie irrtümlich erhält – Fred hatte ihn für Lois Lane, eine höchst flatterhafte und karrieregeile Kollegin, gedacht - und aus ihrer Wut, als sie diesen Irrtum bemerkt, darf der Zuschauer schließen, dass Lilly gerne zu Fred zurück möchte. Dies alles spielt sich auf der leeren Bühne eines Theaters in Baltimore oder hinter der Bühne dieses Theaters ab, kurz vor der Aufführung, sogar während ihr und in der Pause.

Ein kurzer Hinweis zur Komödie des jungen Shakespeare, die von der Truppe in Baltimore aufgeführt wird: Baptista, ein reicher Edelmann in Padua, hat zwei Töchter, die hübsche, liebe Bianca, die von allen umschwärmt wird, und die schöne, aber unerträglich kratzbürstige Katharina, die niemand heiraten und die auch niemanden heiraten will: In einem der köstlichen Songs von Porters Musicals schimpft sie:
Wie kann man solche Lumpen lieben, schaut euch nur die Brut an.
Wenn ich so einen Kraftprotz sehe, kommt mich schon die Wut an,
Denn die paar Haare auf der Brust hat jeder Orang Utan,
Ich habe dich durchschaut, Mann!

Das ist nun nicht Shakespeare, sondern Cole Porter, der die spritzigen, witzigen Texte seiner Songs selbst verfasst hat (In der Übersetzung wird das Kabarettistisch-Sprachspielerische dieser Texte nicht immer deutlich.). Entscheidend für den Erfolg des Musicals sind freilich Porters glänzende musikalische Einfälle. Sie sind nicht nur vom Jazz inspiriert (‚Too darn hot’), sondern auch von der europäischen Operette, ja sogar Weills Dreigroschenoper-Musik wird zitiert und Brecht mit seinem ‚Der Mensch lebt nicht vom Brot allein’. Jeder einzelne Song hat seinen eigenen Charakter, ist humorvoll oder sentimental, lebhaft oder romantisch.

Zurück zu Shakespeare: Vater Baptista ordnet an, dass Bianca nicht verheiratet wird, bevor nicht das widerspenstige Kätchen unter der Haube ist. Zum Glück für Biancas Bewerber kommt aus Verona Petruchio, dem es nur um eine große Mitgift geht. Im Musical stellt er sich vor mit dem hübschen Song ‚Ich will mich reich beweiben hier in Padua’. Hauptsache, die Braut hat Geld, andere Ansprüche stellt er nicht. Und so heiratet er Kätchen und zähmt sie unter großen Schwierigkeiten, doch schließlich erfolgreich.

Lilli, die Darstellerin des Kätchen, fällt in ihrer Wut wegen des fehlgeleiteten Blumenstraußes teils aus der Rolle, teils nutzt sie die Rolle als Widerspenstige, um wie eine Furie auf Fred loszugehen. Und Fred, der Darsteller des Petruchio, nutzt seinerseits seinen Shakespeare, um Kätchen/Lilli zu ‚zähmen’, und scheut dabei auch nicht vor Prügel zurück. Ein besonderer Gag: Lilly will mitten in der Aufführung das Theater verlassen, aber Fred bringt zwei Ganoven, die eigentlich ihm ans Fell wollen, dazu, mit ihren Revolvern Lilli zum Weiterspielen zu zwingen. Am Ende ist auch Lilli gezähmt, weniger durch die Prügel, eher wohl durch die Aussicht, wieder Theater spielen zu können, und durch die Liebeserklärung Freds in dem herrlich sentimentalen Song ‚So in love am I’.

Die Schauspieler haben Shakespeares Stück genutzt, ja missbraucht, um ihre Probleme zu klären. Solcher Nutzen der Kunst ist möglich, weil das Leben sich in der Kunst spiegelt und die Kunst das Leben widerspiegelt. Die Zuschauer aber sind belehrt und unterhalten. „Dadurch wird Leid verbannt, verlängt das Leben“, meint Shakespeare in ‚Der Widerspenstigen Zähmung’.

Dienstag, den 07. Oktober 2003, 19.30 im ‚Bergischen Löwen’ - Theater Hagen



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