J. S. Bach (1685-1750)
Orchestersuite Nr. 2 h-Moll BWV 1067
Ouverture Rondeau Sarabande Bourrée I - Bourrée II Polonaise - Double Menuet Badinerie
Vier Orchestersuiten hat Bach geschrieben, zu Beginn einer solchen Suite steht jeweils eine Ouvertüre (Daher werden die Orchestersuiten auch einfach ‚Ouvertüren‘ genannt.); dem folgt eine Reihe von Tanz-Sätzen.
Die H-Moll-Suite entstand wahrscheinlich um 1738. Aufgeführt wurde sie von Bachs ‚Collegium musicum‘ in den berühmten Konzerten des ‚Zimmermannschen Kaffeehauses‘ in Leipzig. Geschrieben wurde sie vermutlich für den Soloflötisten der Dresdner Hofkapelle, Gabriel Buffardin. Das könnte erklären, warum die ‚Ouvertüre‘ zur H-Moll-Suite besonders ausgeprägt im französischen Stil geschrieben ist.
Die ‚Französische‘ Ouverture ist dreigeteilt. Das Thema des ersten Teils, von Flöte und 1. Violine gemeinsam vorgestellt,
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wird von den übrigen Stimmen imitiert; auffällig ist der für den französischen Stil typische punktierte Rhythmus. Das Thema des Mittelteils erscheint kunstvoll in Fugenform, unterbrochen von konzertanten Flötensoli, die die Thematik der Fuge aufgreifen. Der dritte Teil nimmt den ersten wieder auf, verändert ihn aber in der Taktart (drei statt vier Viertel), in der Struktur (z. B. Kanons durch alle Stimmen), die ‚französischen‘ Verzierungen werden vermehrt, und auch das Thema selbst wird deutlich verändert.
Das kurze Rondeau wirkt als einheitliches Ganzes, obwohl es Wiederholungen des Rondo-Themas und Zwischenspiele gibt. Diese sind nicht eigenständig, sondern Variationen des Rondo-Themas, was zu dieser Geschlossenheit des Ganzen führt.
Die Sarabande besteht aus zwei Teilen, die beide wiederholt werden. Der Aufklärungsphilosoph Johann Georg Sulzer schreibt 1771 über die Sarabande als Kunstform: „Der Vortrag muss wie in einem ausgezierten Adagio geschehen; der Ausdruck muss Würde haben und alles Kleine, Niedliche muss dabei vermieden werden.“ Höchst kunstvoll wie alles in dieser Orchestersuite imitiert der Bass die von Flöte und erster Violine gespielte Sopran-Stimme um einen Takt versetzt. Und trotz dieser kontrapunktischen Kunst erklingt alles mit wunderbarer Leichtigkeit.
Das Kunstvolle in der Bourrée I liegt im ‚Primitiven‘ des Basso ostinato: eine ständige Wiederholung eines Vier-Töne-Motivs. Und auch die sanftere Bourrée II hat ein solches Vier-Töne-Motiv im Bass. Sie gibt der Flöte Gelegenheit für ein schönes Solo, bevor die Bourrée I wiederholt wird.
Was im vorigen Tanzsatz die Bourrée II ist, ist in der Polonaise dass ‚Double‘, nämlich Mittelteil eines dreiteilen Aufbaus. Mit der Polonaise, wie wir sie vor allem durch Chopin kennen, hat sie nichts zu tun. Eingängig ist ihre Melodie wie bei allen Tänzen dieser Suite, und im Mittelteil glänzt der Flötist mit virtuosen Umspielungen dieser Melodie, die allein vom Bass vorgetragen wird.
Während die Dreiteiligkeit im Menuett bzw. Scherzo der Klassik ein charakteristisches Merkmal ist, fehlt sie im Menuet der H-Moll-Suite. Es „mutet schlichter an, als es ist. Der anmutige Aufschwung des ersten Taktes
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