Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur BWV 1050
Allegro Affettuoso Allegro
Die sechs Brandenburgischen Konzerte entstanden 1721, als Bach Kapellmeister und Kammermusikdirektor am Hofe des Fürsten Leopold von Anhalt in Köthen war. Gewidmet sind sie dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg, der sich einige Werke aus Bachs Hand gewünscht hatte.
Das 5. Brandenburgische Konzert ist in der Form eines ‚Concerto grosso‘geschrieben, also eines Konzertierens zwischen Concertino (einer Solistengruppe aus Flöte, Violine und Cembalo im Fünften Konzert) und ‚Grosso‘ (= Tutti: das gesamte Orchester einschließlich des ‚Concertinos‘). Das Tutti führt im Ersten Satz das hinreißende Thema ein und greift es, umgebildet, verkürzt, immer wieder auf. Dies geschieht im Wechsel mit den - oft virtuosen - Solopassagen des Concertinos, das mit einem neuen Motiv sich einführt:
|
|
Bei diesen Wechseln gestattet sich Bach eine Reihe von Freiheiten: das Tutti mischt sich beim Concertino ein, während die Flöte des Concertinos beim Tutti fehlt. Das Cembalo macht sich selbständig: Zunächst hebt es sich durch virtuose Läufe von den beiden anderen Soloinstrumenten ab, dann ordnet es sich wieder ein und verbindet sich mit Flöte und Violine, die im Wechsel pianissimo mit einem weiteren Motiv spielen (Takt 72):
|
|
Das reizende Spiel geht weiter mit einfachen abwärtsfallenden Dreiklängen, reizend auch durch die wunderbaren Harmoniewechsel. Und es endet mit langgezogenen Trillern von Flöte und Violine. Es beginnt in Andeutungen eine Wiederholung des Anfangs. Doch dann gelingt es dem Cembalo, sich durchzusetzen; die übrigen Instrumente ziehen sich nach und nach zurück, und schließlich ist es das alleinige Soloinstrument mit der langen, viel bewunderten Schluss-Kadenz.
Der Zweite Satz ist dem Concertino vorbehalten. Das Kernthema
|
|
erscheint kunstvoll verschränkt als Kanon, also „in einem Bereich der imitatorischen Polyphonie“ (Thomas Mann), dann oft verbunden mit einem neuen Motiv
|
|
und seiner Umkehrung im Nacheinander als Frage und Antwort - mit viel Ausdruck, gefühlvoll, wie es die Satzbezeichnung ‚Affettuoso‘ fordert (‚Affettuoso‘ kann auch als Tempovorschrift gelten und zeigt dann ein Zeitmaß zwischen Andante und Adagio an.).
Das ‚Concertino‘ stellt das Thema des Dritten Satzes vor, als Fugato, zunächst ohne Cembalo, das nach acht Takten den Beginn wiederholt, während Flöte und Geige ihren Part fortspinnen - also meisterhaft komponiert. Bedenkt man zudem, dass der gesamte Satz sich aus einem einzigen kurzen Motiv entwickelt,
|
|
so wird einem die Genialität Bachs deutlich, der mit anspruchsvollsten kompositorischen Mitteln ein solch heiteres, unbeschwertes Stück Musik schaffen kann, in dem wie bei einem fröhlichen Ballspiel die einzelnen Instrumente und Instrumentengruppen (Concertino - Tutti) sich Abwandlungen des Kernmotivs zuwerfen. Mit einer solchen Abwandlung, ‚cantabile‘ vorzutragen,
|
|
beginnt der ausgedehnte, abwechslungsreiche Mittelteil des Satzes. Der dritte Teil ist eine Wiederholung des ersten.
Juli 2019
|
Brandenburgisches Konzert Nr. 4 / Violinkonzert a-Moll BWV 1041
|
|
|
|