Bachs sechs Sonaten für Violine und obligates Cembalo entstanden zwischen 1717 und 1723, als er in Köthen tätig war. Carl Philipp Emanuel Bach schreibt über seines Vaters Sonaten für Violine und Cembalo: „Sie klingen noch jetzt sehr gut, u. machen mir viel Vergnügen, ohngeacht sie über 50 Jahre alt sind. Es sind einige Adagii darin, die man heut zu Tage nicht sangbarer setzen kann.“ Dies gilt in besonderem Maße für das eindringliche Adagio der F-Moll-Sonate. Und für alle Sonaten gilt, dass sie mit ihrer Mischung aus kunstfertigster Kompositionsweise und lebendigstem Ausdruck in Erstaunen setzen. Unbeschwertes, Heiteres, Festliches – bei BWV 1019 an die Brandenburgischen Konzerte erinnernd – steht neben Schwermütigem und Besinnlichem. Die mitreißenden letzten Sätze der beiden Sonaten glänzen durch ihre tänzerische Vitalität.
J. S. Bach Sonate für Violine und obligates Cembalo Nr.5 f-Moll (1685-1750)
Ohne Bezeichnung Allegro Adagio Vivace
Die sechs Sonaten für Violine und Cembalo entstanden zwischen 1717 und 1723, als Bach in Köthen tätig war. Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel schreibt über diese Violinsonaten: „Sie klingen noch jetzt sehr gut, u. machen mir viel Vergnügen, ohngeacht sie über 50 Jahre alt sind. Es sind einige Adagii darin, die man heut zu Tage nicht sangbarer setzten kann.“
Der Erste Satz, dem die Tempobezeichnung fehlt, ist ohne Zweifel ein langsamer Satz, nicht nur weil es sich für die barocke Sonata da chiesa mit ihren 4 Sätzen (langsam - schnell - langsam - schnell) so gehört, sondern weil er mit seinen meist vom Bass des Cembalos vorgetragenen Dreiklangstönen in halben Noten ein ruhiges Schreiten darstellt. Das eigentliche Thema wird vom Cembalo vorgetragen:
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Es wird in der Form der Imitation immer wieder durch die drei Stimmen des Cembalos geführt. Die Violine greift dieses Thema nur einmal auf. Ihre eigentliche Aufgabe ist der Ausdruck einer Klage als Kontrapunkt zum Vorwärtsschreiten der Cembalostimmen.
Der Zweite Satz, ein Allegro, besteht aus zwei Teilen, die jeweils wiederholt werden sollen. Im ersten wird das Thema
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zu einer dreistimmigen Fuge verarbeitet. Nach der Durchführung der Fuge schließt sich ein mit Motiven des Fugenthemas spielendes Intermezzo an. Im zweiten Teil findet das Spiel seine Fortsetzung, auch das Fugenthema wird in dieses Spiel verwoben. Neu ist ein Seufzervorhalt:
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zunächst in der Violine, einige Takte später in der Oberstimme des Cembalos.
Ungewöhnlich, auch ungewöhnlich schön ist das Adagio. Auch an dieses ‚Adagio‘ mag Carl Philipp Emanuel bei seiner Bemerkung gedacht haben. Die Begleitung besteht aus gebrochenen Akkorden in Zweiunddreißigstel-Werten. „Darüber liegen in der Violine pausenlose und unrhythmisierte 2-stimmige Doppelgriffe. Doch im großen Zusammenhang des ganzen Satzes erkennt man eine weit ausholende“ (Reclam Kammermusikführer) eindringliche Violinmelodie, die von einer Fülle überraschender harmonischer Wendungen begleitet wird.
Das Charakteristikum des Vierten Satzes ist die Synkopierung und die Chromatik, durch die das zunächst als Fuge durchgeführte Thema bestimmt ist und deren Impuls den Satz rastlos vorwärtstreibt:
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Eines von neuen bzw. abgeleiteten Motiven ist besonders prägnant:
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Und mit ihm endet auch dieser in seiner Kontrapunktik höchst anspruchsvolle Satz.
Februar 2018
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Sonate Nr. 4 c-Moll BWV 1017 / Sonate Nr. 6 G-Dur BWV 1019
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